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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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blutunterlaufenen Augen, wurde es de Vaca vollauf bewußt, wie fanatisch Nyes Gier nach Mondragons Gold wirklich war. Unter dem Einfluß von PurBlood war aus einer harmlosen Exzentrizität eine alles verschlingende Besessenheit geworden. Alles, selbst sein Haß auf Carson, mußte hinter diesem Verlangen nach dem Schatz zurückstehen. Mit einer Mischung aus Angst und Mitleid erkannte de Vaca, was für ein Wrack dieser Mann war.
    »Ich verspreche Ihnen, daß ich Ihnen Ihren Schatz nicht wegnehmen werde«, sagte sie fast sanft. »Sie können ihn haben, und zwar ganz. Ich will nur lebend aus dieser Wüste herauskommen. Können Sie das denn nicht begreifen?« Nye entlud das Gewehr und gab es ihr. »Wo?« drängte er. »Sag mir, wo er ist.«
    Am Sattel des Pferdes hingen zwei Wassersäcke, die beide noch halb voll waren. Sie band einen davon los und gab ihn Nye, dann dirigierte sie Muerto rückwärts von ihm fort. So besessen er auch sein mochte, sie wollte nicht, daß er sich das Gewehr wieder holte, sobald sie ihm gesagt hatte, wo der Schatz war. »Warte. Bleib hier. Sag es mir, bitte.«
    »Hören Sie mir gut zu. Sie müssen etwa fünfzehn Kilometer unseren Spuren folgen. Sie führen immer an der Lava entlang. Wenn Sie an die Stelle kommen, wo wir unsere Pferde haben grasen lassen, werden Sie am Fuß der Berge eine Höhle finden. In der Höhle ist eine Quelle. Am Morgen wirft die Sonne dort ein Bild an die Wand, das die Form eines Adlers hat, der auf einer leuchtenden Nadel sitzt, genau wie es auf Ihrer Karte beschrieben ist. Aber die Wand reicht nicht bis auf den Boden der Höhle hinunter. An ihrem unteren Ende gibt es einen versteckten Durchgang. Durch den gelangen Sie in eine Kaverne, wo Sie Mondragons Leiche und die seines Maultiers finden werden. Und dort liegt auch der Schatz.« Nye nickte begierig. »Ja, ja. Ich verstehe.« Dann wandte er sich an seinen imaginären Begleiter und sagte: »Hast du das gehört? Die ganze Zeit habe ich im falschen Teil der Wüste gesucht. Ich habe immer gedacht, die Berge auf der Karte seien die Cerritos Escondidos. Wie konnte ich nur...« Er drehte sich wieder zu de Vaca und fragte: »Fünfzehn Kilometer, hast du gesagt?« Sie nickte.
    »Dann laß uns gehen«, sagte er zu dem Unsichtbaren und warf sich den Wassersack über die Schulter. »Weißt du was? Wir teilen uns den Schatz. Mama hätte das sicher auch so gewollt.« Er fing an loszugehen. »Nye«, rief de Vaca ihm hinterher. Er drehte sich um.
    »Wer ist denn Ihr Freund, mit dem Sie die ganze Zeit reden?«
    »Ach, nur ein Junge, den ich früher einmal gekannt habe.«
    »Wie heißt er?«
    »Jonathan.«
    »Und mit Nachnamen?«
    »Jonathan Nye.« Mit diesen Worten drehte er sich um und entfernte sich rasch. De Vaca sah, wie er dabei ganz aufgeregt etwas sagte. Bald war er hinter einem Lavafelsen verschwunden. De Vaca wartete mehrere Minuten, um sicherzugehen, daß Nye auch wirklich fort war. Dann stieg sie ab und ging langsam hinüber zu Carson. Er war immer noch bewußtlos, und sein Puls ging schwach und schnell. Vorsichtig untersuchte de Vaca Carsons zerschmetterten Unterarm. Unter ihrer Bandage quoll Blut hervor, aber es war nicht viel. Sie öffnete den improvisierten Druckverband und stellte zu ihrer Erleichterung fest, daß sich die durchtrennte Arterie inzwischen geschlossen hatte. Jetzt mußte sie Carson hier herausbringen, bevor sich die Wunde entzündete.
    Carson öffnete die Augen. »Guy!« sagte sie in dringlichem Ton. Langsam sah er zu ihr auf. »Kannst du aufstehen?«
    Sie war sich nicht sicher, ob er sie verstanden hatte, aber sie packte ihn trotzdem unter den Achseln und zog ihn hoch. Geschwächt versuchte Carson sich aufzurichten, sackte aber gleich wieder zusammen. De Vaca goß etwas Wasser auf ihre Hände und spritzte es ihm behutsam ins Gesicht. »Steh auf«, befahl sie.
    Es gelang Carson, sich auf die Knie hochzurappeln, aber gleich darauf fiel er seitlich auf seinen gesunden Ellenbogen. Mit großer Anstrengung richtete er sich wieder auf, packte Muertos Steigbügel und zog sich langsam daran hoch, bis er auf den Füßen stand. Mit de Vacas Hilfe kletterte er in den Sattel, wobei er darauf achtete, seinen verletzten Arm so weit wie möglich zu schonen. Oben schwankte er von einer Seite auf die andere und hielt sich den Arm. Dann sank er vornüber, und de Vaca konnte ihn gerade noch festhalten. Wenn er im Sattel bleiben sollte, mußte sie ihn festbinden.
    Nye hatte an der Seite des Sattels ein Baumwollseil

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