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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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wunderbar weiche, aber großzügige Linienführung in der Profilierung der Landschaft vereint sich mit höchster Farbigkeit des Bildes; die Gewalt der Alpenwelt wirkt nur erhebend, nicht drückend, da sie gemildert ist in der lächelnden Fruchtbarkeit der umliegenden Felder und Weinberge.Die hohe Naturfreude, die sich Mozart zeitlebens bewahrte, die fruchtbare Anregung, die er für seine Kunst aus dem Naturgenuß gewann, lassen darauf schließen, daß auch die schöne Umgebung, in der er seine Jugend verbringen durfte, von großem Einfluß auf seine Entwicklung gewesen ist.
    Von den sieben Kindern, die Mozarts beschieden waren, blieben nur zwei am Leben: die Tochter Maria Anna (geb. am 30. Juli 1751) und der als letzter am 27. Januar 1756 geborene Sohn Wolfgang, dessen vollständiger Name nach dem Kirchenbuch lautet Johannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus. Der Vater übersetzte den letzten Namen zunächst mit Gottlieb, der auch auf den frühesten Werken steht, dann trat das französische Amadee an die Stelle, darauf Amade, zuletzt Amadeus. In der Familie hieß die Tochter das Nannerl, die Koseform für den Jungen war Wolferl.
    Über die früheste Kindheit Wolfgangs sind wir weit besser unterrichtet, als bei den meisten andern großen Künstlern. Die Schwester, die als Freiin v. Sonnenberg ihn lange überlebte (gest. 29. Oktober 1829), gab nach des bewunderten und geliebten Bruders Tode Friedrich Schlichtegroll in Gotha für seinen »allgemeinen Nekrolog, enthaltend Nachrichten von dem Leben merkwürdiger, in diesem Jahre verstorbener Personen«, ungebeten, was sie an Erinnerungen sorgfältig bewahrt hatte. Sie selber konnte für einen großen Teil derselben einen Brief benutzen, den der Salzburger Hoftrompeter Johann Andreas Schachtner (gest. 1795), ein warmherziger Freund des Mozartschen Hauses, ihr über die Kindheit ihres Bruders geschrieben hatte.
    Die Tochter hatte ein so ausgesprochenes Talent zur Musik bewiesen, daß der Vater sehr früh ihren Unterricht am Klavier begann. Das machte auf den damals dreijährigen Knaben einen sehr starken Eindruck. »Er zeigte schon da sein außerordentliches Talent. Er unterhielt sich oft lange beim Klavier mit Zusammensuchen der Terzen, welche er dann immer anstimmte und seine Freude darüber bezeigte, diese Harmonie gefunden zu haben. Im vierten Jahre seines Lebens fing sein Vater gleichsam spielend an, ihn einige Menuetts und andere Stücke auf dem Klavier zu lehren, freie Sachen, die demLehrer ebenso leicht wurden als dem Lehrling. Zu einem Menuett brauchte er eine halbe Stunde, um es zu lernen und es dann mit der vollkommensten Nettigkeit und mit dem festesten Takte zu spielen. Von nun ab machte er solche Fortschritte, daß er in seinem fünften Jahre schon kleine Stücke komponierte, die er seinem Vater vorspielte und von diesem zu Papier bringen ließ.« (Schlichtegroll.) Der Vater schrieb diese Kompositionen in Mariannes Klavierbuch ein und vermerkte dabei genau das Datum des Entstehens. Dieses Klavierbuch befindet sich im Mozarteum zu Salzburg. Das früheste Stück Wolfgangs trägt die Jahreszahl 1761. Ein kleines Menuett; zur zierlichen Melodie spielt die Linke die zur Dezime gedehnte Terz als Begleitung. Die Formgebung dieser Schöpfung eines Fünfjährigen ist untadelig; nicht einmal als Kind hat Mozart formale Schwierigkeiten gekannt; schon jetzt fand er die vollgültige Ausdrucksform für das, was er sagen wollte. Bezeichnend ist auch, daß, wie der Benediktinerpater Scharl erzählt, schon des Kindes »Passion« das Phantasieren war. Es ist uns vielfach berichtet, daß das freie Phantasieren auf Klavier oder Orgel noch in späteren Zeiten Mozarts unvergleichlichste Leistung geblieben ist und die höchste Offenbarung seines Genies. Wie ernst schon das Kind Musik aufnahm, bezeugt der Vater 1778 dem Sohne in einem Brief vom 16. Februar: »Als Kind und Knabe warst Du mehr ernsthaft als kindisch, und wenn Du beim Klavier saßest oder sonst mit Musik zu tun hattest, so durfte sich niemand unterstehen, Dir den mindesten Spaß zu machen. Ja, Du warest selber in Deiner Gesichtsbildung so ernsthaft, daß viele einsichtsvolle Personen wegen dem zu früh aufkeimenden Talente und Deiner immer ernsthaften und nachdenkenden Gesichtsbildung für Dein langes Leben besorgt waren.«
    Wir können im übrigen für die Schilderung dieser ersten Entwicklungszeit des Kindes nichts Besseres tun, als den durch seine Treuherzigkeit und die Unmittelbarkeit des Ausdrucks überzeugenden

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