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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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aller vier untereinander und zum Stamm selbst, aber er konnte sie nicht genau faßbar machen, und seine Lehrmeister schienen sich merkwürdigerweise j e der rationalen Erklärung entziehen zu wollen. Sie mei n ten nur, daß er das nicht zu wissen brauchte.
    Alles, was er hinsichtlich dieser verborgenen Ordnung herausbekommen konnte, war, daß Liszendirs Name, den sie auf sein Bitten hin übersetzt hatten, irgend etwas mit „ Feuer“ zu tun hatte und daß hanh, was „Dauer“ bedeut e te, mit dem Aspekt „Wasser“ zusammenhing. Er erzählte ihnen von seinen Vermutungen, und sie nannten ihn sei t dem spöttisch mit dem Spitznamen „Wasser-Dauer“. Es gab auch Vierergruppen von Wörtern, die nicht jeweils vier einzelne Bedeutungen hatten, sondern nur eine ei n zige, eine Bedeutung, hinter der sich ein tiefes und damit unteilbares Geheimnis verbarg. So zum Beispiel: panh = Feuer, tanh = Erde, kanh = Luft und sanh = Wasser. Es klang ein bißchen wie Alchemie, aber Han kannte sich zu wenig damit aus, um die Sache weiter zu verfolgen.
    In Ghazh’in hatte man keinen großen Bedarf an G e schriebenem, ein Grund, warum Han nur wenig Gel e genheit bekam, Single-Sprache in schriftlicher Form zu sehen. Nach einem kurzen Blick in ein Buch, das Da r denglir ihm mitgebracht hatte, wollte er damit nichts mehr zu tun haben; dem Anschein nach wurde jedes ei n zelne Stammwort durch ein einziges Grundzeichen da r gestellt, wobei darüber oder darunter, je nachdem, ob Vokal oder Konsonant, ein diakritisches Zusatzzeichen angebracht war. Han hatte Beispiele altchinesischer Schrift gesehen – und was er da vor sich hatte, sah wie eine vereinfachte Form aus, allerdings mit dem Unte r schied, daß es keine Ideogramme waren, sondern phon e tisch getreue Transkriptionen.
    Neben seinem Unterricht verrichtete er tausenderlei kleinere Arbeiten und Handgriffe, die für das Leben auf einem Bauernhof notwendig waren. Abgesehen von se i ner inneren Unruhe über das Schicksal Liszendirs, mußte er zugeben, daß ihm dieses Leben sehr gut gefiel. Es war ungekünstelt, spontan, ohne Hast und Streß. Aber trotz all dieser Vorzüge wußte er doch sehr genau, daß er unter ihnen ein Fremder war und nicht ewig bei ihnen bleiben konnte. Schließlich und endlich vermißte er doch seine eigene Art. Und Liebe und Sexualität. Der abendliche Anblick glänzender, nackter Körper am Wasserbottich war auf die Dauer kein Ersatz.
    Er wußte nicht, wie viele Tage schon verstrichen w a ren – mit Sicherheit eine große Anzahl. Er kam endlich an den Punkt, wo er für seine Gespräche auf Dardenglirs Übersetzungshilfen verzichten konnte. Aber noch immer hatte er von Liszendir nichts gesehen oder gehört. So teilte er ihnen mit, daß es für ihn an der Zeit sei, sie zu verlassen, auch wenn es ihm schwerfalle. Er wollte mit Dardenglir und Bazh’ingil zu einem nahegelegenen Marktflecken ziehen, um von dort aus auf seine eigene Welt zurückzukehren. Trotz ihrer früheren Ansicht, daß es besser sei, wenn er sich ein heiratsfähiges Mädchen suchen würde, waren sie doch äußerst verständnisvoll. Sie beglückwünschten ihn für seine kluge Entscheidung, da sie beiden Seiten – ihm und ihnen – zum Vorteil g e reichen würde. Sie boten ihm an, den Gewinn aus dem Verkauf der Landprodukte unter sich aufzuteilen, da er ja an ihrem Ertrag arbeitsmäßig beteiligt gewesen war. Z u erst lehnte er ab, gab dann aber nach – und so bereiteten sie alles für die Abreise vor.
    Ein paar Tage später beluden Han, Dardenglir und Bazh’ingil kurz nach Sonnenaufgang einen langen, schweren Wagen und verließen nach einer herzlichen Verabschiedung das Dorf Ghazh’in. Der Wagen wurde von vier Tieren gezogen, die stark an übergroße Alpakas erinnerten. Sie nannten sie drif, aber Han wußte, daß dies nur eine lokale Bezeichnung war, denn diese Tiere waren wegen ihrer hohen Anpassungsfähigkeit in fast allen landwirtschaftlichen Gegenden der bewohnten Welten zu finden. Sie folgten einer engen, weißsandigen Landstr a ße, die sich über die leicht gewellte Landschaft hinzog. Es war die einzige Verkehrsverbindung von und nach Ghazh’in.
    Die drei wechselten sich beim Lenken ab, so daß i m mer einer schlief und der andere die Augen aufhielt und die Gegend beobachtete. Han war darüber zuerst übe r rascht, bis Bazh’ingil ihm einige Geschichten von Ge i stern, Banditen und Wegelagerern erzählte, auf die sie unter Umständen stoßen könnten. Allerdings konnte Han auf dieser

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