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Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Titel: Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Wolf
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Gaia nicht Mishandra auserwählen können?«
    Wir lachen und Iria löst sich von mir, um zum Fenster zu gehen und hinauszuschauen. Ich stelle mich zu ihr und beobachte die Menschen, die auf der Straße laufen, um noch vor dem Abendbrot ein paar Dinge in Hemera zu erledigen. Vor neunhundert Jahren hat es noch Automobile und Flugzeuge gegeben, die die Menschen von einem Ort zum anderen brachten, doch Gaia hatte sie verboten. Der Platz, auf dem wir Menschen leben, ist so begrenzt, dass sie nur eine unnötige Umweltbelastung darstellen würden. Wie laut es damals wohl gewesen sein muss? Ich kenne diese Fahrgeräte nur aus uralten Filmen und empfinde ihre Geräusch jedes Mal als sehr störend.
    »Maya?« Irias Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern.
    »Hm?«, brumme ich und lehne mich an ihre Seite.
    »Wenn du es irgendwie kannst, … schaust du dann mal hier unten vorbei?«
    »Natürlich!«, antworte ich schnell und ziehe sie in meine Arme. So verharren wir, bis wir schließlich anfangen zu lachen. Iria wirkt gestärkt und packt mich an den Oberarmen.
    »Genug herumgeheult!«, sagt sie entschlossen. »Lass uns mal lieber über deine potenziellen Ehemänner sprechen.«
    Lachend ziehe ich sie zu meinem Bett und wir lassen uns nieder. Ich setze mich in den Schneidersitz und betrachte meine nackten Füße.
    »Die letzte Braut stirbt heute«, sagt Iria mit einem merkwürdigen Unterton. »Sie hat sich für Sol entschieden.«
    »Dann sollte ich wohl Aviv nehmen, was?«, versuche ich zu scherzen.
    »Jesien könnte ich mir auch vorstellen, wobei der Herbst wohl gerne tief ins Weinglas guckt.«
    »Vor Nevis habe ich Angst«, gebe ich ehrlich zu.
    Irias Augen sehen mich eindringlich an. »Versuche dich von ihm fernzuhalten.«
    Ich nicke.
    »Vielleicht ist es aber genau das, was Nevis braucht? Eine Frau, um sich mal so richtig …« Sie kann den Satz nicht beenden, da ich ihr mein Kopfkissen ins Gesicht geschmissen habe. Wir lachen zusammen bis meine Mutter zur Tür hereinkommt.
    »Maya, ich bringe dir hier noch einmal das Buch der Jahreszeiten, vielleicht wollt ihr heute Abend ein wenig darin lesen?«
    Nickend nehme ich es ihr ab. »Danke, Mama.« Ich kenne das Buch fast auswendig, aber es kann nicht schaden, noch mal einen Blick hineinzuwerfen.
    Mama lächelt mich ein wenig wehleidig an und lässt uns dann wieder alleine.
    »Ich glaube nicht, dass ich hundert Jahre in eisiger Kälte verbringen möchte«, greife ich das Gespräch von eben wieder auf.
    »Es hat früher mal östlich von hier Menschen gegeben, die immer in Kälte gelebt haben. Ich glaube, sie nannten die Gegend Russland.«
    Ich friere alleine bei dem Gedanken daran und öffne das Buch.
    »Grundschulwissen«, gluckse ich amüsiert über den Inhalt. » Aviv . Der Name stammt aus der ausgestorbenen Sprache Hebräisch und bedeutet unter anderem Frühling .«
    »Oh Wunder«, murmelte Iria.
    »Der Name Sol stammt aus der von Gaia wiederbelebten Sprache Latein und bedeutet Sonne .«
    »Ich muss jedes Mal an ihn denken, wenn ich an den Himmel sehe.«
    » Jesien stammt aus der ausgestorbenen Sprache Polnisch und bedeutet Herbst . Es wird mit einem ganz weichen S-Laut ausgesprochen, fast wie Jeschen .« Ich sehe zu Iria, ob sie auch dazu einen Kommentar abgeben möchte, aber sie grinst nur. » Nevis kann sowohl für Mädchen als auch für Jungen benutzt werden. Über die Jahre ist er jedoch durch das Erscheinen der Gaia und ihrem Wintersohn im Jahre 2113 immer mehr zum Männernamen geworden. Er stammt aus einer alten romanischen Sprache und bedeutet Schnee .«
    »Ich würde die vier unheimlich gerne kennenlernen«, schwärmt Iria und sieht mich dann ernst an. »Ehrlich gesagt bin ich ein wenig neidisch auf dich.«
    »Ich würde ja sagen, lass uns tauschen, aber dann wäre ich diejenige, die hier zurückbliebe, und das möchte ich auch nicht.« Und ehrlich gesagt bin ich auch neugierig auf Gaias Söhne … und überhaupt auf den Ort, wo sie mich hinbringen wird. Iria legt eine Hand auf meine rechte Wange und lächelt.
    »Versprich mir immer den Kopf hochzuhalten. Du bist die Auserwählte, vergiss das nie.«
    »Ich wünschte nur, wir wüssten mehr über meine Vorgängerinnen als nur, für wen sie sich entschieden haben.«
    »Ich glaube nicht, dass Gaia dich in eine schlimme Zukunft führen würde. Es wird alles gut werden, Maya. Die Götter werden sich sofort Hals über Kopf in dich verlieben und dir die Welt zu Füßen legen. Du wirst es gut haben.« Ihre Stimme bricht. »Ich

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