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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Gegenüber versengen konnte, bewegte sich dessen Arm, bis die Mündung der Waffe auf Dalziels Zwerchfell wies.
    Dalziel war zwar kein Experte, doch reichte seine Erfahrung aus, einen großkalibrigen Revolver zu erkennen und zu wissen, wie ein Schuß aus dieser Nähe Menschenfleisch zurichtet.
    Er hielt inne. Plötzlich sah sich die Theorie von der Praxis abgelöst.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit von der Waffe zum Bewaffneten. Zu seiner Überraschung kannte er ihn, doch um auf den Namen zu kommen, mußte er die Verbrecherakten in seinem Kopf zuknallen. Da war zwar eine Verbindung zur Polizei, aber beruflich war sie nicht. Zumindest nicht bisher.
    »Wie steht’s, Mr. Swain«, sagte er. »Das stimmt doch, Mr. Swain, der Bauunternehmer, oder?«
    »Ja«, erwiderte der Mann und richtete zum ersten Mal seinen Blick auf Dalziel. »Das ist richtig. Kenne ich Sie?«
    »Vielleicht haben Sie mich einmal gesehen, Sir«, antwortete Dalziel unbekümmert. »So wie ich Sie ein-, zweimal gesehen habe. Es ist doch Ihre Firma, die die Umbauten hinter dem Polizeipräsidium durchführt?«
    »Ja, das ist korrekt.«
    »Detective Superintendent Dalziel.« Er streckte die Hand aus und machte einen kleinen Schritt vorwärts. Augenblicklich schnellte das Schießeisen auf seinen Bauch zu. In dem Bruchteil der Sekunde, bevor er seinen Angriff startete, der auf die eine oder andere Weise tödlich hätte enden können, erkannte er, daß Swain die Waffe nicht anlegen, sondern ablegen wollte.
    »Danke«, sagte er und nahm den Lauf behutsam zwischen zwei riesige Finger und wickelte die Waffe in ein ausgefranstes khakifarbenes Taschentuch von der Größe eines kleinen Banners.
    Die Übergabe der Waffe löste die Zunge des jüngeren Mannes. Er kreischte: »Sie ist tot! Sie ist tot! Es ist deine Schuld, du Scheißkerl! Du hast sie umgebracht!«
    »O Gott«, sagte Swain. »Sie wollte sich umbringen … ich mußte sie abhalten, Waterson … der Revolver ging los … Waterson, Sie haben doch gesehen, was passiert ist … Sind Sie sich sicher, daß sie tot ist?«
    Dalziel warf einen flüchtigen Blick auf den Mann namens Waterson, doch der schien wieder in Schreckstarre gefallen zu sein. Dalziel wandte seine Aufmerksamkeit der Frau zu. Sie war aus nächster Nähe getroffen worden. Seiner Meinung nach war der Revolver unter dem Kinn abgeschossen worden und mußte eine enorme Feuerkraft haben. Die Kugel hatte einen Gutteil des Gesichts zerstört, die obere Hälfte des Kopfes zertrümmert und noch immer genügend Wucht gehabt, um ein großes Loch in der Zimmerdecke zu hinterlassen. Letzte Blut- und Hirngerinsel tropften langsam vom langen blonden Haar der Toten auf den Teppichboden.
    »O ja«, sagte Dalziel. »Sie ist mausetot.«
    Interessanterweise war sein Magen jetzt viel ruhiger. Ob es an der Rennerei lag? Vielleicht sollte er ja zu joggen beginnen. Doch genaugenommen, wäre es wahrscheinlich einfacher, in Zukunft nur einen großen Bogen um Mineralwasser zu machen.
    »Was geschieht jetzt, Superintendent?« fragte Swain leise.
    Dalziel wandte sich ihm wieder zu und musterte sein bleiches, schmales Gesicht. Dabei ging ihm auf, daß er den Mann nicht mochte und sich die wenigen Male, die er ihn mit seinem rothaarigen und kurzgeschorenen Partner auf dem Parkplatz gesehen hatte, heftig an einen Kinderreim erinnert fühlte.
I do not like thee Doctor Fell; The reason why I cannot tell, But this I know, I know full well, I do not like thee, Doctor Fell.
    Es gibt kaum etwas Angenehmeres, als wenn Pflichterfüllung und Vorurteil zusammenfallen.
    »Ungeduldig, mein Sonnenschein?« sagte er freundlich. »Was jetzt geschieht? Sie werden eingelocht.«

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    Zweiter Teil
    ADAM :
    Welch eine Tat! Mit welcher Schande muß ich ringen!
    Schlecht war dein Rat und Leid soll er dir bringen!
    Ach Eva, dir allein die Schuld gebührt,
    Denn du hast mich dazu verführt!
     
    York-Zyklus,
    Der Sündenfall

14. Februar
    Lieber Mr. Dalziel,
    ich möchte mich entschuldigen. Es war unrecht von mir, einen Fremden in meine Probleme zu verwickeln, auch wenn es sich dabei um jemanden handelt, dessen Beruf es ist, Missetäter aufzuspüren. Bitte nehmen Sie meine Entschuldigung an, und vergessen Sie, daß ich jemals an Sie geschrieben habe.
    Für den Fall, daß Sie sich nun wundern – das bedeutet nicht, daß ich meinen Entschluß geändert hätte, sondern nur, daß ich das nächste Mal, wenn ich einen Vertrauten brauche, der sich nicht aus der Ruhe bringen läßt und den

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