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Mottentanz

Mottentanz

Titel: Mottentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Weingarten
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geben.«
    »Haha«, sage ich.
    »Das ist mein Ernst«, sagt Brad. »Dein persönlicher Thomas biegt vielleicht gleich um die Ecke.« Ich verdrehe die Augen. Thomas ist Brads Freund und er hat ihn bei der Arbeit hier kennengelernt. Thomas war sein Kunde, und Brad, der sonst nie nervös ist, ließ vor lauter Aufregung ein Stück Karottenkuchen auf seinen Fuß fallen. Ehrlich gesagt, es war ziemlich niedlich. Und seitdem sind die beiden glücklich ineinander verliebt.
    Brad streckt die Hand aus und schnappt sich eine Strähne meines braunen lockigen Haares. Er zieht sie lang und lässt sie dann abrupt los. »Boing!«, sagt er, lächelt mir zu und verschwindet im Lager.
    Ich schüttele grinsend den Kopf. Ich tue immer so, als fände ich es nervig, wenn Brad versucht, einen Freund für mich zu finden, so als wollte ich überhaupt keinen. Aber in Wahrheit will ich sehr wohl. Aber es ist viel weniger erbärmlich, so zu tun, als habe man aus freien Stücken etwas nicht, als zuzugeben, dass man sich schon lange vergeblich danach sehnt. Ich bin sechzehn Jahre alt und komme in zwei Monaten in die elfte Klasse. All meine Jungs-Erfahrungen bis zum heutigen Tag — drei kurze Knutschereien mit drei verschiedenen Typen — fanden mit Freunden der damals aktuellen Dates meiner besten Freundin Amanda statt. Es waren eher Unfälle. Ich würde gerne einmal einen Jungen küssen, weil ich es gerne möchte, und nicht, weil unsere besten Freunde uns allein gelassen haben und im Nebenzimmer übereinander
herfallen, wir nicht mehr wissen, was wir sagen sollen, und unsere Münder irgendwie beschäftigen müssen.
    Ich schaue ins Café. Es ist ruhig hier drin, ganz normal an einem Freitagnachmittag vor dem Abendbetrieb. Ungefähr zehn Gäste arbeiten an Laptops, lesen oder unterhalten sich leise. Ein schlaksiger Typ mit karottenroten Haaren und Ohrringen wirft seinen Becher in den Müll, winkt zur Theke und geht. Earl Grey, zwei Teebeutel, extra Milch. Das trinkt er immer, wenn er einmal im Monat hierherkommt. Warum ich das weiß? Das ist das Seltsame daran, in einem Café zu arbeiten. Man erfährt Kleinigkeiten über eine ganze Menge Leute. Ich kenne die meisten meiner Kunden nicht namentlich und weiß nicht, wo sie leben oder wie alt sie sind. Aber eins weiß ich: Was sie mit ihren koffeinhaltigen (oder koffeinfreien) Getränken anstellen.
    Zwei Mädchen kommen auf den Tresen zu.
    Eine ist jünger als ich, wahrscheinlich fünfzehn Jahre alt. Die andere ist älter, so um die neunzehn. Die jüngere strahlt ekstatisch übers ganze Gesicht, sie besteht praktisch nur aus Lächeln. Wenn man ein so wahrhaftiges Lächeln sieht, fällt einem erst auf, wie viele falsche Grinsen man an einem normalen Tag ertragen muss. Ich schaue sie an, und es ist beinahe unmöglich, nicht zurückzulächeln.
    Das ältere Mädchen hat denselben Gesichtsausdruck, als leuchte sie von innen heraus. Und sie hat dieselben Augen wie die Jüngere und einen ähnlichen Körperbau … Ich spüre ein komisches Ziehen in der Brust, als ich begreife, dass die beiden Schwestern sind. Augenblicklich weiß ich alles über sie und mir wird ein bisschen übel.

    Sie haben sich eine Zeit lang nicht gesehen. Die Ältere war im College oder lange verreist und sie ist gerade erst wieder nach Hause gekommen. Als sie fort war, konnte sie sich nicht vorstellen, jemals zurückzukehren, aber nun kommt es ihr vor, als sei sie nie fort gewesen. Als Kinder haben sie viel gestritten. Die Jüngere war neidisch darauf, dass die Ältere so viel durfte, was ihr verboten war. Die Ältere hielt die Jüngere für eine Nervensäge, die sie nie in Ruhe ließ. Aber seit damals sind viele Jahre vergangen, und diese Kleinigkeiten, die sie damals so geärgert haben, sind heute nicht mehr wichtig. So ist es immer oder wenigstens sollte es so sein. Die beiden haben begriffen, dass sie jetzt richtige Freundinnen sein können. Und es bedeutet ihnen beiden so viel, weil sie eine Menge durchmachen mussten, um an diesen Punkt zu gelangen.
    Ich hole tief Luft und versuche, mein Gesicht ausdruckslos zu halten. Ich weiß, dass das unfair ist, aber plötzlich verabscheue ich diese Mädchen.
    »Hi!«, sagt die Jüngere und linst hinter ihrem langen Pony hervor. »Wir hätten gern … hm, Zucchinibrot und… Laurie?« Sie schaut auf. »Was noch?«
    »Hm, sind die Brownies gut?«, fragt die Ältere. Dann lächelt sie und schlägt sich leicht die Hand an die Stirn. »Warum frage ich überhaupt… es sind Brownies! Ok, also

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