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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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sie in größter Armut zurücklassen mußte. Er hätte erst recht bitter darüber werden können, weil jetzt die Zukunft sich ihm in so hellem Lichte zeigte. Der steigende Erfolg der Zauberflöte, mußte seine Wirkung tun, die Anwartschaft auf eine gut besoldete Stellung hatte er in der Tasche. Und jetzt zum erstenmal erschienen auch Edle, die als Pflicht erkannten, dieses wunderbare Genie so von aller Lebenssorge zu befreien, daß es nur dem freien Schaffen seiner Werke sich hingeben konnte. Ungarische Adlige hatten sich verpflichtet, ihm jährlich tausend Gulden gegen die kleine Gegenleistung einiger für sie geschaffener Kompositionen anzuweisen. Noch höher war der Betrag, den unter der gleichen Bedingung ein Kreis von Amsterdamer Musikfreunden ihm anbot. – Dennoch wahrte dieser Sterbende, dessen Charakter man so oft verkleinert hat, den man zu würdigen glaubte, wenn man sagte, er sei als Mensch bis ans Ende ein Kind geblieben, eine wahrhaft sokratische Haltung. Seine Kunst verließ ihn nicht. Die Uhr in der Hand verfolgte er in Gedanken in den Abendstunden die Aufführungen seiner Zauberflöte und summte die Stellen der Musik mit, die nun gerade im Theater nach seiner Berechnung ertönen mußten. Vor ihm lag die Partitur des Requiems. Mit seinem Schüler F. Süßmayr ging er noch am Todestage die nach seiner Art nur in den Singstimmen skizzierten unfertigen Teile des Werkes durch. Was vollendet war, brachte er zum Erklingen, wobei er selbst die Altstimme sang. Es war am Tage vor dem Tode des Nachmittags um zwei Uhr, als sie zum letztenmal so miteinander sangen. Bei jenem »Lacrimosa«, das heute noch den Hörer zu Tränen rührt, vermochte sich Mozart nicht mehr zu halten. DieSicherheit, sein Werk nicht vollenden zu können, übermannte ihn zu heftigem Weinen.
    In welchem Zustande Mozart seinen Schwanengesang hat hinterlassen müssen, wird trotz aller Forschung niemals genau festzustellen sein. Wir wissen, daß er die beiden ersten Sätze, Requiem und Kyrie , in vollständiger Partitur niedergeschrieben hat. Das » Dies irae « war in der Partitur ganz entworfen, die Singstimmen vollständig ausgeschrieben, für die Orchestration alles Besondere so weit angedeutet, daß die Besprechungen, die er mit Süßmayr hielt, diesen wohl instand setzten, hier genau Mozarts Willen auszuführen. Noch vor dem Dies irae hatte er die beiden Sätze des Offertoriums, Domine Jesu Christe und Hostias, in vollständigem Partiturentwurf beendigt. Nach Süßmayrs Angaben hat dieser Sanctus, Benedictus und Agnus Dei ganz neu verfertigt. Wenn das wahr ist, so ist es Süßmayr in diesem einen Falle gelungen, nicht nur Mozarts Handschrift bis zur Täuschung nachzuahmen, sondern einmal in seinem Leben auch etwas zu komponieren, was Mozarts würdig war. Wahrscheinlich hatte Mozart in seiner Art viel mehr bereits geschaffen, als er niedergeschrieben hatte und hatte davon Süßmayr vorgespielt.
    Wie dem auch sei, das Requiem gehört zu den herrlichsten Werken religiöser Tonkunst, die wir besitzen. Man hat aus der starken Beeinflussung durch Händel, die dieses Werk auch in der Anlehnung einiger Motive an Händelsche Themata zeigt, zuweilen den Schluß gezogen, daß Mozart vielleicht eine ähnliche Entwicklung genommen hätte wie zuvor Händel, der auch jahrzehntelang ganz in der Opernkomposition aufgegangen war und sich zum Schlusse in religiösen Oratorien das ihm eigenste Betätigungsfeld schuf. Wenn wir es nicht aus der Biographie wüßten, so würde es uns dieses Requiem bestätigen, daß Mozart immer eine tief religiöse Natur gewesen ist. In sein Verhältnis zur Kirche ist jedenfalls niemals etwas Feindliches eingetreten. Seine Schwägerin Sophie hat uns berichtet, daß es ihr nur schwer gelang, am Sterbetage Mozarts einen Geistlichen zu einem Besuche bei demselben zu bereden. Das ist begreiflich, wenn man bedenkt, daß damals in den kirchlichen Kreisen wieder die strengeGegnerschaft gegen die Freimaurerei aufgelebt war, in der bereits 1738 Clemens XII. über alle Mitglieder der Freimaurerei die Exkommunikation verhängt hatte. Trotzdem muß das doch auch jetzt nicht so streng gehandhabt worden sein, wie Mozarts kirchliches Begräbnis und seine kurz zuvor erfolgte Ernennung zum künftigen Domorganisten beweist. Aber wie dem auch sei, Mozart selbst muß sich dieses Widerspruches nicht bewußt gewesen sein, sonst hätte er sich auch kaum um jenen Kapellmeisterposten beworben, der es mit sich gebracht hätte, daß ein großer Teil

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