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Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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Prolog
    In occulto vivunt
.
    Das Pergament saugte die schwarze Tinte auf, sodass der Punkt am Ende des Satzes zu verlaufen begann. Eilig drückte der Schreiber ein Löschblatt auf den Überschuss, dann lehnte er sich zurück und schloss die Augen.
    Sie leben im Verborgenen
.
    Der karge Raum, in dem der Schreiber saß, wurde von den wenigen Kerzen nur unzureichend erhellt. Alles strahlte eine tiefe Ruhe aus, allein die flackernden Schatten auf den roh gekalkten Steinmauern schienen einen unablässigen Tanz zu vollführen.
    „Gratia. Du kannst nun gehen.“ Die kauernde Gestalt vor dem Schreiber richtete sich auf, zog sich eilig die grobfasrige Kutte über und hastete aus dem Raum. Hinter ihr fiel die schwere Holztür ins Schloss.
    Nachdenklich trank der Schreiber einen Schluck Rotwein und starrte in die Dunkelheit. Wie lange würde er noch die Möglichkeit haben, das Unausgesprochene zu dokumentieren? Wie lange würden
sie
noch geduldet werden? Er legte die Feder neben das Tintenfass und musterte die letzten Seiten seiner Eintragungen. Der lateinische Text wurde immer wieder von Illustrationen unterbrochen, die Gesichter, Hände und Zähne dokumentierten, allesamt schrecklich entstellt, verschiedene Stationen einer Krankheit …
    Je weiter der Schreiber zurückblätterte, desto unauffälliger wurden die Merkmale der Krankheit. Er schüttelte nachdenklich den Kopf, dann griff er wieder zum Federkiel.
    Gerade als er die Feder in das Tintenfass tauchte, war hinter der wuchtigen Holztür ein lauter Knall zu hören.
    Der Schreiber erstarrte.
    Gesprächsfetzen drangen in den Raum, er hörte weinende Frauen und Kinder, dann tiefe, brüllende Stimmen, die immer lauter wurden.
    Es war also so weit.
    Der Schreiber schloss die Augen und atmete müde aus. Es hatte alles nichts genutzt – das Schlimmste war eingetroffen. Er blätterte zu seinem letzten Eintrag und datierte ihn:
November 1647 AD
. Dann legte er die Feder neben den Berg aus zerflossenem Kerzenwachs und klappte das kunstvoll in Leder gebundene Buch zu. Der alte Mann wusste, dass von nun an nichts mehr so sein würde, wie es einmal gewesen war.
    Dröhnende Schritte näherten sich, die Tür wurde aufgerissen.
    Ein kalter Windstoß ließ alle Kerzen im Raum erlöschen.

Adventus

Tyrol,
Anno Domini 1703

I
    Johann List schlug mit dem Gesicht hart auf und blieb regungslos im Schlamm liegen. Blut tropfte von der Platzwunde über seinem Auge, vermischte sich mit dem schmutzigen Wasser unter ihm. Johanns Kopf schmerzte, er nahm alles wie durch einen Nebel wahr – das Heulen des Unwetters, Regentropfen, die auf ihn herabprasselten, Schritte, die sich ihm näherten. Dann begann alles zu verschwimmen, Johann schloss die Augen …
    Lass dich nicht in die Enge treiben
.
    Johann gehorchte der Stimme in seinem Inneren, wie schon so oft in seinem Leben. Er rollte sich mühsam auf den Rücken.
    Über ihm, kaum auszumachen gegen den strömenden Regen und die gleißenden Blitze, stand bedrohlich eine Gestalt. Sie beugte sich zu ihm hinab. Johann erkannte das wieselgleiche Gesicht des Bauern, bei dem er einige Nächte lang Quartier bezogen hatte – und der ihn vorhin so hinterhältig überrascht hatte. Bei dem Gedanken daran wurde Johann wütend, seine Hände krampften sich in den Schlamm, er stemmte sich mühsam empor. Der Bauer grinste, dann prasselte ein Hagel von Schlägen auf Johann ein.
    Dunkelheit senkte sich auf ihn herab.
    Der Bauer kniete sich über den Bewusstlosen und filzte ihn mit geübten Fingern. Immer wieder streiften die Augen des Bauern das Gesicht seines Opfers, suchten nach einer Bewegung in dessen leblosem Gesicht. Plötzlich hielt er inne, zog dann langsam einen Gegenstand aus Johanns Hosentasche. Es war ein Messer, aber nicht irgendeines: Die feinen Silberziselierungen und die makellose Schneide verrieten dem Bauern, dass es für seinen Besitzer mehr war als nur ein Gebrauchsgegenstand.
    „Dich werde ich ab jetzt behalten …“, flüsterte er andächtig.
    „Wirst du nicht.“
    Als der Bauer die Stimme hörte, war es schon zu spät. Er wurde blitzschnell am Handgelenk gepackt, und ehe er es sich versah, sprang Johann auf und verdrehte ihm den Arm. Der Bauer schrie vor Schmerzen auf und ließ das Messer in den Schlamm fallen. Johann trat ihm gezielt in den Magen, der Bauer fiel auf den Rücken und blieb ächzend liegen.
    Johann nutzte den Moment und suchte hastig das Messer, seine Finger durchwühlten den schlammigen Boden. Als ein Blitz einschlug und es

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