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Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Titel: Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin , Philip Tamm , Regula Venske , Steffi von Wolff
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erwiderte Gabriel. »Norddeutsches Fabrikat. Sehr solide. Wer hat Sie alarmiert?«
    »Ein Spaziergänger. Der Mann hat einen Schock. Ihm ist beim Jogging ein Obdachloser mit diesem Wägelchen entgegengekommen. Er hat bemerkt, dass ein Fuß herausragte, und die Polizei gerufen. Das muss man sich vorstellen! Ein Obdachloser zieht Leichenteile durch München, in einem Wägelchen, wie es normalerweise nur Rentner benutzen. Das ist unglaublich.«
    »Gibt es eine Beschreibung von dem Mann, ich meine, von dem Penner?«
    »Nein, das nicht«, sagte Veitlinger. »Aber wenn Sie wollen, können Sie gern eine anfertigen. Er sitzt da vorn im Polizeiwagen und hat bereits den vierten Kaffee bestellt.«
    »Und? Kommt er als Täter infrage?«
    »Fragen Sie ihn, Gabriel. Laut meinen Anweisungen ist das hier auch Ihre Show.«
    Hinter ihnen bauten Polizisten Sichtsperren gegen die allmählich eintrudelnden Journalisten auf, die herumrätselten, was sich wohl sonst noch in dem grell beleuchteten Trolley befinden mochte. Nach einem ersten Blick auf den Inhalt wartete man jetzt auf die Rechtsmediziner, die sich für Gabriels Geschmack viel Zeit ließen.
    Er schlenderte zu dem Polizeitransporter hinüber, in dem ein Mann mit tief ins Gesicht gezogener Strickmütze saß. Seine Kleidung bestand aus mehreren Lagen; über einem Pullover trug er eine Lederweste, eine Art Anorak bildete die oberste Schicht. Er hielt einen Kaffeebecher mit beiden Händen und schaute neugierig aus dem Seitenfenster.
    Ohne ein Wort zu sagen, schob sich Gabriel in den Wagen.
    »’n Abend, Chef, verfluchte Sauerei ist das«, wurde er von dem Mann begrüßt.
    Gabriel schwieg zunächst, dann sagte er: »So früh schon einkaufen?«
    Der Mann sah ihn erstaunt an und brach in ein gackerndes Lachen aus.
    »Also? Name?«
    »Erdhammer, Karl Erdhammer. Geboren am 8. Januar 1959, in München daselbst.«
    »Fein«, sagte Gabriel. »Wo wollten Sie denn mit dem Trolley hin?«
    »Wohin schon? Zum Friedhof!«
    »So ganz ohne Schaufel?«
    »Stimmt, ich hab ja nicht mal ne Schaufel.« Betrübtes Gesicht.
    »Kann es sein, dass Sie …?« Gabriel führte den Daumen zum Mund und kippte den Kopf nach hinten.
    »Donnerwetter, ja«, sagte Erdhammer. »Klar hab ich einen gekippt. Oder auch zwei. Bei dem Wetter. Wissen Sie, bei mir ist grad die Heizung ausgefallen, und da wärm ich mich von innen, Herr Polizeichef.«
    »Schön«, sagte Gabriel. »Sind Sie ein Witzbold?«
    »Ein fröhlicher Mensch, jawohl, das bin ich. Ein fröhlicher Mensch. Ist selten geworden, Herr Präsident.«
    Gabriel sah zu Mutter hinüber, die, an einem Verkehrsschild angeleint, die Szenerie beobachtete und in die Luft schnupperte.
    »Eine bayerische Frohnatur, na fein. Woher hatten Sie denn Ihr Einkaufswägelchen?«
    Karl Erdhammer trommelte mit beiden Fäusten gegen sei ne Stirn. »Das überleg ich schon die ganze Zeit. Irgendwann hatte ich den Wagen an der Hand, aber wann genau …«
    Erdhammer streckte blitzschnell die Hände nach vorn und umklammerte Gabriels Handgelenke. »Ich weiß es nicht!«, brüllte er und blies ihm seine Alkoholfahne ins Gesicht.
    Gabriel kletterte aus dem Wagen und trat auf den nur wenige Meter entfernt stehenden Oberkommissar Veitlinger zu. Die Rechtsmediziner hatten inzwischen begonnen, die Leichenteile auf einer Plane auszubreiten.
    »Lassen Sie den Mann laufen«, sagte Gabriel. »Der hält uns nur auf.«
    »Vielleicht erinnert er sich, wo er …«
    »Geben Sie ihm eine Ihrer Visitenkarten und Kleingeld fürs Telefon. Der ruft sicher an, wenn ihm wieder etwas einfällt. Versprechen Sie ihm eine Packung Kippen und ein Bier.«
    Veitlinger nickte stumm und machte einem uniformierten Kollegen ein Zeichen, dass der Mann gehen dürfe.
    »Gar keine Einwände?«, fragte Gabriel verwundert.
    »Sie sind der Experte aus Hamburg. Glauben Sie, ich setze die bayerisch-hanseatische Völkerverständigung aufs Spiel?«
    »Lustiges Völkchen, ihr Bayern«, sagte Gabriel.
    Karl Erdhammer stieg aus dem Wagen und riss die Arme in die Luft. »Freiheit!«, rief er dramatisch. »Geliebte Freiheit!«
    Dann trottete er, Verdis Gefangenenchor summend, auf Gabriel und Veitlinger zu, blickte stumm von einem zum anderen und sagte mit Leichenbittermiene: »Und was wird nun mit Peter Berkens? Was soll nun mit ihm werden?«
    »Wer, zum Teufel, ist Peter Berkens?«, fragte Gabriel.
    Der Obdachlose hob seinen Arm und deutete mit dem Zeigefinger auf die Plane mit den Leichenresten.
    »Na, mit Peter Berkens. Man kann ihn

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