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Mord auf Raten

Mord auf Raten

Titel: Mord auf Raten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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habe ihn gefragt,ob er Kaufung umgebracht hat. Er hat nur wieder gelacht, mit den Schultern gezuckt und geantwortet: ›Ja, ich war’s, aber keiner kann’s mir beweisen. Du nicht, die Bullen nicht, keiner. Und solltest du zu den Bullen gehen, die werden dich nur auslachen. Es gibt offensichtlich doch das perfekte Verbrechen, auch wenn ich ihn eigentlich gar nicht töten wollte. Es war im Affekt. Doch hinterher habe ich mich irgendwie gut gefühlt. Was erzähl ich dir da, du hast ja noch niemanden umgelegt und wirst es auch nie tun. Aber es ist im Nachhinein betrachtet ein geiles Gefühl. Und Jürgen hatte so viel Spaß in seinem Leben, irgendwann musste Schluss damit sein. Ich hätte eben den Test nicht bei ihm machen lassen sollen, aber das ist Schicksal. Und das Schicksal kann man nicht beeinflussen, es ist da und bestimmt unser Leben. Es ist unberechenbar, aber immer präsent. Schöne Weisheit, nicht?‹
    Ich dachte nur: Das kann unmöglich dein Bruder sein. Er gesteht mir, dass er Kaufung umgebracht hat, und meint auch noch, es sei eben Schicksal gewesen. Und dann kam der Satz, den er nie hätte sagen dürfen.« Wedel hielt inne, schenkte sich inzwischen den vierten Whiskey ein und leerte das Glas in einem Zug.
    »Was hat er gesagt?«
    »›Und dein liebes Frauchen war gut zu ficken‹ – entschuldigen Sie bitte diesen Ausdruck, aber ich gebe nur seine Worte wieder –, ›doch jetzt will sie ja nicht mehr. Sie mag es übrigens …‹« Wedel schüttelte den Kopf und rieb sich die Augen. »Ich habe einfach abgedrückt, dreimal. Er hat mich entsetzt angeschaut, aber er war nach wenigen Sekunden tot. Ich habe die Videokassette aus dem Rekorder genommen und in den Main geworfen. Danach bin ich nach Hause gefahren, wo ich um Punkt zehn vor elf ankam. So, und jetzt können Sie mich wegen Mordes verhaften.«
    »Wo hatten Sie die Pistole her, und was für eine Marke war das?«
    »Ich habe einen Waffenschein, ganz legal, und ich habe die Pistole vor zwei Jahren bei einem Waffenhändler in der Schweiz gekauft. Auch ganz legal. Eine Beretta 92 FS. Ich habe sie gut versteckt im Keller aufbewahrt.«
    »Lieben Sie Ihre Frau noch?«
    »Ob Sie’s glauben oder nicht, ja. Aber im Moment ist eine unglaubliche Leere in mir. Ich möchte sie einerseits in den Arm nehmen und ihr beistehen, andererseits verabscheue ich, was sie getan hat.«
    »Bereuen Sie es, Ihren Bruder getötet zu haben?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Im Augenblick fühle ich überhaupt nichts mehr, weder Liebe noch Hass, noch Reue, es ist eine vollkommene Leere in mir. Ich arbeite, ich trinke, aber alles das, was mir bisher etwas bedeutet hat, ist wie von einem Sturm weggefegt worden. Da ist nichts mehr. Sie sind ein Mann und verstehen mich vielleicht, auch wenn Sie nicht gutheißen können, was ich getan habe. Aber hätte ich nichts unternommen, wer weiß, wie viele Frauen mein Bruder noch angesteckt hätte. Er kannte keinerlei Skrupel, und das war schon immer so.«
    »Ich denke, das reicht fürs Erste. Wir fahren jetzt aufs Präsidium, wo Sie jedoch Ihre Aussage wiederholen müssen, da sie nicht dokumentiert wurde. Am besten schildern Sie alle Einzelheiten noch einmal.«
    »Warum? Es ist doch sowieso alles vorbei.«
    »Tun Sie’s einfach«, sagte Brandt, der mit Jochen Wedel mitfühlen konnte, auch wenn er nie in einer solch verzweifelten Situation gewesen war.
    »Wie Sie wünschen. Ich müsste mir aber noch was überziehen. Sie können gerne mitkommen. Eine Frage hätte ichan Sie – wie sind Sie darauf gekommen, meinen Flugplan zu überprüfen?«
    »Ihre Frau hat mich darauf gebracht. Ich wollte Ihnen eigentlich nur ein paar Routinefragen stellen, aber Ihre Frau sagte, dass Sie in Chicago sind und irgendwann heute Mittag zurückkommen würden. Wann genau, konnte sie jedoch nicht sagen, das hinge mit den Windverhältnissen zusammen. Es war mehr ein Zufall, denn ich hatte Sie bis dahin nicht im Geringsten in Verdacht.«
    »Es gibt keine Zufälle, Herr Brandt. Es ist alles Fügung.«
    Sie gingen ins Wohnzimmer, wo Christine Wedel auf dem Sofa saß und ihren Mann erwartungsvoll ansah. Er blieb stehen und erwiderte ihren Blick, ohne etwas zu sagen.
    »Was ist los?«, fragte sie, den Mund zu einem gekünstelten Lächeln verzogen.
    »Was los ist? Ich werde mit Herrn Brandt aufs Präsidium fahren und nicht mehr nach Hause kommen. Ich habe Klaus getötet. Ich weiß alles von euch und von deiner Infizierung.«
    Christine Wedel sprang auf und

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