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Mr. Lamb

Mr. Lamb

Titel: Mr. Lamb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Nadzam
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Telefon auf und wählte Linnies Nummer.
    »Linnie. Ich bin’s. Ja, sicher, ich weiß, ich weiß.« Er flüsterte. »Es tut mir leid, Baby. Was? Hör zu, ich kann nicht lange sprechen.Cathy ist unten.« Plötzlich traten Tränen in seine Augen, und das Hotelzimmer verschwamm. »Ach, hör bitte auf. Das stimmt nicht, Linnie. Ich schwöre es dir, okay? Die reine Wahrheit.« Er sprach ganz leise. Auf dem Flur gingen ein Mann und eine Frau an seinem Zimmer vorbei. »Hör zu«, sagte er, »ich liege nackt auf dem Bett.« Er umfasste seinen Schwanz und fragte, ob sie mit ihm reden würde. Fünf oder sechs Minuten. Und er versprach, dass sie bald zusammen ein Wochenende verbringen würden. Ja, Cathy würde demnächst verreisen, er würde ihnen ein Zimmer besorgen, dann drehte er den Kopf auf die Seite, damit das Telefon an seiner Schulter liegen konnte, und legte auch die andere Hand auf sein Geschlecht.
    Als sie fertig waren, stellte er den Fernseher an und wieder aus und saß mit dem Handtuch im Schoß auf dem Bett. Draußen war es jetzt dunkel, und er betrachtete sein nacktes Spiegelbild, während er sich anzog. Er ging allein in die in Flieder und Beige gehaltene Bar auf einen Drink. Am Ende waren es drei. Er kriegte das Mädchen nicht aus dem Kopf. Er hoffte, er hatte ihr nicht wehgetan. Er hatte sich die Sache nicht richtig überlegt. Aber er hatte ihr nicht wehtun wollen. Dazu war er nicht der Typ.
    * * *
    Mitten am Arbeitstag in der kleinen Firma, in der Lamb zusammen mit Wilson die letzten neunzehn Jahre gearbeitet hatte, nahm er die Baseball-Mütze seines Vaters vom Stuhl bei der Tür zu seinem Büro und ging. Er fuhr durch die Stadt, durch den stickig-schwülen Dunst, und kehrte zu dem Parkplatz zurück, wo er das Mädchen am Tag zuvor gesehen hatte. Er setzte sich an die Bushaltestelle und war nicht überrascht, als er sie wenigeMinuten später auf dem heißen Gehweg auf sich zukommen sah, in einem langärmeligen Oberteil und langen Hosen, trotz der Hitze. Irgendwie – aber wie? – hatte er gewusst, dass sie kommen würde. Er wusste immer alles. Nichts auf der Welt war für ihn eine Überraschung. Was man sich vorstellen konnte. Was man fühlen konnte.
    »Bist du wieder auf Zigaretten aus?«, fragte er. »Denn ich habe gestern aufgehört. Ich rauche nicht mehr.«
    Keine Antwort. Arme verschränkt, der Mund eine schmale, zusammengepresste Linie.
    »Solltest du nicht in der Schule sein?«
    »Ich bin abgehauen.«
    »War das eine gute Idee?«
    »Die haben mich nicht mal angerufen«, sagte sie. »Um herauszufinden, ob Sie mich umgebracht haben oder so.« Ihre Worte hingen schwer in der Luft um sie herum.
    Lamb runzelte die Stirn. »Das tut mir leid«, sagte er. »Wirklich.«
    Sie setzte sich auf die Bank, zwischen ihnen ein halber Meter Abstand. »Und nach der ersten Stunde? Da hat Sid gesagt: He, ich habe gehört, was du mit dem Typen gestern gemacht hast. Sie sagte, alle würden darüber reden.« Das Mädchen sah ihn an. »Sie meinte Sie.«
    »Woher willst du wissen, dass sie mich meinte? Hat sie mich beschrieben?«
    Das Mädchen verdrehte die Augen.
    »Nein«, sagte er, »ich meine das ernst. Hat sie mich überhaupt richtig gesehen? Denn falls es dir noch nicht aufgefallen ist« – er drehte den Kopf in die eine Richtung, dann in die andere, damit das Mädchen ihn von beiden Seiten im Profil sehen konnte –, »ich bin nämlich richtig alt.«
    Fast hätte sie gelächelt.
    »Hör zu«, sagte er. Er sah sie von oben bis unten an. »Ich bin froh, dass du heute was Anständiges anhast.«
    Sie warf ihm einen Blick zu.
    »Wie heißt du?«
    »Tommie.«
    »Tommie?«
    »Wollen Sie sich jetzt über meinen Namen lustig machen?«
    »Es ist ein schöner Name.«
    »Gar nicht wahr.«
    »Doch, wirklich.«
    Sie zuckte mit den Schultern und schlang sich die Arme fest um den Oberkörper.
    »Hör zu, Tommie. Es tut mir leid, dass deine Freundinnen so gemein sind. Es sieht so aus, als wäre ich schuld, oder?«
    Nichts.
    »Aber guck doch. Hier sitzen wir beide, nicht?«
    Nicken.
    »Warum bist du wieder hergekommen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Ich habe gestern an dich gedacht«, sagte er. »Ich hab mir Sorgen gemacht, dass ich dir wehgetan habe.«
    Sie starrte auf den Bordstein.
    »Darf ich dir was sagen?«
    »Was?«
    »Sommersprossen wie deine habe ich noch nie gesehen. Entschuldige, wenn ich gestarrt habe.«
    »Sie sind sch-hässlich.« Sie sah ihn an.
    »Also, ich weiß nicht, was das bedeutet, aber mir gefällt nicht, wie es

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