Mordsdeal
getäuscht. Romeos Blässe war die blanke Wut. Er zeigte kein Mitleid. Im Gegenteil, er steigerte sich hinein. »Wenn meine Tante das wirklich gemacht hat, dann soll sie dafür büßen. Ich werde sie höchstpersönlich zur Kommissarin fahren und dort abliefern.«
Gitti wischte sich über die Augen. Ihr Papiertaschentuch blieb trocken, wie Mia deutlich sehen konnte.
»So liebe ich dich, mein Sohn, ich dachte schon, du hättest deinen Gerechtigkeitssinn verloren.«
In Mias Ohren klang es nicht so harmonisch, wie es rüberkommen sollte. »Sag mal, Gitti, wie hat Hilla Heiner denn getötet? Hat sie das auch gesagt?«
»Hat sie. Mit einem Pflanzengift aus dem Garten. Kennst du den Wunderbaum?«
Mia schüttelte den Kopf. »Nur Wunderpillen.«
Gitti lachte nicht. »Hilla nannte noch ein paar andere Namen für die Pflanze. Warte mal.« Sie legte einen Finger an die Schläfe und klopfte dagegen. »Hundsbaum und Läusebaum.«
Mia ging zu Gittis Eiche-rustikal-Regal und suchte die Bücher ab. Auch hier gab es das botanische Buch aus dem Bücherclub. Es wäre ihr sehr verdächtig vorgekommen, hätte es nicht hier gestanden. Eiche rustikal und Bücherclubbücher gehörten zusammen, wie Currywurst mit Ketchup. Mia blätterte und blätterte, dabei ging sie immer einen Schritt seitwärts, weil sie Romeos Drohung gehört hatte, er wolle seine Tante nun wecken. Im Augenwinkel sah sie, wie er aufstand, aber da war Mia bereits an der Schlafzimmertür angekommen und hatte den Weg versperrt. »Das machst du nicht. Du wartest erst einmal. Setz dich. Wir wollen mal sehen.« Sie tippte auf die Stelle, wo die Pflanze in Farbe abgebildet war. »Richtig, Wunderbaum oder auch Ricinus Communis oder Kreuzbaum, Christushand oder …« Mia sah in die Runde. »Rizinus!«
Mia erinnerte sich sofort daran, wo sie die auffällige Pflanze mit den roten Stängeln, den großen, handförmigen Blättern und den rispigen Blütenständen gesehen hatte: bei Gitti in einem Kübel auf der Terrasse! Da wusste sie aber noch nicht, dass es sich dabei um eine Giftpflanze handelte. Mia krümmte den Zeigefinger und lockte Gitti wie eine Hexe zu sich, damit sie ins Buch schauen konnte. »Nun sieh dir das mal an. Das ist die Pflanze. Hast du sie schon mal bei Hilla gesehen?«
Romeos Beine standen nicht still, ins Buch wollte er nicht schauen, stattdessen ging er zum Fenster und dann zurück zum Tisch. Schließlich platzte es aus ihm heraus: »Was soll das? Hilla hat doch zugegeben …«
»Pschhhhht«, machten Gitti und Mia gleichzeitig.
Gitti raffte sich auf, ihre Knochen waren lahm. Das Gehirn aber wurde munter, als sie das Bild sah: »Ja, genau! Die … die habe ich von Hiiiiii …« Sie erbleichte und wollte ins Schlafzimmer stürmen. Mia schüttelte den Kopf. »Moment, Moment, nicht so voreilig. Von Hilla geschenkt bekommen, wolltest du das sagen?«
Gitti nickte.
»Spätestens jetzt ist es an der Zeit, die Kommissarin anzurufen, damit sie dem Staatsanwalt Bescheid gibt. Wenn Hilla das wiederholt, was sie dir gesagt hat, haben wir nicht nur einen triftigen Grund für das Ermittlungsverfahren, sondern ein Geständnis – falls Hilla es wiederholt.«
»Und ob sie das wird. Das wollen wir doch mal sehen.«
Mia hielt Romeo zurück und wandte sich an Gitti: » Mir fällt da gerade was ein. Wenn du die Pflanze hast … Wer sagt denn, dass Hilla …? Oder warum hast du die private Obduktion verweigert? Aus ethischen Gründen? Das kaufe ich dir nicht ab.« Mia kam da ein schlimmer Verdacht.
Romeo äußerte ihn.
Gitti sah ihm direkt in die Augen. »Ich soll mit Hilla gemeinsame Sache gemacht haben? Das beweist gar nichts, dass ich die Pflanze habe. Die gibt es überall zu kaufen. Außerdem, du musst mal ganz still sein. Du hast deinen Vater krank gemacht und hattest sogar eine tätliche Auseinandersetzung mit ihm. Vielleicht willst du nur von dir ablenken und tust nur so, als seiest du auf der Suche nach dem Mörder. Hilla war mit ihrem Geständnis noch nicht fertig. Die Müdigkeit hatte sie überfallen, habe ich doch gesagt, weil ich ihr etwas zum Schlafen gegeben hatte. Wir werden es ja gleich hören, wer hier mit wem unter einer Decke steckt. Alleine kann Hilla es nicht gemacht haben, dafür ist sie zu dämlich. Also bleibst nur noch du, Romeo. Ich weiß, dass ich es nicht gemacht habe.«
Romeo, der sich nach all den Vorwürfen setzen musste, sprang wieder auf und kam auf seine Mutter zu, als wollte er sie im harmlosesten Falle schütteln. Mia warf sich
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