Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
Germanen so leben, weil sie von Natur aus so sind. Sie leben eben so, wie sie es von ihrer ursprünglichen Heimat gewohnt sind.«
    Marius horchte auf und zog die Augenbrauen hoch. »Wenn sie also beispielsweise lange genug in Italien herumlungerten, dann würden sie irgendwann lernen, wie man Landwirtschaft betreibt, meinst du das?«
    »Genau.«
    »Dann sollten wir auf jeden Fall noch in diesem Sommer den Entscheidungskampf herbeiführen und dem Spiel ein Ende machen - und mit ihnen auch. Seit fast fünfzehn Jahren lebt Rom jetzt mit diesem Schatten. Ich kann nicht ruhig in meinem Bett schlafen, wenn ich vor dem Einschlafen immer an die halbe Million Germanen denken muß, die in Europa herumzieht und nach dem Elysium sucht, das sie irgendwo nördlich des Rheins verlassen hat. Die germanische Völkerwanderung muß aufhören. Und ich kann nur sicher sein, daß sie aufhört, wenn römische Schwerter ihr ein Ende machen.«
    »Ich bin ganz deiner Meinung«, sagte Sulla.
    »Ich auch«, pflichtete Sertorius bei.
    »Hast du nicht einen Sprößling irgendwo bei den Kimbern?« wandte sich Marius an Sertorius.
    »Ja, habe ich.«
    »Weißt du, wo er ist?«
    »Ja.«
    »Gut. Wenn alles vorbei ist, kannst du deinen Sprößling und seine Mutter schicken, wohin du willst, meinetwegen sogar nach Rom.«
    »Vielen Dank, Gaius Marius. Ich werde sie nach Hispania Citerior schicken«, sagte Sertorius lächelnd.
    Marius stutzte. »Spanien? Warum gerade Spanien?«
    »Dort hat es mir gefallen, als ich lernte, ein Keltiberer zu sein. Der Stamm, bei dem ich damals lebte, wird für meine germanische Familie sorgen.«
    »Also gut! Nun, meine lieben Freunde, laßt uns überlegen, wie wir den Kampf mit den Kimbern herbeiführen können.«
     
    Und Marius führte den Kampf herbei. Bei einer Zusammenkunft von Marius und Boiorix wurde der letzte Tag im Kalendermonat Quintilis als Tag für die Schlacht festgesetzt. Marius war nämlich nicht der einzige, der die Jahre der Unentschiedenheit satt hatte, auch Boiorix wollte endlich eine Entscheidung.
    »Dem Sieger gehört Italien«, sagte Boiorix.
    »Dem Sieger gehört die Welt«, gab Marius zurück.
    Wie in Aquae Sextiae kämpfte Marius mit den Fußsoldaten. Seine Truppen aus Gallia Transalpina hatte er in zwei riesige Flügel geteilt, jeder Flügel bestand aus fünfzehntausend Mann. Die spärliche Reiterei hatte er zusammengezogen, sie sollte die beiden Flügel der Infanterie schützen. Zwischen die beiden Flügel stellte er Catulus Caesar mit seinen vierundzwanzigtausend wenig erfahrenen Kämpfern, sie bildeten den Mittelteil. Die altgedienten Truppen an den Flügeln würden einen beruhigenden und disziplinierenden Einfluß auf sie haben. Marius kommandierte den linken Flügel, Sulla den rechten und Catulus Caesar die Mitte.
    Fünfzehntausend berittene Krieger der Kimbern eröffneten die Schlacht. Sie waren großartig gekleidet und ausgerüstet, ritten schwere nordische Pferde und nicht die kleinen gallischen Ponys. Alle germanischen Reiter trugen hohe Helme, die wie die Köpfe sagenhafter Ungeheuer aussahen, mit gefletschten Zähnen und langen steifen Federn an jeder Seite, so daß die Berittenen noch größer wirkten. Alle trugen eiserne Brustharnische und Langschwerter, ein weißes rundes Schild und zwei schwere Lanzen.
    Die Reiter drängten sich in Viererreihen auf einer Länge von fast vier Meilen, direkt hinter ihnen standen die kimbrischen Fußsoldaten. Als sie angriffen, wandten sie sich nach rechts und zogen die Römer mit. Diese Taktik sollte die Kampflinie der Römer weit nach links verschieben, damit die Infanterie der Kimbern Sulla von der Flanke her angreifen und den Römern in den Rücken fallen konnte.
    Die römischen Legionen waren so versessen auf den Kampf, daß der Plan der Germanen beinahe aufgegangen wäre. Schließlich konnte Marius seine Truppen zum Stehen bringen und die volle Wucht der Kavallerieattacke auf sich ziehen. Sulla mußte allein mit dem ersten Angriff der kimbrischen Fußsoldaten fertig werden, während Catulus Caesar in der Mitte gegen Kavallerie und Infanterie kämpfte.
    Ihre Stärke, ihre bessere Ausbildung und vor allem ihre List verhalfen den Römern auf dem Schlachtfeld von Vercellae zum Sieg. Marius hatte darauf gesetzt, daß der entscheidende Teil des Kampfes am Vormittag stattfinden würde, und seine Kampfreihen deshalb nach Westen ausgerichtet. Die Kimbern wurden von der Morgensonne geblendet, und ihre Kräfte ließen früher nach als die der Römer. Sie

Weitere Kostenlose Bücher