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Mordsviecher

Mordsviecher

Titel: Mordsviecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Alleinlage in Krün anscheinend ein paar Hunde so schauerlich bellten und heulten wie der Spukhund von Baskerville. Offenbar stank es dort auch bestialisch. Es war sogar schon die eine oder andere Streife vorbeigefahren, im Anwesen hinter den hohen Hecken hatten sie aber niemanden angetroffen.
    Andrea wusste: So etwas wurde eher halbherzig verfolgt, denn wen interessierte es wirklich, ob sich in Krün ein paar Hunde die Seele aus dem Leib bellten? Besonders stark besiedelt war die kleine Stichstraße am Waldrand nicht gerade, die Belästigung hielt sich also in Grenzen. Außerdem waren die Anrufe dann abgeflaut.
    Allerdings war heute in der Früh ein anonymer Anruf eingegangen. Mit verstellter Stimme und unterdrückter Rufnummer hatte jemand gesagt, die Polizei solle besser mal dort hinfahren. Der Anrufer hatte sofort wieder aufgelegt.
    »Und warum sollen wir da jetzt doch hin? Gerade heute, wo wir eh hier Stalldienst haben?«, wollte Andrea wissen.
    »Weil aa no eine Nachbarin ang’rufen und g’sagt hat, dass da scho seit heut früh ein Jeep steht und die Hund noch irrer bellen als sonst.«
    Dabei sprach er den Jeep wie »Chip« aus, und Andrea musste sich ein Grinsen verkneifen.
    »Ich weiß zwar nicht, was das bringen soll, aber von mir aus«, meinte sie dann.
    Draußen jagte ein scharfer Wind Regenschauer durch die Luft. Es war kalt, so kalt, dass der Niederschlag weiter oben sicher schon in Schneeregen überging. Andrea war wirklich eine wetterfeste Bauerstochter, aber vier Grad und Nässe von überallher wirkten selbst auf sie extrem lähmend. Es war ein typischer bayerischer Sommer. Hitze, die sich feucht und schwer aufbaute und sich fast jeden Abend in gewaltigen Gewittern entlud. Gewaltig und gewalttätig in ihrer dröhnenden Macht. Gerade wieder war so ein Gewitter mit einer Sturmfront durchgezogen, und es war schlagartig um gut zwanzig Grad kälter geworden.
    Immerhin war der Wind abgeflaut und der Regen legte gerade eine Pause ein, als Andrea und Sailer in Krün am Ende der besagten Stichstraße ankamen. Die Straße war stetig leicht angestiegen, vor ihnen lag nun ein kleiner Wendeplatz, der in der Mitte wie eine Verkehrsinsel gestaltet war, auf der ein elender Birkenstängel wuchs. Ein dürres, krankes Gewächs, das sich seiner Blätter entledigt hatte. Dahinter befand sich das Grundstück. Sie starrten auf ein offenes Tor. Rechts und links von dem geöffneten Stahltor erhoben sich hohe Mauern, die fast vollständig von Thujahecken überwuchert waren. Noch außerhalb des Tors lehnte sich ein kleiner alter Schuppen an die Mauer, dahinter begann Dickicht.
    Eine Frau kam herangeeilt, die den Kragen ihrer Jacke so fest zuhielt, dass man meinen konnte, sie wollte sich selbst erwürgen. Sie stellte sich als Frau Sanktjohanser vor. Ihrer abgehackten Rede war zu entnehmen, dass der Geländewagen schon seit den frühen Morgenstunden da stehe. Dass jemand wie wild gehupt habe. Und dass es nun wirklich reiche!
    Andrea sah sich um. In etwa fünfzig Metern Entfernung gab es eine zweite Mauer und ein zweites Tor aus Gitterstäben, das ebenfalls offen stand. Dazwischen parkte ein großer Wagen auf der gekiesten Zufahrt.
    »Sind Sie reingegangen?«, erkundigte sich Andrea.
    »Da geh ich doch nicht rein!«, entrüstete sich Frau Sanktjohanser. »Was weiß ich denn, was das für Bestien sind?« Es folgte eine lange Tirade über ständigen Lärm und nächtens vorfahrende Lastwagen. »Der letzte Transport ist erst vor drei Tagen gekommen. Vielleicht wird da mit Drogen oder Frauen gehandelt!«
    »Die bellen aber ned«, brummte Sailer.
    Andrea war ihm fast dankbar für diesen Satz, der sie ein wenig heiterer stimmte. Denn ihr war seit der Fahrt übel, was natürlich auch am Mittagessen liegen konnte, das aus Junkfood vom Drive-in bestanden hatte.
    Währenddessen echauffierte sich die Frau weiter und erzählte, dass der Jeep schon öfter hier gewesen sei. Sonst würde er aber immer nur so reinhuschen. Im Übrigen stehe heute zum ersten Mal das Stahltor offen.
    »Und da warn S’ ned neugierig?«, fragte Sailer.
    »Ich geh da nicht rein. Dafür ist die Polizei da!«
    Sie verschwand nebenan in einer Einfahrt, vor der zwei Löwen mit bayerischem Wappen auf zwei Säulen hockten – Kitsch as Kitsch can.
    Der Wind blies unvermindert, während sie auf den Geländewagen zugingen. Sailer pfiff durch die Zähne.
    »A Hummer H zwoa«, sagte er.
    Andrea hatte so ein Auto noch nie live gesehen, sondern nur im Fernsehen. In der

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