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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Ach, das hätte ich ja beinahe vergessen. Ich hab dir eine Flasche von dem Multivitaminzeugs mitgebracht.«
    Zwinkernd stellte er sie auf den Nachtkasten. Bei der ersten Flasche, mit der er aufgekreuzt war, hatte Pascoe ihm prompt geglaubt und wäre an dem kräftigen Schluck puren Whiskys, den er sich genehmigte, fast erstickt.
    Diesmal trank er langsam und nachdenklich. Doch die einzige Erkenntnis, zu der er nach einer weiteren grauen Nacht gekommen war, lautete, daß man auf dem Rücken liegend keine Entscheidungen fällen sollte.
    Und nun stand er hier auf beiden Beinen und dachte, daß es vielleicht doch nicht ganz zu verachten war, wenn man auf dem Rücken liegen durfte.
    »Constable Hector«, sagte er leise. »Ich arbeite hier. DI Pascoe, erinnern Sie sich?«
    Für Hectors Gedächtnis war eine Minute eine lange Zeit, drei Monate eine Ewigkeit.
    Er wird meinen Ausweis sehen wollen, dachte Pascoe. Glücklicherweise tauchte in diesem Augenblick Sergeant Broomfield auf, der für den Empfang zuständig war.
    »Mr. Pascoe, schön, Sie wiederzusehen«, sagte er und hielt ihm die Hand hin.
    »Danke, George«, sagte dieser, vor Dankbarkeit fast weinerlich. »Ich dachte schon, man hätte mich vergessen.«
    »Keine Gefahr. Aber haben Sie schon das Neueste von Mr. Dalziel gehört? Der hat gestern nacht ganz allein einen Mörder geschnappt. Es sei in diesen Breiten so sicher damit zu rechnen, geschnappt zu werden, daß man sich angewöhnt habe, den Chef der Kripo gleich einzuladen, sagt er. Er ist unverbesserlich!«
    Mit leisem Kichern zog sich der Sergeant in die unteren Regionen zurück, und Pascoe machte sich im Bewußtsein, daß Hector ihm verblüfft nachschaute, auf den Weg nach oben. Er hatte seinen Stock mitgebracht, nachdem er nach einiger Überlegung zum Schluß gekommen war, daß es albern sei, darauf zu verzichten, wenn er sich noch nicht danach fühlte. Doch als er die Treppe erklomm, merkte er, daß er ihn übertrieben einsetzte. Der Grund dafür war nicht schwierig zu erraten. Ich will die Leute daran erinnern, daß ich ein verwundeter Held bin! sagte er sich erstaunt. Weil kein Empfangskomitee auf mich gewartet hat und weil es dem dicken Andy irgendwie gelungen ist, mir die Schau zu stehlen, gebe ich jetzt mit meinen Narben an.
    Angewidert legte er sich den Stock über die Schulter und wollte leichtfüßig die letzten paar Stufen nehmen, rutschte aber aus und wäre beinahe hingefallen, wenn ihn nicht eine starke Hand am Arm gepackt und festgehalten hätte.
    »Ich kann durchaus nachvollziehen, daß du gern drei weitere Monate woanders verbringen würdest«, sagte Detective Sergeant Wield. »Doch da muß es einfachere Methoden geben. Willkommen daheim.«
    Wield hatte die Sorte Gesicht, die sich im Anschluß an die Vertreibung am östlichen Tor des Paradieses die Nase platt gedrückt haben dürfte, doch in den herben Zügen las Pascoe echte Sorge und Willkommen.
    »Danke, Wieldy. Ich wollte mir gerade beweisen, wie fit ich bin.«
    »Wenn es dich nach einer Wunderheilung gelüstet, dann komm mit und berühre das Gewand des lieben Gottes. Du hast von seinem kleinen Coup gehört?«
    »Broomfield hat etwas angedeutet.«
    »Dort oben kriegst du mehr als nur Andeutungen zu hören.«
    Dalziel telefonierte gerade, doch er winkte sie leutselig ins Zimmer.
    »Das Risiko, lange zu warten, konnte ich nicht eingehen, Sir«, sagte er gerade. »Er hätte das Weite suchen können, oder wir hätten uns womöglich so eine Geiselnahme aufgehalst, wo wir Unmengen Leute gebraucht hätten, der Verkehr zum Stillstand gekommen wäre und es überall von Reportern und ›Special Air Service‹-Typen gewimmelt hätte!«
    Er sprach von beiden, als handele es sich um Ungeziefer.
    »Danke, Sir. Zehn Uhr? Das paßt mir ausgezeichnet. Und ich werde dafür sorgen, daß die Halunken trotz allem weiterarbeiten!«
    Er legte den Hörer auf.
    »Guten Morgen, Sir«, sagte Pascoe. »Wenn mich nicht alles täuscht, sind Glückwünsche angebracht.«
    »So könnte man das sehen«, erwiderte Dalziel selbstgefällig. »Auch wenn Desperado Dan gemischte Gefühle hat. Er kann sich nicht entscheiden, ob er mir auf die Schulter klopfen oder einen reinwürgen soll. Egal, wofür er sich entscheidet, er braucht auf jeden Fall eine Kiste zum sich Draufstellen!«
    Er sprach von Dan Trimble, dem Chief Constable, der für Polizeiverhältnisse zwar klein, aber durchaus kein Zwerg war.
    »Gemischte Gefühle? Wieso denn das?«
    »Da du gewissermaßen außer Übung

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