Mount Dragon - Labor des Todes
linken Unterarm, in dem er jetzt eine Metallplatte trug, die ihm bei feuchtem Wetter manchmal weh tat. Hier, in der Wüste, spürte er sie allerdings nicht.
»Vielleicht wird aus seiner Geschichte irgendwann einmal auch eine Legende, und in fünfhundert Jahren suchen die Leute dann nach dem Gold von Nye«, sagte de Vaca und lachte kurz auf, bevor ihr Gesicht wieder einen ernsten Ausdruck annahm. »Aber eigentlich habe ich kein Mitleid mit ihm«, fuhr sie fort. »Er war schon vor dieser Sache mit PurBlood ein übler Zeitgenosse.«
»Der einzige, der mir leid tut, ist Singer«, sagte Carson. »Er war ein wirklich feiner Kerl. Ebenso wie Harper und Vanderwagon. Keiner von ihnen hat verdient, was mit ihnen geschehen ist.«
»Du klingst so, als wären sie schon tot.«
»Das sind sie ja auch fast.«
De Vaca zuckte mit den Achseln. »Wer weiß? Bei all der schlechten Presse, die GeneDyne seit Scopes' Tod hatte, wird die Firma jetzt vielleicht alles daran setzen, das wiedergutzumachen, was sie diesen Leuten angetan hat. Abgesehen davon tragen sie ja auch irgendwie eine gewisse Mitschuld an ihrem Schicksal, denn sie haben an Scopes' Visionen geglaubt, ohne sich Gedanken über die möglichen Konsequenzen zu machen.« Carson schüttelte den Kopf. »In dieser Hinsicht trage ich genausoviel Schuld wie sie.«
»Nicht ganz«, sagte de Vaca. »Ich glaube, daß du tief in deinem Inneren das alles hier schon immer etwas skeptisch betrachtet hast.«
»Da bin ich mir nicht so sicher. Seit ich die Wahrheit über PurBlood weiß, frage ich mich, ob ich mir nicht vielleicht auch eine Transfusion hätte verabreichen lassen. Manchmal glaube ich, ich hätte es getan.«
De Vaca sah ihn erstaunt an.
»Wieso wundert dich das?« fragte Carson. »Es gab immerhin eine Zeit, da wäre ich Scopes bis ans Ende der Welt gefolgt, wenn er das von mir verlangt hätte. Der Mann hatte eine gewaltige Ausstrahlung, das muß man ihm lassen.«
»Auf mich nicht«, sagte de Vaca. Carson sagte nichts.
»Dieses Feuer im GeneDyne-Tower war eine ausgesprochen mysteriöse Angelegenheit, findest du nicht?« fragte de Vaca. »Und ob«, antwortete Carson. »Genauso wie Scopes' Geständnis. Wenn man es überhaupt als solches bezeichnen kann. Ich bin mir ziemlich sicher, daß wir nie erfahren werden, was wirklich geschehen ist. Zwischen Levine und Scopes gab es eine Menge Streitpunkte.«
»Nun, die dürften jetzt für immer aus der Welt geräumt sein«, sagte de Vaca und hob die Augenbrauen. »So oder so.«
»Ich frage mich, ob an X-FLU wohl jemals weitergeforscht werden wird«, sagte Carson. »Immerhin wissen wir jetzt, was das Problem mit dem Virus war.«
»Nein, das wird niemand wagen«, sagte de Vaca mit Bestimmtheit. »Dazu ist das Virus einfach zu gefährlich. Schließlich wissen wir nicht sicher, ob wir das Problem gelöst haben. Aber X-FLU war nur der Anfang. Auch in Zukunft wird es Forscher geben, die versuchen werden, das Erbgut der Menschheit zu manipulieren. Wir werden in unserem Leben noch eine ganze Menge schrecklicher Dinge erleben, Guy. Du weißt genau, daß die Gentechnologie noch viele ungeahnte Gefahren birgt.« Die Wolken waren dichter geworden und warfen einen dunklen Schatten auf die Wüste. Die beiden blieben noch eine Weile stehen, dann sagte de Vaca: »Laß uns jetzt gehen. Es ist noch eine lange Fahrt bis zum Sleeping Ute Mountain.« Carson blieb stehen und konnte den Blick nicht von den brandgeschwärzten Ruinen wenden, die einmal eines der modernsten Labors der Welt gewesen waren.
»Guy, deine Verwandten warten auf dich. Sie haben extra für dich ein Fest mit Hammeleintopf und geröstetem Brot organisiert. Und mit Gesang und Tanz zu Ehren deines Großonkels Charley, der uns da draußen in der Wüste das Leben gerettet hat.«
Carson nickte gedankenverloren.
»Du bekommst doch nicht auf einmal kalte Füße, Halbblut?« fragte de Vaca und legte ihm lächelnd einen Arm um die Hüften. Mit Mühe löste Carson die Augen von den zerstörten Überresten. Dann wandte er sich de Vaca zu und grinste. »Ich habe schon seit einer Ewigkeit keinen anständigen Hammeleintopfmehr gegessen«, sagte er.
Danksagung
Zuallererst möchten wir unseren Agenten Harvey Klinger und Matthew Snyder von CAA danken. Gentlemen, Ihnen zu Ehren erheben wir unsere Gläser mit edlem Single-Malt Scotch Whisky: Das Projekt Mount Dragon wäre ohne Ihre Hilfe und Ihren Zuspruch niemals zustande gekommen. Außerdem danken wir den folgenden Leuten bei unserem Verlag
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