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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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Hauptaufgabe der Lebensklugheit, sein Benehmen danach einzurichten. In seinem Sohn hatte er dauernd genau die entgegengesetzte Natur zu bekämpfen, und man geht trotz des scheinbaren Widerspruchs nicht fehl, wenn man sagt, daß der Sohn trotzdem auch darin dem Vater verwandt war, nur daß er vom äußeren Leben inseiner Kindheit nicht in eine so schroffe Schule genommen war, daß vielmehr gerade seine vom Vater so sorgsam behüteten Kinderjahre in ihm die Meinung wachrufen konnten, die Menschen seien eitel Güte, und, was sie sagen, immer die lautere Wahrheit. Der Vater hat in seinen Briefen an den Sohn immer und immer wieder ihm die selbst mühsam gewonnene Lebensüberzeugung vorgetragen, der Sohn war auch des besten Willens voll, danach zu handeln. Wir begegnen in seinen Briefen immer wieder den Stellen, in denen er als getreues Echo diese Lebensanschauung des Vaters verkündet. Danach gehandelt hat er nie, und er ist in seinem Leben immer wieder das Opfer seiner kindlichen Vertrauensseligkeit und seiner guten Meinung von den Nebenmenschen geworden. Er ist eben in dieser Hinsicht zeitlebens ein Kind geblieben, während der Vater sehr früh ein Mann geworden war. Trotzdem beruht auch des Vaters Menschenverachtung mehr in der Theorie; in der Wirklichkeit war auch er selbst jenen, die er nicht achtete, gegenüber immer gern bereit zu wohlwollendem Rat und tatkräftiger Hilfe. Daß er sich nicht blenden ließ, hat auch sein Verhältnis zum heißgeliebten und bewunderten Sohn fruchtbar gemacht. Er hat die Schwächen seines Kindes nie verkannt oder verdeckt, sondern alles aufgeboten, aus dem genialen Jüngling auch einen pflichttreuen, zuverlässigen und tüchtigen Bürger zu erziehen.
    So ersteht vor uns Leopold Mozart als edler, tüchtiger und gescheuter Mann, als gediegener Meister in seinem Beruf, als vorzüglicher Lehrer. Er ist auch ein trefflicher Gatte gewesen; der höchste Ehrentitel aber, den wir ihm geben können, ist, daß er wirklich in jeder Hinsicht und im idealsten Sinne des Wortes sich als Vater seines großen Sohnes bewährt hat. Wir haben bei Mozart den seltenen Fall, daß ein genialer Mann dem Vater viel näher steht und viel mehr verdankt, als der Mutter. Mit diesem Urteile soll keinerlei Geringschätzung der schönen Anna Maria Pertl, des Pflegekommissärs vom Stifte St. Gilgen Tochter, ausgesprochen werden, die Leopold Mozart am 21. November 1747 als sein Eheweib heimgeführt hat. Ohne geistig hervorzuragen, war sie eine kluge, undvor allem eine gute Frau. Ihrem Gatten, dem sie sich willig unterordnete, war sie in echter Herzensneigung zeitlebens treu ergeben, ihren Kindern ist sie eine liebevolle, zu jedem Opfer bereite Mutter gewesen. Die beiden Ehegatten haben im schönsten Verhältnis gelebt, sie gingen ganz auf in der Erziehung ihrer Kinder, und »das schönste Salzburger Paar«, wie man die beiden zu ihrer Hochzeitszeit gern nannte, strahlte durch das reine und brave Familienleben noch weit leuchtender aus der ganzen Umgebung der Berufs- und Standesgenossen hervor. Die Kinder haben in aller Liebe an der Mutter gehangen, zumeist Wolfgang, der von ihr die Neigung zu heiterem, gelegentlich auch vor derber Komik nicht zurückscheuendem Lebensgenuß geerbt hatte. Diese Art wird den Salzburgern oft nachgesagt, wenn auch nicht immer in der schroffen Form wie Schubart an ihnen tadelte, daß sie »äußerst zum niedrig Komischen« gestimmt sind. Aber es ist sicher, daß Leopold Mozart sich in Salzburg ziemlich vereinsamt fühlte, trotzdem er mit einer Reihe besserer Familien ausgiebigen Verkehr hatte. Er konnte eben für seinen stets auf Weiterbildung bestrebten Geist keinerlei Nahrung finden. Am wenigsten mochte er mit seinen Kunstgenossen zu tun haben, die, zumeist ohne alle tiefere Bildung, rein aufs Technische gedrillte Musikanten, außerdem aber infolge ihres liederlichen Lebenswandels um alles Ansehen gekommen waren.
    Die später so unglücklichen oder doch das ganze Leben verbitternden Beziehungen zu ihrem Brotherrn haben dann das weitere dazu beigetragen, der Familie Mozart die Salzburger und Salzburg zu verleiden. Vor allem finden sich bei Wolfgang, der ja allerdings am meisten unter der Enge der Heimat zu leiden hatte, recht scharfe Aussprüche. Und doch könnte man Mozarts ganze Kunst mit seinem Geburtsort in Beziehung bringen. Die »schönstgelegene Stadt der Welt«, wie Alexander von Humboldt es nannte, wirkt Salzburg wie ein Stück italienischen Südens in deutschen Landen. Eine

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