Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)
Stella Conrad im Gespräch
Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Seit ich lesen kann, verschlinge ich Bücher, hatte aber nie die Ambition, schriftstellerisch zu arbeiten. Per Zufall bekam ich 2006 Kontakt zu meiner Agentin – zu diesem Zeitpunkt hatte ich weder Exposés noch Manuskripte vorzuweisen, nur die Idee für eine romantische Filmkomödie. Meine Agentin ermunterte mich, daraus einen Roman zu machen – so entstand »Die Küchenfee«, der gleich ins Finale für die Delia 2009, den Preis für den besten deutschsprachigen Liebesroman, kam. Den Preis bekam ich zwar nicht, fand dafür aber überraschend – besser spät als nie – meine Berufung.
Gibt es ein Thema, das Sie besonders reizt?
Mich interessieren in erster Linie Menschen – und wie sie sich in bestimmten (Krisen-)Situationen verhalten. Wie ist ihr Selbstbild? Hält es der Krise stand, oder zerbröselt es zu Staub? Manchmal muss man sich und sein Leben neu erfinden – wie meine Hauptfigur Helene. Aber: Kann das funktionieren, wenn man wie Helene in sein Heimatdorf flüchtet, also vermeintlich einen Schritt zurück macht? Das sind die Fragen, die ich spannend finde.
Wie würde ein »idealer Leser« in Ihrer Vorstellung aussehen?
Wie George Clooney! Spaß beiseite: Ein idealer Leser zeichnet sich dadurch aus, dass er bereit ist, sich fallen zu lassen. In eine andere Welt, in die Geschichte einer anderen Person, in ihre Emotionen. Er schlägt das Buch auf und sagt: »Nimm mich mit.« Für dieses Vertrauen verdient er bestmögliche Unterhaltung: eine spannende Story, lebendige Figuren und – aber das ist meine persönliche Meinung – auf jeden Fall viel Humor.
Über die Autorin
Stella Conrad, 1960 in Recklinghausen geboren, lebt und arbeitet an der Nordseeküste. Nach zehnjähriger Tätigkeit als Köchin arbeitete sie als Veranstalterin, Pressebetreuerin und in einer Schauspielagentur, bevor sie sich dem geschriebenen Wort zuwandte. Nach »Die Küchenfee« und »Blindflug« ist »Die Tortenkönigin« ihr dritter Roman im Diana Taschenbuch.
KAPITEL 1
»Helene, du bist eine Göttin«, sagte Leon und grinste lüstern.
»Und das Beste ist, du bist meine Göttin.«
Er lehnte sich zurück und leckte sich genießerisch einen Klecks Vanillecreme von der Unterlippe, den ich ihm liebend gern weggeküsst hätte.
»Ich muss wirklich aufpassen«, fuhr er fort und tätschelte sich den Bauch, »Marcel bringt mich um, wenn ich zunehme. Er sagt, ich werde zu fett, wenn ich so weitermache, aber ich kann dir einfach nicht widerstehen.«
Mein Gesicht wurde heiß – wie immer, wenn Leon mir ein Kompliment machte.
»Du hast mich in dein Bett gekocht«, sagte er immer, »das ist pure Verführung, was du auf den Tisch bringst – und deine Torten sind besser als jeder Orgasmus.«
Ich warf ihm eine Kusshand zu und begann, den Tisch abzuräumen. Plötzlich umfingen mich seine Arme von hinten, und er presste sich eng an mich.
»Du bist so süß wie deine Törtchen«, murmelte er in mein Haar, »du duftest so köstlich, hmmm … und deine Haut ist wie Marzipan …«
Er küsste mich seitlich auf den Hals, und sofort wurden mir die Knie weich. Seit unserem allerersten Kuss musste er mich nur berühren, und ich schmolz dahin. Und eines musste man ihm lassen: Leon wusste, wie und wo man eine Frau richtig berührt.
Seine Hände wanderten höher, während er weiter meinen Hals küsste. Ich wollte vor lauter Seligkeit gerade ohnmächtig werden, als das Dudeln seines Handys unser romantisches Intermezzo am Abend höchst unromantisch unterbrach, denn sofort ließ er mich los und zog sein Telefon aus der Hosentasche.
»Marcel«, murmelte er nach einem Blick auf das Display. Er drehte sich um und verließ die Küche, um mit seinem Manager zu telefonieren, während ich mich erst einmal sortieren musste.
Verdammter Marcel!, dachte ich wütend. Der Kerl hatte ein untrügliches Gespür für den unpassendsten Augenblick, um aufzutauchen oder anzurufen, kurz: um uns zu stören. Oder besser: um mich zu stören.
Eines hatte ich sehr schnell lernen müssen, seit Leon und ich ein Paar waren: Ich war die Nummer zwei in seinem Leben.
O nein, ich rede nicht von einer anderen Frau.
Ich rede von der Musik und Leons Ehrgeiz, ein Star zu werden. Dafür ließ er alles stehen und liegen. Bei einer Castingshow hatte er es immerhin auf den vierten Platz und damit zu einiger Aufmerksamkeit gebracht. Die Mädchen liebten ihn, und flugs war dieser Marcel auf
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