Mr Pink Floyd
glauben, ich ja anfangs auch nicht, aber die durch Verzerrungen entstellte Stimme ist nicht die von Roger: Es ist Syds.
Daraus ergeben sich folgende Möglichkeiten: Entweder stand Roger 1969 ein Band zur Verfügung, auf dem bereits die wahrscheinlich von Syd selbst bearbeitete Stimme drauf war; oder er hat sich irgendeine Aufnahme von Syds Stimme genommen und diese verzerrt; oder er ist heimlich zu Syd gegangen und hat mit ihm zusammen den Song gemacht; oder Syd ist in ihn gefahren und hat wie ein Bauchredner in ihm gesprochen; oder aber … oder Roger war Syd, der in dessen Kopf hineingekrochen ist, kurz nachdem er körperlich zusammengebrochen war … Denkt daran, was Roger in Brain damage sagt: Der Verrückte ist in meinem Kopf, jemand ist in meinem Hirn, aber ich bin es nicht… Davon abgesehen, muss man sich über das alles nicht wundern, wenn selbst ein einfacher Techniker wie ich, nur weil er vor vierzig Jahren an einer Platte von ihnen mitgearbeitet hat, jede Nacht von einem Kreischen aufwacht, das aus seinem Kopf kommt?
DREIUNDFÜNFZIGSTE ZEUGENAUSSAGE
Robyn Hitchcock (2)
1980 habe ich einen Song für ihn geschrieben. Er trägt den Titel The man who invented himself und erzählt, dass er wie ein Pfeil am Himmel von irgendwoher aufgetaucht ist und sein Licht so auf alles gestreut hat, als wäre er nie gestorben. Während ich den Song schrieb, fällt mir gerade ein, hatte ich die letzten Szenen aus 2001 – Odyssee im Weltraum im Kopf, als Dave Bowman die Unendlichkeit erblickt und am eigenen Leib erfährt, als er stirbt und wiedergeboren wird … Wer weiß, ob Syd dieselben Visionen hatte, als er die ersten Lightshows entwickelte, sicher ist auf jeden Fall, dass visuell nichts so gut wie diese ausgezeichnete Sequenz von Kubrick ihre … seine Musik wiedergibt… Wir dürfen nicht vergessen, dass ihre Megaspektakel Töchter dieser wegbereitenden Lightshows sind, und dass sowohl die einen als auch die anderen dafür herhielten, ihren Anblick zu verdecken… Je spektakulärer das Konzert, umso unsichtbarer die Musiker, nur Armleuchter haben von kommerziellem Gigantismus sprechen können, in Wahrheit war ihr Rock ein klösterlicher Rock, das Dunkle, der blendende Glanz, die Leinwände, der Nebel, die Doppelgänger, die Ziegelsteine, alles diente nur dazu, sie zu verdecken, selbst die rührende Plastikfolie auf der allerersten Esquire … Erinnert euch an Flaming , als er sang, ihr könnt mich nicht sehen, aber ich kann euch sehen… Damals galt es dem Publikum, dann seinen Kumpels, wer weiß, ob es auch mir gilt.
Betrachtung
Das rosa Monster wand sich um den Nacken des flüssigen Monsters und schnappte zu. Wie stets in solchen Momenten riss das flüssige Monster mit seinen Krallen tiefe, fleischige Wunden in den Rücken seines Anverwandten. In einem dicken Schwall strömte hellrotes Blut an dem sich vereinigenden, zitternden Körper herunter, rosafarbenes Blut, das auf den Boden und immer weiter floss und floss.
Anmerkung
Die Zitate aus The wind in the willows von Kenneth Grahame (1908) stammen aus der deutschen Version von Harry Rowohlt ( Der Wind in den Weiden , Zürich, Kein & Aber, 2004).
Die Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel »Rosso Floyd« bei Giulio Einaudi editore s.p.a., Turin.
Die Bücher der Edition Elke Heidenreich erscheinen im C. Bertelsmann Verlag, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House.
1. Auflage
© der deutschen Erstausgabe 2011 by Edition Elke Heidenreich bei C. Bertelsmann, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
© der Originalausgabe 2010 by
Giulio Einaudi editore s.p.a., Turin.
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
eISBN 978-3-641-06886-8
www.edition-elke-heidenreich.de
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