Mordsdeal
Fehlfarben und wagte es nicht, sich zu wehren – noch nicht – ihre Zeit kam noch.
»Gitti, bitte, lass uns nicht verrückt spielen. Wir haben doch nur noch uns. Wir sollten zusammenhalten. Ich will mich ja bessern, aber es ist nicht so einfach. Ich brauche den richtigen Mann dafür, der mir hilft, und den habe ich noch nicht gefunden. Lass uns doch wieder versöhnen, ja?« Sie trat einen Schritt auf Gitti zu und zog sie an sich. Ihre feste Umarmung drohte ihr die Rippen zu zerquetschen. Gitti rang nach Luft und befreite sich wieder.
»Tschüs, Hilla.«
*
Heiner zappte am Abend durch die Programme und war in Gedanken bei Hilla. Er war froh gewesen, sie auf diese Art ruhig bekommen zu haben. Nachdem sie sich am Sonntagabend auf dem Bett vergnügt hatten, war sie fromm wie ein Lamm und stumm wie ein Fisch gewesen und ließ ihn in Frieden ziehen. Trotzdem ärgerte er sich plötzlich, über sie hergefallen zu sein, wenn er an die Konsequenzen dachte. Nun meinte sie wieder, er würde Gitti wegen ihr verlassen, aber da hatte sie sich gründlich geschnitten.
Was hatte Gitti für einen Terz gemacht an dem Abend. Er musste ihr klarmachen, noch einen besonderen Kunden gehabt zu haben, bei dem er endlich die Vakuumsäcke losgeworden war. Natürlich war sie zuerst misstrauisch gewesen, aber als wieder das Thema Hilla zur Sprache kam, fand er reichlich Schimpfwörter für sie, sagte, was er von Hilla hielt und dass sie keine Gefahr für ihre Ehe darstelle.
Heiner verstand die Weiber nicht, warum sie sich ständig Gedanken um die Liebe machten und eifersüchtig waren. Es gab doch wichtigere Dinge im Leben. Die Karriere zum Beispiel, und darum musste er sich in erster Linie kümmern. Als Nächstes galt es, beim Club abzusagen. Sie hatten sich damals zusammengeschlossen, weil sie sich gegenseitig auffangen und ihrem Ziel näher bringen wollten. Er hatte sein Ziel erreicht. Was jetzt die anderen machten, war ihm egal. Vielleicht bekam er mit seinem Austritt auch Daniel vom Hals. Wenn sie sich nicht mehr regelmäßig sahen und er vortäuschte, eine Arbeitsstelle bei der Bundesbahn gefunden zu haben, ließ er vielleicht locker.
Gitti kam zur Tür herein. Heiner stellte schnell von der Liebesszene auf eine Natursendung, in der Elefanten es gerade miteinander trieben.
3
Dienstagabend. Es war endlich soweit. Heute verabschiedete er sich vom Club und begann ein neues Leben. Na ja, fast. Sein größtes Problem lag noch unter dem Bett in Neersen.
Heiner fuhr diesmal über die Landstraße nach Rheinberg. Auf der Strecke von Anrath über Vorst, Kempen, Orbroich, Tönisberg, Schaephuysen, Rheurdt und so weiter wollte er Ausschau nach einer geeigneten Stelle halten, wo er den Sack, also den Alten, loswerden konnte. Erstmal nur rein theoretisch. Sein Gefühl sagte ihm, es lieber auf der Landstraße zu versuchen anstatt an der Autobahnraststätte. Schade, dass er so gar keine Erfahrung mit Leichenentsorgung hatte. Er wusste jetzt auch nicht, wen er fragen konnte, wo er es nachlesen sollte. Ob er sich mit ein paar Krimis aus der Bibliothek eindecken und nach Tipps suchen sollte? Aber in welchen? Ihm kam die Suchmaschine aus dem Internet in den Sinn. Würde es helfen, wenn er dort » Leichenentsorgung« eingab …?
Ehe Heiner sich versah, war er in Rheinberg angekommen. Mist. Er hatte jetzt nicht auf die Gegend geachtet. Dann eben auf der Rücktour.
Hinter der Schranke war Heiner links abgebogen und fuhr auf das alte Rheinberger Bahnhofgelände, bis er auf die Kneipe Zugzwang stieß.
Vorbei an der langen Theke auf der Rechten und den mit Andreaskreuzen abgetrennten Tischen auf der Linken, ging er in den Nebenraum, wo sonst immer eine kleine Bühne aus Holz aufgebaut war, wenn die Bands spielten oder die Autoren lasen. Er setzte sich auf den Barhocker an den hohen Tisch, lehnte sich lässig mit dem Rücken an die Backsteinmauer und bestellte einen Cappuccino. Für Bier war es noch zu früh. Gerne hätte er aus dem Fenster gesehen, wer von den Clubmitgliedern zuerst ankam, aber auf dem Milchglas sah er nur die stilisierte Vorderansicht einer Lokomotive und las den Namen Zugzwang.
Eigentlich schade, wenn er dieses gemütliche Ambiente nicht mehr wiedersehen würde, aber dafür warteten wichtigere Dinge auf ihn.
Als Erstes erschien Gregor, der für eine große Staubsaugerfirma arbeitete und danach der weißhaarige Winfried, Handlungsreisender für Bürsten aller Art. Er war zwar der Älteste, aber das jüngste Mitglied und kam mit einem
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