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Mord auf dem Golfplatz

Mord auf dem Golfplatz

Titel: Mord auf dem Golfplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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verriegelt«, knurrte er. »Und so schnell werden wir sie nicht aufbrechen können.«
    Die Hilferufe wurden immer leiser. Ich sah die Verzweiflung in Poirots Augen. Wir stemmten uns beide mit der Schulter gegen die Tür.
    Dann hörten wir vom Fenster her Cinderellas leise, gelassene Stimme:
    »Das dauert zu lange. Ich glaube, ich bin die Einzige, die hier etwas ausrichten kann.«
    Noch ehe ich sie zurückhalten konnte, schien sie ins Leere zu springen. Ich stürzte zum Fenster und schaute hinaus. Zu meinem Entsetzen sah ich, dass sie an den Händen vom Dach hing und sich ruckweise auf das erleuchtete Fenster zuhangelte.
    »Großer Gott! Das wird ihr Tod sein!«, schrie ich.
    »Vergessen Sie nicht, dass sie eine professionelle Akrobatin ist, Hastings. Die gütige göttliche Vorsehung hat dafür gesorgt, dass sie heute Abend unbedingt mit uns kommen wollte. Ich kann nur beten, dass sie es noch rechtzeitig schafft. Ah!«
    Ein Schrei puren Entsetzens zerriss die Luft, als Cinderella durch das Fenster verschwand, und dann rief ihre klare Stimme:
    »Nein, das werden Sie nicht! Ich habe Sie jetzt – und meine Handgelenke sind wie Stahl.«
    In diesem Moment öffnete Françoise vorsichtig die Tür unseres Gefängnisses. Poirot stieß sie wortlos beiseite und stürzte auf den Flur hinaus, wo sich die übrigen Dienstmädchen schon vor einer anderen Tür zusammendrängten.
    »Sie ist von innen verschlossen, Monsieur.«
    Von drinnen hörten wir einen schweren Sturz. Gleich darauf wurde der Schlüssel umgedreht, und die Tür öffnete sich langsam. Eine sehr blasse Cinderella winkte uns hinein.
    »Ist sie gerettet?«, fragte Poirot.
    »Ja, ich kam gerade noch rechtzeitig. Sie hatte keine Kräfte mehr.«
    Halb saß Madame Renauld auf ihrem Bett, halb lag sie. Sie rang um Atem.
    »Fast erwürgt«, murmelte sie mit Mühe.
    Cinderella hob etwas vom Fußboden auf und reichte es Poirot. Es war eine aufgerollte Strickleiter aus Fallschirmseide, sehr fein, aber recht stark.
    »Eine Fluchtmöglichkeit«, sagte Poirot. »Durch das Fenster, während wir an die Tür gehämmert haben. Wo ist – die andere?«
    Cinderella trat beiseite und zeigte auf den Boden. Dort lag eine in einen dunklen Umhang gehüllte Gestalt, ein Zipfel des Umhangs verbarg ihr Gesicht.
    »Tot?«
    Sie nickte.
    »Ich glaube schon. Der Kopf muss auf die Marmorkante gefallen sein.«
    »Aber wer ist das?«, rief ich.
    »Die Frau, die Renauld ermordet hat, Hastings. Die Frau, die um ein Haar auch zur Mörderin von Madame Renauld geworden wäre.«
    Verwirrt und nicht begreifend kniete ich nieder, hob den Zipfel des Umhangs und schaute in das tote, schöne Gesicht von Marthe Daubreuil.

Achtundzwanzigstes Kapitel

Am Ziel
     
    M eine weiteren Erinnerungen an diesen Abend sind recht konfus. Poirot schien taub zu sein für meine wiederholten Fragen. Er überschüttete Françoise mit Vorwürfen, weil sie ihm nichts von Madame Renaulds Schlafzimmerwechsel erzählt hatte.
    Ich packte ihn an der Schulter, entschlossen, Aufmerksamkeit zu erregen und mich zu Wort zu melden.
    »Aber Sie müssen es gewusst haben«, erklärte ich. »Sie haben doch heute Nachmittag noch mit ihr gesprochen.«
    Für einen kurzen Moment geruhte Poirot, mich zur Kenntnis zu nehmen.
    »Sie war auf einem Sofa ins mittlere Zimmer geschoben worden – in ihr Boudoir«, erklärte er.
    »Aber Monsieur«, rief Françoise, »Madame hat praktisch sofort nach diesen schrecklichen Ereignissen das Schlafzimmer gewechselt. Die Erinnerungen – sie waren zu quälend für sie.«
    »Aber warum bin ich nicht darüber informiert worden?«, schrie Poirot, schlug mit der Faust auf den Tisch und steigerte sich in eine gewaltige Rage. »Ich will jetzt wissen, warum… wurde… ich… nicht… informiert? Sie sind eine restlos törichte alte Frau. Und Léonie und Denise sind auch nicht besser. Sie sind allesamt dreifache Idiotinnen! Ihre Dummheit hätte für Ihre Herrin beinahe den Tod bedeutet! Ohne dieses mutige Kind…«
    Er unterbrach sich, lief quer durch den Raum zu Cinderella, die sich um Mrs Renauld kümmerte, und umarmte sie mit gallischem Feuer – was mich ein wenig ärgerte.
    Poirots schneidender Befehl, ich solle sofort den Arzt für Madame Renauld holen, riss mich aus meinem benebelten Zustand. Danach sollte ich die Polizei verständigen. Und um mich endgültig zu verärgern, fügte er hinzu:
    »Es lohnt sich wohl kaum, dass Sie noch einmal herkommen. Ich werde zu viel zu tun haben, um mich um Sie zu kümmern, und

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