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Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Titel: Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Wolf
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doch sehen, wie es mir geht.
    Aber Ivana schert sich nicht um mich. Stattdessen klappt sie einen Tisch aus der Wand und stellt irgendwelches Zeugs darauf. Lauter Töpfchen, Sprays und eine Haarbürste. Blöde, vergoldete Gans! Doch als sie sich umdreht, liegt Mitleid in ihrem Gesicht. Ich schniefe laut. Einen Moment später hockt Ivana vor mir, legt ihre Hand auf meine Wange und streicht die Tränen weg.
    »Nicht weinen, Schätzchen. Es ist nicht gut, wenn sie dich so zerbrechlich sehen. Es ist wichtig, dass du kämpfst! Höre nie auf zu kämpfen, in Ordnung?«
    »Wofür kämpfen? Ich verstehe nicht, was …«
    »Pscht … Alles wird gut«, flüstert Ivana, streicht mir über die Wange.
    Ich schlucke meine aufkeimende Angst herunter und erst, als mein Tränenfluss versiegt ist, meint sie: »Und jetzt machen wir beide dich noch ein bisschen hübscher, bald wird sich alles klären. Bestimmt. Du wirst deine Eltern wiedersehen. Vertrau mir.«
    Ivana lächelt und große Zähne zeigen sich zwischen ihren goldenen Lippen. Ihre Worte klingen ehrlich, was mich beruhigt.
    Während sie mir mein schwarzes, glattes Haar zurechtzupft, plappert Ivana fröhlich weiter: »Ich werde nicht viel verändern, wir fixieren deine Haare nur etwas, damit sie nicht von deinem Gesicht ablenken und diesen sensationellen grünen Augen. Ansonsten wird unser Credo Natürlichkeit sein.«
    »Sie sind matschfarben«, werfe ich ein.
    »Aber nein, Schätzchen. Wie kommst du denn auf den Gedanken? Sie sind oliv! Ich hätte mich auch für eine solche Farbe entscheiden sollen. Oliv und Gold. Wie im alten Ägypten«, schwärmt sie und sprüht hier und da etwas auf Haaransatz und Spitzen. »Warst du schon mal da? Im alten Ägypten?«
    »Nein, ich war noch nie außerhalb der Staaten. Immer nur in den Redwoods und ein paar Mal in San Francisco. Mehr ist nicht drin.«
    Ivana flippt fast aus vor Begeisterung, als sich meine Wangen vor Scham rosa färben.
    »Na ja, das wird sich jetzt ändern«, meint sie leichthin. »Deine Augenbrauen sind mir zu dicht. Sie lenken von dem Oliv ab. Wir werden sie ein wenig verändern, in Ordnung, Schätzchen?«
    Ohne auf meine Antwort zu warten, fährt sie mit einem summenden Gerät über meine Stirn und ich spüre ein leichtes Kribbeln.
    »Jetzt noch etwas für den Teint und die Kontraste …«, säuselt Ivana weiter, wobei sie zu einer schlanken Flasche greift, mit deren Inhalt sie mein Gesicht bestäubt.
    Zufrieden tritt sie zurück. »Wir lassen deinen Look genau so. Er wirkt absolut authentisch und gleichzeitig fremdartig genug. Überragend! Einfach fabulös! Sieh selbst!«
    Mit einem Wisch durch die Luft zaubert Ivana eine spiegelnde Fläche hervor, in die ich blicke und dessen Bild mir einen erstaunten Ruf entlockt.
    Meine Haut schimmert in einem hellbronzenen Ton, meine Wangenknochen werden von dem Zartrosa hervorgehoben, über das Ivana eben derart begeistert war, und meine Augen scheinen viel größer zu sein, als ich sie bisher wahrgenommen habe. Manchmal hat mich Carissa geschminkt, eigentlich immer, bevor wir auf Strandpartys gegangen sind, aber so etwas hat selbst sie nicht zu Stande gebracht. In diesen Dingen bin ich absolut talentfrei und nachdem ich mir mehrfach fast ins Auge gestochen habe beim Versuch meine Wimpern in Form zu bringen, habe ich dieser Kunst endgültig abgeschworen.
    Doch was Ivana vollbracht hat, hat nichts mit dem Bepinseln von Wangenknochen oder Augenlidern zu tun. In der Tat entdecke ich überhaupt kein Make-up und trotzdem wirkt mein Gesicht ausdrucksstark und klar.
    Der Spiegel wirft meinen verblüfften Ausdruck zurück. Bevor ich aber etwas sagen kann, vernehme ich ein hohes Piepen. Es kommt irgendwie aus meinem Kopf. Ich bin mir sicher, dass es nicht von außen kommt, denn Ivana schaut immer noch verzückt auf mich herab, ohne auf den schnell lauter werdenden, schrillen Ton zu reagieren. Ich verziehe gequält das Gesicht und Ivana schüttelt tadelnd ihren vergoldeten Kopf.
    »Es piept«, versuche ich zu erklären.
    »Ach so. Dein Marker. Sieh nach!«
    In der Sekunde, da ich die Hand öffne, verstummt das Piepen.
    »Noch 43 Sekunden bis zur Einfahrt«, lese ich vor. »Was bedeutet das?« Mein Herz klopft schneller, die Anzeigetafel flammt sogleich an verschiedenen Stellen rot auf und plötzlich spüre ich Panik.
    »Es bedeutet, dass es jetzt losgeht, Schätzchen.« Ivana drückt meine freie Hand, die zu schwitzen beginnt. »Ich werde dich jetzt abschnallen, rate dir aber, sitzen zu

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