Mordgier
es.«
»MS?«
»Etwas in der Art, aber nicht genau.« Simmons lächelte. Sein Gesicht war faltenlos, seine Augen waren groß, blau und fröhlich. »Ich hab mir immer etwas darauf eingebildet, anders zu sein, deshalb ist das jetzt … Oh, wow, das ist fantastisch.«
*
Robin hielt ihm das Instrument hin.
»Kann ich nicht«, sagte er. »Die Hände sind zu schwach.«
Sie hielt es ihm noch näher hin.
Ihm stockte der Atem. »Unglaublich, Sie sind eine Zauberin. Könnten Sie sie bitte umdrehen...? Sieh sich einer diesen Ahorn an. Ein Stück, oder übersehe ich die Naht?«
»Ein Stück«, sagte Robin.
»Muss ein tolles Brett gewesen sein … hat die spezielle Maserung und zusätzlich diese vertikale Welle, die sich hindurchzieht - wie Karamell.«
Simmons’ Augen schlossen sich kurz. Als er sie wieder öffnete, strengte er sich an und schaffte es, den Kopf näher an die wie ein Spiegel glänzende Oberfläche zu bewegen. »Wie das Fließen eines geschmolzenen Flusses … Wo haben Sie ein derart sensationelles Stück Holz gefunden?«
»Ein alter Geigenbauer hat sich zur Ruhe gesetzt. Ich habe es seit mehreren Jahren«, erklärte Robin. »Es wird mit dem Alter immer besser.«
»Klar, der natürliche Trocknungsprozess«, sagte Simmons. »Das kann man mit einem Trockenofen nicht ersetzen - ich habe Recherchen betrieben. Es ist erstaunlich, Robin. Vielen Dank, dass Sie die Mandoline gebaut haben, und besonders dafür, dass Sie sie so schnell fertig hatten. Ich habe vor, sie einem Musiker zu schenken, der sie verdient hat. Ein Wohltätigkeitskonzert für irgendwas zu geben und eine Verlosung zu veranstalten. Die Lose kosten nichts; um teilnehmen zu dürfen, muss man einen klassischen Bluegrass-Song auf einem bestimmten Niveau spielen können. Die Jury würde aus Virtuosen bestehen. Vielleicht Grisman oder Statman, jemand von diesem Kaliber. Was halten Sie davon?«
»Das ist eine wunderbare Idee, Dave.«
»Ich denke, es ist so am besten, Robin. Ich hatte wirklich vor, selber spielen zu lernen, hatte schon einen Lehrer bereitstehen.« Eine zitternde Armbewegung trat an die Stelle eines Achselzuckens. »Noch so wohl bedachte Pläne …«
»Es tut mir so leid, Dave.«
»Hey, so was geschieht nun mal. Und dann wird’s ungeschehen. Ich bleibe positiv.« Er schenkte der Mandoline noch einen langen, träumerischen Blick. »Absolut meisterhaft, ich bin überwältigt. Okay, Tom, wir machen uns besser auf den Weg. Schön, Sie wiederzusehen, Robin. Behalten Sie die Mandoline hier, bis ich die Einzelheiten ausgearbeitet habe. Falls Sie irgendwelche anderen Ideen haben, melden Sie sich. Es war toll, Sie kennen zu lernen, Alex.«
Tom ergriff den Stuhl und begann, ihn in Richtung der Rampe zu schieben.
Robin machte zwei schnelle Schritte, um ihn einzuholen. Legte die Hand auf Simmons’ Arm.
»Oh, noch etwas«, sagte er. »Dürfte ich fragen, wann Sie annehmen, mit dem Rest des Quartetts fertig zu sein?«
»Ich fange heute mit der Mandola an.«
»Kommen Ihnen neun Monate angemessen vor?«
»Früher, Dave.«
Simmons grinste. »Früher ist besser.«
Buch
Die Mordkommission von Los Angeles steht vor einem Rätsel: Wer hasste die friedfertige 73-jährige Ella Mancusi so sehr, dass er sie brutal erstach? Und wer tötete Katrina Shonsky, die junge Frau mit den zahllosen Affären? Einer ihrer verheirateten Liebhaber vielleicht? Während Detective Milo Sturgis sich den Kopf zermartert, ob - und vor allem: wie - die beiden Morde miteinander zusammenhängen, nimmt sein Kollege, der Psychologe Alex Delaware, die Verdächtigen näher unter die Lupe. Einen Täter findet Alex zwar nicht, dafür bekommt er jedoch einen entscheidenden Hinweis: Eine heiße Spur ist der große schwarze Wagen, der jeweils an beiden Tatorten gesehen wurde. Dieser Wagen führt das Ermittlerteam zwar nicht direkt zum Täter, dafür aber zu zwei ungelösten Mordfällen, die mittlerweile neun Jahre zurückliegen …
Autor
Jonathan Kellerman ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Kriminalautoren. Seine Bücher sind berühmt für psychologisch einfühlsam entwickelte Figuren und eine raffinierte Handlung, die Hochspannung garantieren. Dafür ist der Ehemann von Krimikönigin Faye Kellerman unter anderem mit dem »Edgar Award« ausgezeichnet worden, Amerikas bedeutendstem Krimi-Preis.
Von Jonathan Kellerman außerdem bei Goldmann lieferbar:
Die Romane mit Dr. Alex Delaware und Detective Milo Sturgis:
Jamey. Das Kind, das zuviel wußte (46052), Exit
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