Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
waren an ein kühleres, milderes Klima gewöhnt und hatten wie immer riesige Mengen Fleisch zum Frühstück verschlungen, und mußten nun zwei Tage nach der Sommersonnwende unter einem wolkenlosen Himmel, in einer erstickenden Staubwolke gegen die Römer kämpfen. Für die römischen Legionäre waren das die üblichen kleinen Unannehmlichkeiten, die Germanen aber fühlten sich wie in der Unterwelt. Sie fielen zu Tausenden und Abertausenden, mit ausgedörrten Kehlen, in Rüstungen, die wie das Bluthemd des Herakles brannten, unter glühend heißen Helmen und mit Schwertern, die tonnenschwer in den Scheiden steckenblieben.
    Als die Sonne am höchsten stand, gab es keine kimbrischen Krieger mehr. Achtzigtausend Mann lagen tot auf dem Schlachtfeld, darunter auch Boiorix. Die übrigen flüchteten und zerrten ihre Frauen und Kinder in die Wagen, um über die Alpen zu retten, was noch zu retten war. Aber fünfzigtausend Wagen konnten nicht im Galopp davonrasen, und eine halbe Million Rinder und Pferde ließen sich nicht in ein oder zwei Stunden zusammentreiben. Nur die Germanen kamen davon, die das Tal der Salasser hinauf in Richtung Alpen flohen. Viele Frauen fürchteten die Gefangenschaft so sehr, daß sie sich und ihre Kinder töteten, manche töteten auch die flüchtenden Krieger. Trotzdem wurden sechzigtausend kimbrische Frauen und Kinder und zwanzigtausend Krieger an die Sklavenhändler verkauft.
    Von denen, die durch das Tal der Salasser und über den Paß bei Lugdunum nach Gallia Transalpina gelangten, schafften es nur wenige, sich durch die angriffsbereiten Spaliere der Kelten zu schlagen, auch die Allobroger und Sequaner griffen sie unbarmherzig an. Höchstens zweitausend Kimbern stießen schließlich zu den sechstausend Kriegern, die bei den Aduatukern zurückgeblieben waren. Wo die Somme in die Maas fließt, ließen sich die wenigen, die von der großen Völkerwanderung übriggeblieben waren, endgültig nieder, und im Laufe der Zeit nannten sie sich Aduatuker. Nur der unermeßlich große Schatz erinnerte noch daran, daß sie einst ein germanischer Stamm von mehr als siebenhundertfünfzigtausend Menschen gewesen waren. Doch konnten sie ihre Schätze nie genießen, denn immer wieder mußten sie sie gegen einfallende Römer verteidigen.
    Gewappnet für eine andere Art von Kampf, kam Catulus Caesar zu dem Rat, den Marius nach der Schlacht von Vercellae einberufen hatte. Er traf auf einen weich gestimmten, leutseligen Marius, der ihm bereitwillig jeden Wunsch erfüllte.
    »Mein lieber Freund, natürlich sollst du einen Triumph feiern!« sagte Marius und klopfte ihm auf den Rücken.
    »Mein lieber Freund, nimm dir zwei Drittel der Beute! Meine Männer haben ja noch die Beute von Aquae Sextiae, außerdem gab ich ihnen den Erlös vom Verkauf der Sklaven, so stehen sie nach dieser Schlacht besser da als deine Leute, würde ich meinen - oder willst du das Geld aus dem Sklavenhandel auch verteilen? Nein? Natürlich nicht, das verstehe ich gut, mein lieber Quintus Lutatius!« sagte Marius und reichte ihm einen Teller voller Leckereien.
    »Mein lieber Freund, nicht im Traum würde ich daran denken, allen Ruhm für mich zu beanspruchen! Wie könnte ich, wo deine Soldaten in Mut und Geschick meinen in keiner Weise nachgestanden haben?« sagte Marius, nahm ihm den Teller ab und drückte ihm statt dessen einen bis zum Rand mit Wein gefüllten Becher in die Hand. »Komm her, nimm Platz! Was für ein Tag! Heute werde ich in Frieden schlafen.«
    »Boiorix ist tot«, sagte Sulla und lächelte zufrieden. »Es ist alles vorbei, Gaius Marius. Wirklich und endgültig vorbei.«
    »Und deine Frau und dein Kind, Quintus Sertorius?« fragte Marius.
    »Sind in Sicherheit.«
    »Gut. Sehr gut!« Marius schaute sich im überfüllten Zelt des Feldherrn um. Selbst seine buschigen Augenbrauen schienen zu leuchten. »Und wer möchte die Nachricht vom Sieg von Vercellae nach Rom bringen?« fragte er.
    Zwei Dutzend Stimmen erschollen, einige Dutzend Männer hingegen schwiegen betroffen, aber ihre Gesichter sprachen Bände. Marius betrachtete einen nach dem anderen und ließ seine Augen endlich auf dem ruhen, für den er sich ohnehin schon entschieden hatte.
    »Gaius Julius, du sollst die Aufgabe übernehmen. Du bist mein Quästor, aber nicht nur das. In dir ruht ein Teil eines jeden von uns drei obersten Feldherren. Wir müssen hier im italischen Gallien bleiben, bis alles in Ordnung gebracht ist. Du bist mein Schwager und auch der von Lucius

Weitere Kostenlose Bücher