Mordgier
Spaß gemacht.«
»Raul hat etwas gefunden, das er auf ein Exemplar des Prospekts geschrieben hat. ›Zeit für einen bescheidenen Lebensstil, konzentriere dich auf das, was wichtig ist.‹«
»Er wollte seine Prioritäten neu ordnen«, sagte ich.
Er sagte: »Noch mal zu dumm.«
*
Als wir unsere zweite Runde Martinis zu uns nahmen, vibrierte Milos Telefon auf der Theke.
Unhörbar bei der monotonen Kneipenkonversation und einem alten Footballspiel auf ESPN Classic.
Er beobachtete es, während es sprang wie eine mexikanische Bohne, kaute auf seiner Olive, schluckte, nahm es in die Hand.
»Sturgis … Sie sind noch spät auf den Beinen, Doc … Tatsächlich? Oh Mann … Ich weiß es wirklich zu schätzen, sonst noch was? Das stimmt … ich werde ihn fragen, vielen Dank, dass Sie mir Bescheid gesagt haben.«
Er leerte sein Glas und winkte nach einem neuen.
»Welcher Doc war das?«, fragte ich.
»Steinberg, beim Coroner. Die Autopsie des guten Dale wurde auf Anordnung des Chiefs vorgezogen.«
»War denn bei all den Einschusswunden eine Autopsie nötig?«
»Schießereien, bei denen die Polizei beteiligt war, müssen mit äußerster Sorgfalt behandelt werden«, verkündete er, als ob er von jemand anderem reden würde.
Sein Cocktail kam. Er nippte daran. Summte etwas, das ich nicht erkennen konnte.
»Was?«, fragte ich.
Er stellte sein Glas auf die Theke, drehte es am Stiel. »Mir wurde mitgeteilt, dass Dale-Nick-Mr. Bizarro keine Eier hatte. Buchstäblich. Operativ entfernt, feiner sauberer Job, gut verheilt.«
»Die Schweizer Klinik.«
»Ich habe gehört, mit Geld kann man dort alles kaufen.«
»Er bezahlt seine eigene Kastration«, sagte ich, »und nimmt Testosteron, um männlich zu bleiben.«
»Du hast zweifellos auf Grundlage deiner Ausbildung und Erfahrung eine Erklärung dafür.«
Über uns auf dem Bildschirm machte jemand einen Run über dreißig Yards und erzielte einen Touchdown. Längst Football-Geschichte, aber ein paar Trinker an der Theke gerieten aus dem Häuschen.
»Ich könnte eine Theorie über den Wunsch nach totaler Kontrolle entwickeln«, sagte ich. »Wie er die Dosis reguliert und die Schwankungen genießt.«
»Aber?«
Ich erregte die Aufmerksamkeit des Barkeepers. Zeigte auf Milos Glas. Formte mit dem Mund die Worte: »Ich auch.«
37
Zwei Tage nach der Befreiung von Felicia und Emilio Torres wurde Milo in das Büro des Chiefs zitiert, wo er erwartete, einen anerkennenden Klaps auf den Rücken zu bekommen.
An dem Morgen waren wir beide beim Coroner gewesen, und auf der kurzen Fahrt zum Parker Center blieb ich bei ihm.
Der Gerichtspathologe war gebeten worden, eine psychologische Autopsie vorzunehmen, und wollte meine berufliche Meinung zu der psychologischen Motivation hören, die hinter Ansell »Dale« Brights Selbstverstümmelung, seiner hormonellen Manipulation und seinem »makabren Altruismus« stand.
Ich hatte eine Menge Jargon zum Besten gegeben, die alle glücklich zu machen schien.
Als Milo auf den Personalparkplatz des Präsidiums fuhr, sagte er: »Komm doch einfach mit hoch, Seine Majestät würde dich vermutlich gerne kennen lernen.«
»Vermutlich?«
»Er hat seine Launen.«
»Trotzdem vielen Dank, ich gehe ein bisschen frische Luft schnappen.«
Er ging hinein, und ich machte einen Spaziergang. Es war nicht viel zu sehen, aber die Herbstluft war für Downtown L.A. sauber, und die Obdachlosen, an denen ich vorbeikam, machten einen friedlichen Eindruck.
Eine halbe Stunde später war ich wieder vor dem Präsidium, und Milo schritt davor auf und ab.
»Schon lange hier, Großer?«
»Zwanzig Minuten.«
»Kurzes Meeting«, sagte ich.
»Cuz Jacksons andere Leichen haben sich in nichts aufgelöst, das Einzige, was Texas davon abhält, dem Dreckskerl die Spritze zu verpassen, ist Antoine.« Er zeigte mit dem Finger auf mich und zog die Augenbrauen zusammen. »› Tun Sie was, Lieutenant.‹«
»Kein Wort über Bright?«
»›Der Transvestiten-Dreckskerl hat bekommen, was er verdient.‹«
*
Zurück in die Hollywood Hills.
Wilson Goods Haus nach Einbruch der Dunkelheit observieren.
Auf eine ergebnislose Nacht folgte ein ebensolcher Tag. Es war schwierig, auf der hoch gelegenen Straße einen unauffälligen Platz zu finden, aber Milo machte sich auch keine großen Hoffnungen.
In der zweiten Nacht bot ich an, ihm Gesellschaft zu leisten.
»Zu viel Freizeit?«, fragte er.
»Etwas in der Art.«
Die Privatsekretärin von Mr. Dot-com hatte heute Morgen
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