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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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sich gab. » Genug von diesem Quatsch! Was ist mit Antoine passiert ?«
    Er war wirklich wütend. Maisonette parierte das mit einem langen, kühlen Blick. »Nichts.«
    Milo sprang auf. Stützte sich auf dem Tisch ab, warf ihn fast um mit seinem Gewicht. »Sechzehn Jahre , Bradley. So lange leben Antoines Eltern mit dem Schmerz, nicht Bescheid zu wissen. Sie und Ihr so genannter Freund waren auf dem Begräbnis und haben so getan, als wären Sie völlig aufgelöst. Sechzehn verdammte Jahre .«
    Maisonettes magere Gestalt begann zu zittern.
    » Raus damit!«
    Maisonette ließ den Kopf sinken. »Der verdammte Will.«
    »Hat Will etwas getan?«
    »Er hat es mich schwören lassen.«
    »Was?«
    »Dass ich nichts sage. Nicht weil wir was getan haben. Ihm wurde etwas angetan.«
    Pause.
    »Und mir.«

38
    Der Name des Mannes lautete Howard Ingles Zint.
    Alias Floyd Cooper Zindt. Alias Zane Lee Cooper. Alias Howard Cooper Sayder.
    Vor sechzehn Jahren war er der »Westküsten-Verkaufsprofi« für Youth In Action gewesen. Die seit mehr als einem Jahrzehnt eingegangene Firma war ein Beschiss gewesen, hatte Geld für Zeitschriftenabonnements genommen, die selten geliefert wurden.
    Zint traf nach einem Gastspiel in Tucson im Mai in L.A. ein und machte sich daran, Schüler aus Schulen vor Ort zu rekrutieren. Konzentrierte sich dabei auf Jungs, die einer ethnischen Minderheit angehörten, der rassistischen Logik zufolge, dass dunkle Haut Armut gleichkäme und Armut eine große Motivation bedeutete. Als Antoine, Will und Bradley Zint kennen lernten, war er ein schönrednerischer, fünfunddreißig Jahre alter »früherer College-Athlet« (seine Worte), der alles verkaufen konnte.
    Jetzt war er im Hochsicherheitsgefängnis in Florence, Colorado, ein Insasse mittleren Alters.
    Das Verbrecherfoto zeigte eine hagere, weißbärtige Erscheinung mit toten Augen.
    Dreiundzwanzig Stunden am Tag in einer Zelle konnten das aus einem machen. Besonders wenn man noch zweiundneunzig Jahre von einer hundertjährigen Freiheitsstrafe wegen Entführung, Verprügeln und sexueller Belästigung zahlreicher Jungen abzusitzen hatte.
    Vor sechzehn Jahren war Zint noch nicht zur Gewaltanwendung geschritten, hatte sich damit zufriedengegeben, seine Opfer mit Bargeld und Versprechungen von Videospielen und coolen Sportklamotten zu verführen. Bei den älteren Jungen ging es um den Kontakt zu »scharfen Bräuten«.
    In L.A. hatte es ganz einfach begonnen: Zint holte die drei lachenden schwarzen Jungs an einer Straßenecke ab, skizzierte ihre Routen und sammelte sie am Ende ihrer Schicht wieder ein. Gab ihnen Geld im Voraus, obwohl das gegen die Regeln war.
    Nachdem grundsätzliches Vertrauen hergestellt war, fing er damit an, sie einzeln früher abzuholen, und eiskalte Dosen Bier, frisch gerollte Joints und Pillen erwarteten sie, von denen Zint versicherte, sie seien nur »zur Entspannung«.
    Mehr Bargeld wurde ausgezahlt, und dann spielte Zint Musik aus einem Ghettoblaster und sah lächelnd zu, wie die Jungs ganz »benommen« wurden.
    »Was ich damit meine«, sagte Bradley Maisonette, »ist, dass ich nicht mal jetzt ganz sicher sein kann, dass es tatsächlich passiert ist. Obwohl ich mir andererseits schon darüber im Klaren bin. Vielleicht wäre ich von selber nicht zu diesem Schluss gekommen, ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht.«
    Ich sagte: »Aber als Will Ihnen davon erzählte …«
    »Nachdem er versuchte hatte, vom Long Beach Pier zu springen, da hat er es mir erzählt. Im zweiten Semester auf dem College. Ich hab ihn festgehalten, musste mit ihm kämpfen, er war schon immer ein großer Bursche. Ich hab gesagt: ›Warum zum Teufel willst du das denn machen?‹ Da hat er’s mir erzählt.«
    Er holte tief Luft.
    »Ich hab ihm das Leben gerettet, und was macht er, als er fertig ist mit Reden? Holt aus und verpasst mir eine.« Er rieb sich den Unterkiefer. »Ich hab gesagt: ›Mann, was zum Teufel ist los mit dir?‹ Darauf er: ›Du hast mir alles vermasselt, mein Leben ist es nicht wert, gerettet zu werden.‹«
    Bradley Maisonette wischte sich die Augen. »Der große Mann heulte wie ein Baby.«
    Ich sagte: »Er erzählte Ihnen, was Zint mit ihm gemacht hat, und Sie haben sich erinnert.«
    »Ich wusste es die ganze Zeit, ich hielt es nur hinter … einer Art Vorhang versteckt. Als ich Will zuhörte, wurde etwas in meinem Kopf wach - schob den Vorhang beiseite.«
    »Haben Sie Will etwas davon gesagt?«, fragte ich.
    »Damals nicht, auf keinen

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