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Mr. Lamb

Mr. Lamb

Titel: Mr. Lamb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Nadzam
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drehte sich kichernd mit der Zigarette in der Hand zu ihren Freundinnen um.
    »Na, mach schon«, sagte er. »Steck sie in den Mund, und ich zünde sie dir an. Eine Dame zündet sich ihre Zigarette nicht selbst an.« Sie steckte die Zigarette zwischen die Lippen und zog die Augenbrauen hoch. »Gut so. Halt schön still. Guck nicht auf die Zigarette, sieh mich an«, sagte er und berührte ihre Zigarette mit dem brennenden Ende seiner eigenen. »Zieh. Mach. Mach einen Zug.« Er richtete sich auf, und sie stieß den Rauch aus.
    »Und?«, sagte er. »Was kriege ich zum Lohn?«
    Sie hielt die halb brennende Zigarette zwischen zwei Fingern und zog die Stirn kraus. »Ich habe nichts.« Ihr schien beklommen zumute. Sie hob die Hand, als wollte sie die Zigarette zurückgeben.
    »Kein Geld?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Was ist in der Handtasche?«
    Sie hielt sie hoch, als wäre sie ihr gerade wieder eingefallen. »Make-up«, sagte sie. »Nichts.« Ihr Blick sprang zur Seite, als wüsste sie, dass sie eigentlich nicht an diesem Ort sein sollte. Hinter ihr sagte das blonde Mädchen etwas zu dem anderen, und die beiden lachten. Offenbar machten sie sich auf Kosten des hässlichen Mädchens vor Lamb lustig. Dumm. Und gewagt. Wussten sie überhaupt, wer er war? Warum er da stand, allein und im schwarzen Anzug? Was für ein Herz, falls überhaupt eins, in seiner Brust schlug? Und machten sie sich nicht auch über ihn lustig? Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette und zerdrückte sie dann an der Sohle seines eleganten, gewienerten Schuhs. Das Mädchen sah zu, wie er die letzten Tabakfäden zu Boden warf und den Filter in seine Hosentasche steckte. Es ging kein Wind, kein Vogel sang, keine Stimmen riefen.Der Himmel war niedrig und weiß und warm, wie jemandes Geist.
    »Wünschst du dir nicht, dass du früher geboren wärst?«, sagte er und blickte über ihren Kopf auf den fleckigen Asphalt. Das sommersprossige Mädchen sah zu, als er ihr die Zigarette aus der Hand nahm, die Asche abschlug und sie ihr wieder zwischen die Finger steckte. Eigentlich wollte sie jetzt gehen – aber sie lehnte sich ein wenig auf den Absätzen zurück und sah zu ihm auf.
    »Sag mal, machen deine Freundinnen das öfter, dass sie solche Wetten mit dir veranstalten?«
    »Kann sein.«
    Er deutete mit dem Kinn auf seinen Anzug. »Ich komme von der Beerdigung meines Vaters.«
    »Oh.«
    »Warst du mal bei einer Trauerfeier?«
    Sie zog die Nase kraus und sah ihn an.
    »Das ist wie eine Beerdigung.«
    Sie schüttelte den Kopf. Er blickte auf ihren Scheitel. Ein rosa Streifen Haut zwischen Haaren, so hell, dass sie fast weiß waren. »Hör mal«, sagte er, »deine Freundinnen lachen dich aus. Weißt du das?«
    Sie zog die Seiten ihres lila Tops über die Schultern, erst die eine, dann die andere. Sie rutschten wieder runter.
    »Ich gebe dir einen Rat, einverstanden? Ein Gefallen.«
    Sie zuckte die Schultern und hob die Hand, als wollte sie sagen: Aber Sie haben mir schon die Zigarette gegeben.
    »Nein«, sagte er, »diesen Rat wirst du nicht vergessen. Ich gebe dir die ganze Schachtel Zigaretten, okay?« Er nahm sie aus seiner Tasche und steckte sie mit großem Getue in ihre Handtasche. Ihre Freundinnen sahen jetzt zu ihnen herüber. Er hatte erreicht, dass sie aufmerksam zusahen. »Im Tausch erlaubstdu mir, dass wir deinen Freundinnen was vorspielen. Besonders Sid. Damit sie was begreift.«
    »Ich weiß nicht.« Sie kniff die Augen zusammen. »Wie, was vorspielen?«
    »Wir machen ihnen Angst.«
    »Wie?«
    Er packte das Mädchen knapp über dem Ellbogen am Arm, und sie zuckte zurück, als wäre sie gerade aufgewacht. Plötzlich ging alles schneller. Der Himmel schien heller, die Autos schienen schneller zu fahren. »Wir tun so«, sagte er leise und rasch und zog sie schon zu seinem Ford, »als wollte ich dich entführen. Ich zerre dich mit mir, genau so – « Sie ließ die Zigarette fallen und stolperte über ihre zu großen Sandalen. »Und ich ziehe dich zu meinem Auto«, sagte er und tat genau das. »Du schreist nicht, aber du siehst dich zu ihnen um, okay? Damit sie wissen, dass du Angst hast.« Unwillkürlich tat das Mädchen, was er gesagt hatte. »Du brauchst keine Panik zu bekommen«, sagte er. »Wir wollen deinen Freundinnen nur Angst machen. Das geschieht ihnen recht, oder? Ich tu dir nicht weh.«
    »Nein«, rief sie. »Nicht.« Er öffnete die Fahrertür des blauen Explorer, hob und schob sie hinein und auf den Beifahrersitz. Es dauerte keine

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