MORDrhein-Westfalen (Vier Krimis mit Tatorten in NRW - Münsterland, Sauerland, Niederrhein) (German Edition)
auf Ihrer Verdächtigenliste ganz oben!"
Er verzog sein Gesicht. "Wer sagt, dass Sie es nicht auch jetzt sind?"
Ich nickte. "Sicher", bestätigte ich. "Ich traue Ihnen alles zu."
"Verdienen Sie eigentlich gut?"
"Nein. Nicht besonders. Leider bin ich nicht Konsalik oder Stephen King."
"... und ich bin nicht so ein netter Kerl wie Derrick oder Columbo!"
"Habe ich mir fast gedacht!"
Schließlich kam er doch noch zur Sache. Ich hatte schon befürchtet, dass er tatsächlich nur gekommen sei, um mir erstens den Besuch seines Kollegen anzukündigen und mir zweitens meine kostbare Zeit zu stehlen.
Aber ganz so schlimm war es dann doch nicht.
"Haben Sie etwas gehört? Irgendetwas, ganz gleich was?"
Ich überlegte. "Ich war bei der Arbeit, als das oben mit Lammers passiert sein muss. Und dann war plötzlich die Sicherung raus. Genau in dem Moment muss der Föhn in die Wanne gelangt sein. Ungefähr 17.30 Uhr, würde ich sagen. Ich wollte gerade eine Pause machen und habe deswegen geschaut, wie spät es war."
"Sie haben nichts gehört?"
"Nein."
"Keine Schritte, niemanden, der nach oben gegangen ist?"
"Die Frau ..." begann ich, aber das war im Moment nicht das, was der Dicke von mir hören wollte, und so unterbrach er mich ziemlich abrupt.
"Ja, von der haben Sie uns bereits erzählt", knurrte er unwirsch.
"Sonst niemand ... aber ..."
"Ja?"
"Warten Sie mal eine Sekunde."
"Na?"
"Da war etwas, aber das war zwei Stunden früher!"
"Erzählen Sie!", forderte er.
"Ich war im Flur, da habe ich gehört, wie mindestens zwei Personen die Treppe zu Lammers hinaufgegangen sind! Aber ich glaube nicht, dass das etwas mit der Sache zu tun hat! Schließlich war der Stromausfall erst viel später."
Rehfeld atmete tief durch und lehnte sich zurück. "Wahrscheinlich hat es mehr damit zu tun, als Sie für möglich halten!"
"Was meinen Sie damit?"
"Als der Strom ausfiel, war Lammers schon mindestens eine Stunde tot."
"Ist das sicher?"
"Ziemlich sicher. Und er starb auch nicht an dem elektrischen Schlag!"
"Was?" Ich war erstaunt.
"Jemand hat ihm mit einem stumpfen Gegenstand von hinten auf den Schädel geschlagen."
"Das heißt, Lammers wurde erst in die Wanne befördert, nachdem er schon tot war!"
"Ja."
Das ließ natürlich alles in einem neuen Licht erscheinen. Selbstmord, so schien es, war damit wohl endgültig ausgeschlossen.
"Naja", meinte ich. "Sie werden sicher alles herausbekommen."
"Allerdings, das werde ich!", kündigte er an. Und bei ihm klang das fast wie eine Drohung.
Im nächsten Moment klingelte es an der Tür. Zweimal kurz hintereinander. Da schien jemand ziemlich ungeduldig zu sein.
Ich meinte: "Das wird wohl Ihr Kollege sein."
Rehfeld nickte langsam. "Ja, vermutlich." Er erhob sich. "Es wäre nett, wenn Sie in den nächsten Tagen im Präsidium vorbeischauen würden, damit wir Ihre Aussage zu Protokoll nehmen können."
"Meinetwegen", sagte ich.
Ich öffnete die Tür, und davor stand ein junger Mann mit dicker Brille und fettigen langen Haaren, die ihm am Kopf klebten. Er sah wie ein Seehund aus, der gerade aus dem Wasser getaucht war. Der dünne, blonde Schnurrbart trug zu diesem Eindruck ein Übriges bei.
Rehfeld schien den Seehund zu kennen. Jedenfalls musste sich dieser von dem Dicken einen Schlag auf die Schulter gefallen lassen. "Dann sehen Sie mal zu, dass Sie ein schönes Bild zurechtkriegen!"
*
Ich schrieb: ›Jake McCord ließ die Flügeltüren des Saloons auseinanderfliegen und trat ein. Zu dieser Tageszeit war an diesem Ort noch nicht viel los. Ein paar Zecher hingen an der Theke.
An einem der Tische wurde gespielt.
Als McCord eingetreten war, verstummten fast augenblicklich die Gespräche. Verstohlene Blicke wurden ihm zugewandt, wobei die Männer es vermieden, McCord offen anzusehen. Jake McCord kannte diese Blicke. Es waren Blicke, die einem Mann galten, von dem jedermann annahm, dass er bald sterben werde − durchsiebt von einem halben Dutzend Bleikugeln.
McCord kümmerte das nicht. Er hatte nicht vor, sich erschießen zu lassen.
Mit weiten Schritten ging er zur Theke, hinter der der Saloonkeeper wie erstarrt stand. Er war dick und rotwangig und machte ganz den Eindruck, sich häufiger an seinem eigenen Whiskey zu vergreifen.
"Sie können Ihren Mund wieder zumachen!", wandte sich McCord an den Salooner. "Und wenn Sie das geschafft haben, dann schenken Sie mir doch bitte etwas ins Glas!"
"Whiskey?"
"Was sonst!"
"Ich hätte nicht gedacht, dass Sie noch hier
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