Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
Transalpina. Hinzu kam ein Gebiet in Hispania Citerior, wo es einen Aufstand gegeben hatte, als die Kimbern in das Gebiet am Fuß der Pyrenäen eingedrungen waren.
    Viele adlige Gutsbesitzer und viele Unternehmen in Rom wollten gerne nach Gallia Transalpina expandieren. Mit dem Sieg über die Germanen sahen sie ihre Chance gekommen. Sie blickten erwartungsvoll auf ihre Patrone im Senat, die ihnen Zugang zu dem neuen ager publicus Galliae , dem neuen Gemeindeland in Gallien, verschaffen sollten. Die Wellen der Empörung schlugen so hoch wie zuvor nur in den schlimmsten Tagen der Gracchenzeit, als bekannt wurde, daß das meiste Land an Veteranen der Proletarierarmeen gehen sollte.
    Der Widerstand im Senat wuchs, und ebenso der Widerstand der Ritter aus der Ersten Vermögensklasse. Die Ritter waren einst Marius’ bedeutendste Fürsprecher gewesen - jetzt fühlten sie sich um ihre Chancen als Landbesitzer in Gallia Transalpina betrogen und wurden zu Marius’ erbittertsten Feinden. Die Agenten von Metellus Numidicus und Catulus Caesar zogen überall ihre Kreise und flüsterten und flüsterten...
    »Er verteilt das Eigentum des Staates, als ob ihm das Land und der Staat obendrein gehören würden«, hieß es erst hinter vorgehaltener Hand und bald in voller Lautstärke.
    »Er will den ganzen Staat für sich! Warum hätte er sonst Konsul werden wollen, jetzt, wo der Krieg gegen die Germanen vorbei ist?«
    »Noch nie hat Rom Legionäre mit Landzuweisungen unterstützt!«
    »Die Italiker kriegen viel mehr, als sie verdienen!«
    »Das Land der besiegten Feinde Roms steht ausschließlich Römern zu, nicht Latinern oder Italikern!«
    »Jetzt fängt er mit dem ager publicus im Ausland an, aber es wird nicht lange dauern, bis er den ager publicus in Italien verteilt - und dann womöglich an die Italiker!«
    »Er nennt sich dritter Gründer Roms, dabei will er König von Rom werden!«
    Und so weiter, und so fort. Lauthals verkündete Marius seine Position auf der rostra und im Senat: Roms Provinzen müßten mit Kolonien einfacher Römer durchsetzt sein; ehemalige Legionäre seien brauchbare Besatzungstruppen; römische Ländereien im Ausland böten mehr Vorteile, wenn sie in den Händen vieler kleiner Grundbesitzer lägen als in den Händen weniger großer. Doch je mehr er donnerte, desto erbitterter wurde der Widerstand. Täglich schien sich mehr Ärger Luft zu machen, und statt abzuflauen, wuchs der Widerstand immer weiter. Bis sich schließlich, ganz allmählich, fast unmerklich die öffentliche Meinung über Saturninus’ zweites Ackergesetz änderte. Viele Politiker aus dem Volk - solche, die oft auf das Forum kamen, und einige aus dem sehr einflußreichen Ritterstand - zweifelten inzwischen, ob Marius auf dem richtigen Weg war. Denn solchen Widerstand hatte es noch nie gegeben.
    »Wo viel Rauch ist, muß auch ein Feuer sein«, sagten sie, erst untereinander, und dann auch zu denen, die auf sie hörten, weil sie Politiker waren.
    »Diesmal ist es nicht nur ein dummer Zank im Senat. Dazu ist der Streit zu erbittert.«
    »Wenn ein Mann wie Quintus Caecilius Metellus Numidicus, der immerhin Zensor und Konsul war, und war er nicht sehr mutig als Zensor? - immer mehr Unterstützung findet, kann er nicht ganz unrecht haben.«
    »Gestern habe ich gehört, wie ein Ritter, auf dessen Unterstützung Gaius Marius dringend angewiesen ist, öffentlich über ihn geschimpft hat! Gaius Marius hatte ihm Land in der Nähe von Tolosa versprochen, und jetzt wird es an die Veteranen verteilt.«
    »Jemand hat mir erzählt, daß er gehört hat, wie Marius gesagt hat, er wolle persönlich jedem einzelnen Italiker das Bürgerrecht verleihen.«
    »Das ist Marius’ sechste Amtszeit als Konsul - und die fünfte ohne Unterbrechung. Er soll neulich bei einem Gastmahl gesagt haben, daß er dieses Amt nie mehr aufgeben will! Er wird jedes Jahr kandidieren, bis er stirbt.«
    »Eigentlich will er nämlich König von Rom werden!«
    Allmählich zeigte die Flüsterkampagne von Metellus Numidicus und Catulus Caesar Wirkung. Und plötzlich waren sich sogar Glaucia und Saturninus nicht mehr sicher, daß das zweite Gesetz zur Landreform durchgehen würde.
     
    »Ich muß das Land haben, unbedingt!« tobte Marius verzweifelt in Gegenwart von Julia, die seit Tagen geduldig darauf wartete, daß er die Lage mit ihr besprechen würde. Nicht weil sie neue Ideen zu bieten oder gute Nachrichten zu berichten hatte, sondern weil sie wußte, daß sie der einzige wahre Freund

Weitere Kostenlose Bücher