Morgenrötes Krieger
angestrengten Versuchen gekontert wurde, die Ve r schleierung voranzutreiben. Vor diesem Hintergrund mögen einige Handlungen von Liszendir erklärbarer e r scheinen.
Liszendirs Name, „(Feuer) Samtgestreichelte-Nacht “ trägt Obertöne der Abstraktion und Distanz in zw i schenmenschlichen Beziehungen, und tatsächlich war sie eher kühl und abweisend, eher intellektuell als emotional. Da sie in etwa die gleichen Liebhaber hatte wie jedes andere durchschnittliche Ler-Mädchen , hatte sie nicht das erlebt, was in ihren eigenen Augen eine große, le i denschaftliche Liebesbeziehung gewesen wäre, und füh l te deshalb eine gewisse Leere. Sie wußte nur zu gut, daß Menschen den Ler-Gebräuchen in bezug auf Vornamen nicht folgten, aber aus Gewohnheit oder Langeweile konnte sie es nicht lassen, hin und wieder ein kleines Wahrsagespiel mit Hans Namen zu versuchen, so wie sie es in vertrauter Umgebung angestellt hätte. Dies wurde mehr als nur interessant, wenn man bedenkt, daß Hans voller Name Han Keeling lautete. Wenn man die Endung ng auf n verkürzt, entsteht – zufällig oder von unbekan n ter Hand so geplant – ein akzeptabler Ler-Name in der Single-Sprache: Hankiellin. Liszendir hatte schon immer vermutet, daß Han stark gefühlsbetont sei und damit in den Bereich des Wasser-Aspekts fallen könnte (vergle i che die Tarot-Symbolik). Wenn dies seine Richtigkeit hatte, würde Hans Namen in der Reihenfolge der Stammwörter in etwa mit „Letzte-leidenschaftliche-Begegnung“ zu übersetzen sein. Alles in allem war dies in der Tat eine erschreckende Botschaft, die sich aus u n beabsichtigtem Herumspielen mit der Wahrsagerei erg e ben hatte.
M. A. Foster
Nachwort
Michael Anthony Foster – nicht zu verwechseln mit se i nem Namensvetter und Kollegen Alan Dean Foster – wurde 1939 in Greensboro/North Carolina geboren. Er studierte Russisch, hielt sich ein Jahr lang in Europa auf und schloß sein Studium schließlich mit einem akadem i schen Grad in slawischen Sprachen ab. Er wurde zur Luftwaffe eingezogen und wurde als Gruppenführer e i nem Abschußkommando für Interkontinentalraketen z u geteilt. Dann war er als Systemanalytiker in der Date n verarbeitung und nebenberuflich als Fotograf tätig.
Sein Science-fiction-Werk umfaßt bislang drei them a tisch zusammenhängende Romane, von denen der vorli e gende, Morgenrötes Krieger (The Warriors of Dawn), der erste ist. Die anderen Titel – The Gameplayers of Zart und The Day of the Klesh – werden ebenfalls in der Reihe Moewig-Science-fiction veröffentlicht, wobei die Reihenfolge der Veröffentlichung im Interesse der Werkgenesis dem amerikanischen Beispiel folgt, obwohl handlungschronologisch The Gameplayers of Zart der erste Roman sein müßte. In ihm wird die Entstehung und Entwicklung der Ler-Rasse – auf die Foster im vorli e genden Buch gelegentlich verweist – geschildert. Beso n ders dieser voluminöse zweite Band, The Gameplayers of Zan, war es dann auch, der die Kritik auf Foster aufmer k sam werden ließ.
Einige Kritiker witterten einen neuen Kult-Autor der amerikanischen Science-fiction-Szene, andere reihten ihn sofort unter die größten Science-fiction-Autoren ein. E i nig sind sich alle auf jeden Fall darin, daß Foster ein gr o ßes Talent ist und es versteht, eine spannende Grun d handlung mit starkem emotionalen Einfühlungsvermögen zu einem vielschichtigen Epos zu verschmelzen. Bei The Gameplayers of Zan kommt hinzu, daß dieses am Vo r bild der Elisabethanischen Tragödie orientierte Werk erstmals einige Spieltheorien literarisch gestaltet.
Was den vorliegenden Roman betrifft, so zeigt sich auch hier schon Fosters großes Können. Oberflächlich betrachtet handelt es sich bei Morgenrötes Krieger (The Warriors of Dawn) um eine simple Space-Opera-Story: Fremdrassige Wesen infiltrieren die Zivilisationsgemei n schaft von Menschen und Ler, werden entdeckt und ve r nichtet, einer entkommt, wird gejagt und schließlich mit einem blendenden Science-fiction-Einfall ausgeschaltet beziehungsweise getötet. Dieser „Geschichtensammler“, mit dem dies geschieht, wäre sicherlich manchem Autor allein schon eine längere Erzählung, wenn nicht einen Roman wert gewesen.
Unter der Oberfläche stellt sich allerdings ein ganz anderer Roman vor: Ein junger Mann und ein Ler-Mädchen müssen notgedrungen zusammenarbeiten, le r nen sich und ihre verschiedenartigen Kulturen besser kennen und verstehen, beginnen Sympathie füreinander zu
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