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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Cornelius, in den Adern unserer Kinder fließt das Blut deiner Familie. Und Quintus Lutatius ist von Geburt her ein Julius Caesar. So ist es angemessen, daß ein Julius Caesar Rom die Siegesbotschaft überbringt.« Er schaute sich fragend im Kreise der Anwesenden um. »Ist das gerecht?«
    »Es ist gerecht«, antworteten alle im Chor.

    »Was für ein wundervoller erster Auftritt im Senat«, sagte Aurelia und konnte ihre Augen nicht von Caesars Gesicht wenden. Wie braungebrannt er war, was für ein Mann! »Ich bin jetzt froh, daß die Zensoren dich vor deinem Dienst bei Gaius Marius nicht zugelassen haben.«
    Caesar war immer noch aufgeregt. In Gedanken durchlebte er jene glorreichen Augenblicke im Senat, als er dem Senatsvorsitzenden Marius’ Schreiben übergeben und dann mit eigenen Augen gesehen hatte, wie der Senat von Rom die Nachricht aufnahm, daß die Bedrohung durch die Germanen ihr Ende gefunden hatte: Beifall, Jubel, lachende und weinende Senatoren, Gaius Servilius Glaucia, der Führer der Volkstribunen, wie er mit geraffter Toga von der Curia zum Versammlungsplatz der Komitien rannte und die Nachricht von der rostra herunterschrie, der Anblick von so illustren Persönlichkeiten wie Metellus Numidicus und dem pontifex maximus Ahenobarbus, die sich feierlich die Hände schüttelten und bemüht waren, trotz aller Aufregung noch würdevoll zu wirken.
    »Das ist ein Omen«, sagte er zu seiner Frau. Seine Augen ruhten mit Bewunderung auf ihr. Wie schön sie war, und wie wenig man ihr anmerkte, daß sie seit vier Jahren in der Subura lebte und ein großes Mietshaus, eine insula , verwaltete.
    »Eines Tages wirst du Konsul sein«, sagte sie zuversichtlich. »Immer wenn sie an unseren Sieg bei Vercellae denken, werden sie sich daran erinnern, daß du es warst, der ihnen die Nachricht überbracht hat.«
    »Nein«, sagte er, um Gerechtigkeit bemüht, »sie werden an Gaius Marius denken.«
    »Und an dich«, beharrte die verliebte Aurelia hartnäckig. »Dein Gesicht haben sie gesehen, du warst sein Quästor.«
    Caesar seufzte, machte es sich auf der Speiseliege bequem und wies auf den leeren Platz neben sich. »Komm her!«
    Aurelia saß hochaufgerichtet auf ihrem Stuhl mit gerader Lehne und schaute auf die Tür zum triclinium . »Gaius Julius!«
    »Wir sind allein, meine geliebte Frau, und ich bin nicht so ein Tugendbold. An meinem ersten Abend zu Hause will ich von dir nicht einmal durch eine Tischbreite getrennt sein.« Er klopfte noch einmal auf die Liege. »Komm her, mein Weib! Sofort!«

    Als das junge Paar sich in der Subura niedergelassen hatte, war ihre Ankunft immerhin so bemerkenswert gewesen, daß sie für längere Zeit die Neugier aller Nachbarn auf sich gezogen hatten. Adlige Hausbesitzer gab es genug, aber keine adligen Hausbesitzer, die auch in der Subura wohnten. Gaius Julius Caesar und seine Frau waren seltene Ausnahmen, und deshalb erregten sie mehr als das übliche Maß an Aufmerksamkeit. Denn in ihrer Ausdehnung und der riesigen Zahl von Menschen, die dort lebten, war die Subura ein geschäftiges, klatschsüchtiges Dorf, und nichts war wichtiger als ein neues Spektakel.
    Alle Prophezeiungen liefen darauf hinaus, daß das junge Paar nicht lange bleiben würde. Die Subura, die schon viele Ansprüche und Ambitionen zurechtgerückt hatte, würde den beiden schon zeigen, wo sie hingehörten: auf den Palatin. Hysterische Anfälle würde die Dame bekommen, der Herr würde die Nase rümpfen und Wutausbrüche kriegen! Ha, ha! lachten sich die hartgesottenen Bewohner der Subura ins Fäustchen. Und warteten hämisch.
    Doch nichts dergleichen geschah. Die Dame, so registrierten sie, war sich nicht zu schade, selbst auf dem Markt einzukaufen, und sie genierte sich nicht, jedem lüsternen Kerl, der sich an sie heranmachen wollte, eine deutliche Abfuhr zu erteilen. Nicht einmal die Frauen der Subura konnten ihr Angst einjagen. Als sie einmal den Vicus Patricius überquerte, war sie plötzlich von einer Gruppe Frauen umringt, die auf sie einredeten, sie solle sich doch auf den Palatin scheren, wo sie hingehöre. Und der Herr war, man konnte es nicht anders sagen, ein echter Edelmann. Er war höflich und ruhig, hörte stets interessiert und aufmerksam zu und bot jederzeit seine Hilfe bei Problemen mit Testamenten, Pachtkontrakten und Verträgen an.
    Sehr schnell achtete man das junge Paar, und irgendwann liebte man die beiden. Vieles an ihnen war neu hier: Sie kümmerten sich um ihre eigenen Dinge und steckten ihre

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