Mordsdeal
für Dessous, was ihm am meisten Spaß bereitet hatte und wofür er immer eine Flasche billigen Sekt mitnahm. Das machte die Damen lockerer und brachte ihm mehr Freude. Leider keine Umsätze, denn die Frauen waren alle schwach auf der Brust – finanziell gesehen.
Daniel quetschte Gitti über Heiners neue Geschäfte aus. Anscheinend war sie wirklich nicht darüber informiert, oder sie stellte sich dumm. Mit immer mehr Einzelheiten versuchte er ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, bis er schließlich ALLES erzählt hatte und sich einer staunenden Gitti gegenübersitzen sah, die nun ihrerseits sehr gesprächig wurde.
Daniel war froh, in Gitti jemanden gefunden zu haben, der wusste, worauf es ihm ankam, und sofort kapierte, was sein Ziel war. Zwischendurch versorgte sie ihn immer wieder mit Getränken und kleinen Häppchen, bat ihn immer wieder zu bleiben.
Als der Tisch wie ein Schlachtfeld aussah und das Nachtjournal vorbei war, raffte Daniel sich auf. Er verabschiedete sich mit einem: »Wunderbar, dann verlasse ich mich also darauf.«
Gitti nickte energisch: »Und ob Sie sich darauf verlassen können.«
4
Mia hatte viel geschafft und war rundum zufrieden mit sich und der Welt. Dabei kam es noch besser. Heute, am Mittwoch, stand um 19 Uhr ein besonderer Termin im Kalender, auf den sie sich seit einer Woche freute: ein Abendessen mit Bodo, ihrem Noch-Mann. Sie hatte sich vor fünf Jahren zunächst gedanklich von ihm getrennt, bis sie es wagte, ihm den Vorschlag zu unterbreiten, es auch einmal räumlich zu versuchen. Nach großem Murren und gegenseitigen Vorhaltungen merkten sie beide, was sich im Laufe ihrer Ehe angestaut hatte, wunderten sie sich, warum sie vorher nie darüber gesprochen hatten. Nun schien es zu spät. Schon längst hatte sich jeder neu orientiert, jeder sein Interesse verlagert. Obwohl es Mias Part war, besonders kreativ zu sein, kam die Rolle diesmal Bodo zu. Zwei Jahre hielt seine Liaison mit der Geliebten an, fuhren sie durch die Gegend und amüsierten sich königlich. Als Mia es erfuhr, war es ein triftiger Grund, Bodo ein Ultimatum für seinen Auszug zu setzen. Sie zog so lange ins Gästezimmer, bis Bodo das Haus mit Sack und Pack verlassen hatte. Kurz darauf endete das Ich-bin-ein-armer-unverstandener-Ehemann-Verhältnis mit seiner verheirateten Geliebten.
Mittlerweile konnten Mia und er darüber reden und manchmal sogar lachen. Gegenseitige Eifersucht zwischen ihnen gab es nicht mehr. Sie brauchten beide ihre Freiheiten, niemand sollte den anderen einengen. So schworen sie es sich, als sie feierlich die Eheringe ablegten, eine Flasche Schampus darauf leerten und im Bett landeten. Trotz ihrer Trennung wollten sie für immer und ewig verheiratet bleiben, da sie ja doch – irgendwo – füreinander bestimmt waren.
Es war schon verrückt, und nun freute sie sich fast wie beim ersten Mal auf ihr gemeinsames Abendessen mit Bodo. Es war lange her, seit sie die Zeit dafür gefunden hatten.
Mia fuhr mit dem Beauty auf den Waldboden-Parkplatz des Forstwaldhauses in Krefeld. Sie sah in den Rückspiegel, ob ihre wilde Mähne noch wild genug war. Waldi auf der Hutablage nickte zustimmend und die umhäkelte Klorolle hatte wie immer keine Meinung dazu.
Mia lief die Steinstufen hoch, beäugte schnell in der Glastür ihr Outfit. Mit manchen Dingen musste man sich eben abfinden. Jetzt war es eh zu spät, etwas zu ändern, deshalb öffnete sie wagemutig die Tür und war gespannt, wie Bodo heute aussah.
Der große, blonde Kellner in Schwarzweiß nahm ihr die Jacke ab und hängte sie auf einen Bügel der Garderobe, danach führte er sie an den vorbestellten Tisch, zu den leeren Stühlen. Er rückte den von ihr ausgewählten Stuhl zurecht. Warum mussten Männer immer dafür bezahlt werden, um so etwas zu machen? Warum waren sie nicht mehr, so, wie im frühen 19. Jahrhundert, freiwillig dazu bereit? Nein, Mia war keine Kampf-Emanze, sie wollte es einfach nur genießen, ja, sich auch in den Mantel helfen oder die Tür vom Auto aufhalten lassen oder … ach, es gab so viele Dinge, die ein Mann für eine Frau tun konnte … es wäre schlichtweg saubequem.
Mia wollte zusammen mit Bodo das Essen bestellen und gab die in Kunstleder gebundene Speisenkarte zurück. Außerdem stand es für sie bereits heute Morgen fest, was sie essen wollte. Sie würde wieder ihr Lieblingsgericht wählen: paniertes Putenschnitzel mit Curryrahm und Früchten an Pommes frites mit Mayo, dazu einen gemischten Salat. Da
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