Moonlit Nights
doch … Sei froh, dass das nicht früher angefangen
und sie uns nicht einen Idioten nach dem anderen mit nach Hause
geschleppt hat …«
»An denen hätte sie aber üben können. Hoffentlich verschreckt sie
den Jungen nicht mit ihrer Ahnungslosigkeit …«
In Bezug auf meine Sexualität war meine Mutter schrecklich.
Wenn aus irgendeinem Grunde das Thema aufgegriffen wurde –
und damit meine ich ganz sicher nicht freiwillig von mir –
übertrat sie sämtliche Grenzen, die es gab. Mir wurde nichts
sachlich geschildert – ohhh nein! Ich wurde mit vulgären
Aussagen regelrecht bombardiert, die mich noch Wochen später,
allein nur bei dem Gedanken daran, erröten ließen.
Bevor sie das Thema noch weiter vertiefen konnten und mich
womöglich noch mit einbezogen, schlüpfte ich schnell unter die
Dusche und ließ mir heißes Wasser über den Körper rieseln. Das
tat gut … Ich seufzte laut. Dann klopfte es an der Tür.
»Schatz? Kann ich reinkommen? Oder tust du gerade etwas
Unanständiges
?« Ich hörte sie kichern. Keuchend schnappte ich
nach Luft. So etwas konnte nur von Ava kommen. Ich dachte
bewusst Ava, nicht Mutter. Irgendetwas schien – nein,
musste
–
damals im Krankenhaus schiefgelaufen sein. Ich gehörte bestimmt
zu einer wohlgesitteten Familie. Sie hatten mich einfach nur
vertauscht …
»Was ist jetzt? – Fertig? Oder noch fünf Minuten?« Wieder
dieses Kichern: »Ih ih ih.« Meine Mutter hätte hervorragend die
böse Hexe in einem Horrorfilm spielen können. Zumindest wäre
es schon mal nicht notwendig gewesen, ihre Lache zu vertonen.
»Komm rein!«, zischte ich genervt. Nachdem ich das Shampoo
und das Duschgel abgewaschen hatte, trat ich aus der Dusche und
rubbelte mich trocken.
»Da unten solltest du dich jetzt immer besonders gut waschen.«
Sie blinzelte auf die Stelle, wo sich normalerweise der
Reißverschluss der Hose befand.
»Mom …«, stöhnte ich. Steckte ich für heute Morgen nicht schon
genug in Peinlichkeiten und Demütigungen? Wollte sie mich auch
noch darin ersticken?
»Wirklich … man weiß nie, wann es soweit ist.«
»Mom!« Noch ein Wort und ich müsste ihr das Handtuch ins
Maul stopfen.
»Paps hat einen Gemüseladen. Kein Fischgeschäft. Die Ausrede
fällt somit flach.«
»Dad! Mom ist wieder so … SCHRECKLICH!« Mein Hilfeschrei
sollte eigentlich meinen Vater dazu holen. Er war mir gegenüber
in solchen Dingen viel zu verklemmt. Das Gespräch wäre sehr
schnell beendet gewesen, doch leider erstarb mein Hilferuf unter
dem lauten Summen des Föhns. So blieb mir nur noch die Flucht
aus dem Badezimmer.
Ich rubbelte meine Haare so gut es ging mit dem Handtuch
trocken, zog mich an und band meine Haare duttähnlich hinter
dem Kopf zusammen. Auch, wenn überall Haarsträhnen
heraushingen und der Haarknoten eher kläglich aussah, aber ein
Pferdeschwanz war heute ausgeschlossen. Nicht, weil ich Liam
dieser langweiligen Frisur nicht schon wieder aussetzen wollte,
sondern weil meine Haare so lang waren, dass in kurzer Zeit mein
ganzes Shirt nass gewesen wäre – zumindest redete ich mir das
ein. Ganz passabel dachte ich, und meine grünen Augen
betrachteten mich zufrieden im Spiegel.
Als ich runter in die Küche ging, war meine Mutter zum Glück
schon weg. Noch mehr hätte ich heute Morgen auch nicht
ertragen. Schnell löffelte ich eine Schale Schokomüsli und machte
mich auf den Weg zur Schule.
Mein Fußweg dauerte eine halbe Stunde.
Ob Liam auch schon unterwegs war? Verstohlen blickte ich mich
um. Und wenn schon, konnte mir das nicht egal sein? Würde es
mich nicht völlig kalt lassen? Ich ging doch schließlich jeden
Morgen allein zur Schule. Trotzdem erwischte ich mich dabei,
wie ich mich immer wieder umdrehte. Scheinbar war es mir nicht
GANZ egal. Aber zum größten Teil … Ja, zum größten Teil.
Ganz sicher.
Auf dem Schulhof angekommen, war Liam bereits dort. Umringt
von einer Heerschar von Mädchen. Ein Gefühl von Aggression
machte sich in mir breit, gepaart mit einem Tick Verzweiflung.
Normale Menschen würden das wohl als Eifersucht bezeichnen.
Dieses Gefühl kannte ich noch gut aus Kindertagen. Wenn meine
bescheuerte Cousine zu Besuch kam und grundsätzlich mit dem
spielen wollte, was ich gerade in der Hand hatte. Meine Mutter
bevorzugte sie dann immer und ich musste mein Spielzeug
abgeben. Allerdings war dieses Gefühl hier schlimmer.
Eifersüchtig konnte man doch eigentlich nur werden, wenn andere
einem etwas
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