Mordsdeal
gewundert, wieso Ihr Name als Alleinerbin im Testament erscheint, dass er in Kopie bei seinem Anwalt hinterlegt hat. Ihre Rechte werden Ihnen gleich erläutert. Den Haftbefehl können Sie sich ansehen. Da hat es Ihnen auch nicht geholfen, den guten Mann in einer Biotonne in Moers zu verstecken. Wie sind Sie nur auf die Biotonne gekommen?«
Hilla blieb stumm. Sie war geschockt, als sie das mit dem Testament hörte, damit konnte sie nun wirklich nicht rechnen und hatte sie auch nicht gerechnet. Sie ließ sich nichts anmerken.
»Jetzt weiß ich auch, warum du den Vorschlag gemacht hast, ich solle mich von Heiner trennen, und wie du es gemeint hast. Du hattest das Gift schon an Stephan Wagner ausprobiert und wolltest mich da mit reinziehen. Frau Kommissarin, ich sage es Ihnen gleich: Ich habe zwar die Rizinuspflanze auf meiner Terrasse stehen, aber die habe ich von meiner Schwester bekommen, wohl auch aus Berechnung.«
Mit einem Satz sprang Romeo zu seiner Mutter und fing sie auf. Ihre Beine zitterten, ihr war kurz schwarz vor Augen geworden.
»So? Sie haben die Pflanze? Tja, dann sollten wir den Sachverhalt noch mal genauestens prüfen. Wann wollen Sie denn die Pflanze bekommen haben?«
»An dem Tag, als Romeo unsere Trödelsachen von Mia abgeholt hatte. Mia, wann war das noch mal?«
»Nach Heiners Tod.«
Romeo stellte sich in die Tür, als die Kommissarin hindurchgehen wollte. »Was ist denn jetzt mit meinem Vater?« Die Schutzpolizisten, die Hilla untergehakt hatten, drehten sich um. Hilla sah zum Polizeiwagen.
»Wann wird die Obduktion sein?«, fragte er.
»Ist schon veranlasst. Das macht dann Landrat Viersen. Die melden …« Lilo wurde unterbrochen.
»Ich kann dir das Ergebnis sagen.« Hilla sprach in Richtung Wagen, vermied es, Romeo in die Augen zu schauen. »Rizin, es war Rizin.«
21
Romeo und Sameja standen im Blumenladen auf der Moerser Landstraße und suchten einen bunten Herbststrauß für Mia aus. Damit warteten sie Minuten später vor ihrer Tür.
Mia war gerührt, nicht nur über die Blumen, sondern über das gut aussehende und glückliche junge Paar. Die beiden schwärmten von ihrer neuen Wohnung in der Moerser Straße in Krefeld. Von dort aus hatten sie es nicht weit bis zu den Bushaltestellen und zum Bahnhof, sagten sie und luden Mia ein, die großzügige Altbauwohnung mit Parkett zu bestaunen.
Bei einem heißen Tee fragte Mia ihnen Löcher in den Bauch. Sie erfuhr, wie still es um die restliche Familie Stöckskes geworden war. Um Hilla sowieso. Sie saß in Untersuchungshaft und würde viele Gespräche führen müssen.
Mia stand auf und ging zu ihrem Schreibtisch. Sie holte einen großen Beutel mit drei roten Pillen hervor.
»Sind das die Pillen der Erkenntnis?«, fragte Romeo.
»Fast, möchtest du eine? Sameja?«
Beide winkten ab.
Mia nahm sich eine aus dem Beutel und kaute darauf herum. »Schmeckt nach nix, wie der Niederrheiner sagt. Dein Vater hatte Placebos verkauft. Rote, gelbe, grüne. Rote helfen nach einer Studie mehr als alle anderen. Testen die schon mal an der Uni. Ohne Erwartung kein Placebo-Effekt und ganz wichtig für den Niederrheiner: Was nix kostet, is nix. Daher erklären sich der übertriebene Preis und der eigentliche Betrug. Der Inhaltsstoff ist nur Milchzucker oder Stärke.«
»Wo bekommt man die her?«, fragte Sameja.
Mia lachte. »Entweder an der Uni, durch gute Kontakte, ist aber nicht erlaubt, oder im Großmarkt. Da gibt es genügend Billigpastillen, die nach nix schmecken. Dein Vater hatte sie aus der … Aber spielt ja jetzt auch keine Rolle mehr.«
»Wie bist du denn darauf gekommen, dass es Placebos sind?«, fragte Sameja.
»Na ja, ich schlucke noch längst nicht alles, was man mir vorsetzt. Später im Alter muss ich es bestimmt mal. Als ich in Daniel Loosers Büro saß und mir die Listen geben ließ, flatterte ein Blatt auf den Boden, und da sah ich die Rechnung aus dem Kaufhaus. Zufall oder nicht Zufall, weiß mans? Manchmal müssen Dinge eben so laufen, wie sie laufen. Das haben wir ja alle schon mal erlebt.«
Romeo und Mia nickten und sahen sich verliebt an. Er löste seinen Blick. »Macht Daniel Looser mit den Pillen weiter? Hast du was gehört?«
»Ich glaube kaum. Damit wird er sich nicht über Wasser halten können, selbst wenn er es vorhätte. Bei seinem kaufmännischen Verständnis und den Preislisten! Wer die Abkürzung EK als Endkurs bezeichnete – was für ein Wort –, der kommt nicht weit. Ihm bleibt nur noch übrig, wieder in den
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