Mord ist ihre Leidenschaft
Unbehagen in ihr wach.
Sie begann mit einem leichten Trab. Die blauen Wellen schlugen leise plätschernd auf den Sand, am Horizont ging langsam die Morgensonne auf, Möwen zogen kreischend ihre Kreise am leuchtend blauen Himmel und sie sog begierig die Salzluft der Tropen in sich ein. Als ihre Muskeln geschmeidiger und wärmer wurden, lief sie etwas schneller.
Noch vor Ende der ersten Meile hatte sie ihr normales Lauftempo erreicht und ließ ihre Gedanken schweifen. Zusammen mit Roarke hatte sie inzwischen mehrere Male sowohl in Wirklichkeit als auch holographisch an diesem Strand gelegen. Vorher war der Hudson das größte Gewässer gewesen, dessen sie je persönlich ansichtig geworden war.
Ein Leben konnte sich verändern, dachte sie. Ebenso wie die Realität.
Nach vier Meilen, als ihre Muskeln anfingen, leicht zu schmerzen, nahm sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung in der Ecke des Raumes war. Mit vom Schwimmen feuchten Haaren stellte sich Roarke neben sie und passte sein Tempo an das ihre an.
»Läufst du irgendwohin oder vor irgendwas davon?«, wollte er wissen.
»Ich laufe einfach so.«
»Du bist früh auf den Beinen, Lieutenant.«
»Ich habe jede Menge zu tun.«
Als sie ihr Tempo steigerte, zog er eine Braue in die Höhe. Seine Frau besaß einen gesunden Sportsgeist, dachte er und passte sich erneut problemlos an die neue Geschwindigkeit an. »Ich dachte, du hast frei.«
»Das dachte ich auch.« Sie wurde langsamer, blieb stehen und beugte sich nach vorn. »Aber daraus wird nichts werden.« Sie hob den Kopf und sah ihn an. Inzwischen war es nicht mehr nur ihr Leben und ihre Realität, erinnerte sie sich, inzwischen waren sie zu zweit. »Ich nehme an, du hattest irgendwelche Pläne?«
»Nichts, was nicht ein wenig warten könnte. « Der Besuch auf Martinique, mit dem er sie hatte überraschen wollen, fände halt einfach an einem anderen Wochenende statt. »Ich habe in den nächsten achtundvierzig Stunden keinerlei Termine, falls ich also etwas für dich tun kann… «
Sie seufzte leise auf. Auch dies war eine Veränderung in ihrem Leben. Früher hatte sie ihre Arbeit mit niemandem geteilt. »Vielleicht. Aber erst möchte ich ein paar Runden schwimmen. «
»Ich werde dich begleiten.«
»Ich dachte, du hast bereits geschwommen.«
»Zweimal kann nicht schaden.« Er strich mit dem Daumen über das Grübchen inmitten ihres Kinns. Von der Bewegung hatte sie rosige Wangen und eine vor Schweiß glänzende Haut. »Und schließlich ist das nicht verboten.« Er nahm ihre Hand und führte sie aus dem Fitnessraum hinüber in die nach Blumen duftende Luft des Schwimmbads.
Palmen und üppig blühende Ranken umgaben einen Pool im Stil einer Lagune, an dessen Rändern sich über Stufen aus blank polierten Steinen eine Reihe kleiner Wasserfälle in das Becken ergoss.
»Ich muss mir noch einen Badeanzug holen.«
Lächelnd streifte er die Träger ihres Laufanzugs von ihren Schultern. »Warum?« Seine schlanken Hände strichen über ihre Brüste und sie sah ihn fragend an.
»Was für eine Art von Wassersport hast du im Sinn?«
»Welche dir gefällt.« Er umfasste ihr Gesicht und küsste sie zärtlich mitten auf den Mund. »Ich liebe dich, Eve.«
»Ich weiß.« Sie schloss die Augen und lehnte ihre Stirn an seine Schulter. »Es ist wirklich seltsam.«
Nackt wandte sie sich ab, tauchte in das dunkle Wasser und schwamm dicht über dem Boden. Als das Becken plötzlich in einem sanften hellen Blau erstrahlte, verzog sie den Mund zu einem Lächeln. Der Mann kannte ihre Stimmungen tatsächlich besser als sie selbst. Sie kraulte zwanzig Bahnen, drehte sich genüsslich auf den Rücken, streckte einen Arm aus und griff nach seiner Hand.
»Jetzt bin ich ziemlich entspannt.«
»Wirklich?«
»Ja, so entspannt, dass ich mich wahrscheinlich nicht mal gegen einen Perversen wehren könnte, der es auf mich abgesehen hätte.«
»Tja, dann.« Er umfasste ihre Taille und drehte sie zu sich herum.
»Tja, dann.« Sie schlang ihre Beine um seine schmale Hüfte und ließ sich willenlos treiben.
Als sich ihre beiden Münder trafen, schmolz auch noch der letzte Rest ihrer Anspannung. Sie fühlte sich locker und geschmeidig und war erfüllt von einem ruhigen, friedlichen Verlangen nach diesem wunderbaren Mann. Sie verwob ihre Finger mit der dichten, nassen Seide seiner Haare. Sein straffer Leib lag fest und kühl an ihrem Bauch und passte sich derart genau an ihre Formen an, dass sie darüber kaum noch Verwunderung empfand.
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