würde mich doch noch interessieren an der Sache... Ich meine, Feller hat in seiner Zeit als Lohn-Killer genug Morde begangen, die ihm dank Erichsens akribischer Recherche auch eindeutig nachzuweisen sind. Aber das mit seiner Frau... War es nun ein Unfall oder Mord?"
"Du bist doch der große Kriminalist von uns beiden!"
meinte Moeller. Er stand auf und ging zum Fenster. Und in seinem Kopf erklangen weiche, sanfte und etwas melancholische Saxophontöne.
ENDE
© 1998 Alfred Bekker;
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Alfred Bekker
ZWEISAM IN SONSBECK
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Ein CassiopeiaPress Ebook
Ausgabejahr dieser Edition: 2012
Die Stimmen.
Sie hören nicht auf.
Ich dachte, ich könnte sie zum Schweigen bringen, aber das war wohl ein Irrtum. Eine gewisse Traurigkeit überkommt mich. Ein Gefühl der Vergeblichkeit.
Zu Hause ist es manchmal ziemlich einsam.
Wenn ich niemanden habe, mit dem ich reden kann, höre ich die Stimmen.
Also muss ich immer dafür sorgen, dass ich nicht allein bin.
Es war an einem heißen Juli-Nachmittag, als die St. Gerebernus-Prozession durch Sonsbeck zog.
Letztes Jahr.
Der Musikverein Harmonie 1911 spielte.
Trotz der komischen Uniform, die nicht gerade feminin wirkt, fiel mir eine Trompeterin auf. Ich bin nicht sehr musikalisch, hatte aber das Gefühl, dass es nicht richtig sein kann, wenn man eine Trompete aus dem Bläsersatz dermaßen schrill heraushört. Dem Gesichtsausdruck des Dirigenten nach hatte ich mit dieser Einschätzung Recht.
Damals sah ich Franziska zum allerersten Mal. Allerdings wusste ich noch nicht, dass sie Franziska hieß.
Ich konnte sie einfach nicht vergessen.
Ihr Gesicht, meine ich.
Ich betrete das Sonsbecker Rathaus in der Herrenstraße 2. Es dauert eine Weile, bis ich mich durchgefragt habe und schließlich im Zimmer des Sachbearbeiters sitze, der dafür zuständig ist, einem Bedürftigen wie mir Hilfe zum Lebensunterhalt zu gewähren.
Der Sachbearbeiter heißt Wolke. So hat er sich mir gegenüber vorgestellt. Seine Kollegin, die während unseres Gesprächs mehrfach hereinschneit und uns mit irgendwelchen ach so dringenden Lappalien unterbricht, nennt ihn HEBBET.
Nicht HERBERT sondern HEBBET.
Vielleicht kommt sie aus dem Hessischen.
Jedenfalls ist sie nicht von hier.
Zugezogen.
Ihre Sprache verrät sie.
Sie ist blond und quirlig.
HEBBET ist genau das Gegenteil.
Dunkelhaarig und ziemlich behäbig. Richtig lahm. So, wie man sich einen Beamten in seiner Amtsstube eben vorstellt.
Wolke lehnt sich in seinem Sessel zurück und sieht mich abschätzig an.
"Sie wollen also Geld von mir haben."
"Nicht von Ihnen persönlich."
"Logisch", knurrt er. "War ein Witz."
"Ach, so."
Er atmet tief durch, beugt sich vor und greift sich anschließend mit schmerzverzerrtem Blick an den Rücken. Irgendetwas zwickt ihn da. Das sind eben die Folgen des Dauersitzens. Kann man in jedem Apothekenblatt nachlesen.
"Sie haben zurzeit keine Arbeit?", fragt er mich.
"Nein."
"Seit wann?"
"Seit ... Schon jahrelang."
"Wovon haben Sie gelebt?"
"Vom Geld meiner Mutter."
"Ist Ihre Mutter berufstätig?"
"Nein, jetzt nicht mehr. Sie steht nicht mehr auf. Jedenfalls nicht ohne Hilfe."
"Heißt das, sie ist ein Pflegefall?"
"Kann man so sagen."
"Zahlen Sie Miete?"
"Nein. Ich lebe im Haus meiner Mutter. Also, eigentlich ist es mein Haus. Sie hat es mir vor ein paar Jahren überschrieben."
"Außer den Zuwendungen Ihrer Mutter haben Sie keinerlei Einkünfte?"
"Ich habe hin und hin und wieder mal ..." Ich stocke.
"Schwarzarbeit?", erlöst er mich davon, mich selbst belasten zu müssen.
"Ja."
Er seufzt. Sieht genervt aus. Ich bereue schon, überhaupt hier her gekommen zu sein.
"Sie müssen mir Ihre Vermögensverhältnisse offen legen, sonst gibt es kein Geld für Sie", erklärt mir Wolke jetzt unmissverständlich. "Wenn Sie Ihre Mutter pflegen, dann hätten Sie auch vielleicht Anspruch auf Leistungen der Pflegekasse. Haben Sie Ihre Mutter vom medizinischen Dienst begutachten und in eine Pflegestufe einstufen lassen?"
"Nein."
"Das sollten Sie schleunigst veranlassen", sagt Wolke. "Ihren Schilderungen entnehme ich, dass Ihre Mutter bettlägerig ist."
"Ja."
"Dann sind Sie auf Grund der übernommenen Pflege auch nicht voll erwerbsfähig." Er seufzt, sieht auf die Uhr. "Wissen Sie was, ich muss heute