Mr. VIP - Nix Romeo und Julia! Turbulenter, witziger Liebesroman - Liebe, Lust und Leidenschaft... (German Edition)
losgefahren war.
Wütend raffte Julia ihr Gepäck an sich und machte sich auf die Suche nach dem Taxistand. Sie fand ihn auf der Frontseite der Ankunftshalle. Total erledigt von den Aufregungen der letzten Stunden wollte sie gerade in eines der Taxis steigen, als Thorbens Stimme hinter ihr erklang.
„Ich dachte, wir fahren zusammen nach Palamos?“
Mit einem Schrei fuhr Julia herum. Heißer Zorn wallte in ihr hoch als sie das breit grinsende Gesicht sah, das ihr aus dem heruntergelassenen Beifahrerfenster entgegensah.
„Wo zum Teufel haben Sie gesteckt?“
Thorben Gehrich bedachte sie mit einem spöttischen Blick.
„Haben Sie schon mal einen Mietwagen abgeholt, den Sie nicht erst auftanken mussten?“
Julia biss die Zähne zusammen. Sie hätte sich für ihre Doofheit am liebsten selbst in den Hintern getreten und das mit Anlauf! Thorben hatte schließlich recht, keine Leihwagenfirma stellte ihren Kunden vollgetankte Autos bereit. Fürs Benzin musste der Kunde schon selbst sorgen.
Wortlos raffte sie ihr Gepäck zusammen, warf alles auf den Rücksitz und stieg zu Thorben Gehrich ins Auto. Eigentlich wäre sie viel lieber selber gefahren, aber da er nun schon das Steuer übernommen hatte, hielt sie den Mund und lehnte den Kopf gegen die Nackenstütze. Sollte er eben fahren!
Dass das nicht zu seinen Stärken gehörte, merkte Julia allerdings schon nach wenigen Metern. Wenn der Verkehr in Paris verrückt ist, der Verkehr in Barcelona ist mörderisch!, denn hier fuhr man ausschließlich nach Gehör. Es war das absolute Chaos! Julia hatte noch nie so intensiv mit ihrem Schutzengel gesprochen wie in diesen Minuten, in denen Thorben Gehrich mit ihr durch die Stadt kurvte, bemüht, sich seine wachsende Verzweiflung nicht anmerken zu lassen.
Schließlich, als er von zwei Bussen in die Zange genommen und beinahe zwischen ihnen zerquetscht worden wäre, reichte es Julia.
„Himmel, wollen Sie uns umbringen?“
„Nein!“, brüllte Gehrich zurück und umkrampfte das Lenkrad so fest, als wäre es seine allerletzte Rettung.
Die Busse bogen ab, wobei der eine um ein Haar die Motorhaube des Seats rasiert hätte, dafür tat sich nun vor dem unglücklichen Thorben ein riesiger Verkehrskreisel auf. Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn, während er versuchte, den Seat in den stetig fließenden Verkehr einzureihen. Irgendwann gelang es ihm, allerdings auf derart halsbrecherische Weise, dass Julia die Augen zupresste und sämtliche Finger in den Rand ihres Sitzes krallte. Ihre Gedanken weilten bei Roman und seiner Frau und den Kindern, die die beiden vielleicht irgendwann bekommen würden. Nicht, dass Julia besonders erpicht darauf war, Oma zu werden, aber sie hätte die Kleinen doch gerne kennen gelernt, bevor sie an die Himmelpforte klopfte.
Sie riss die Augen auf. Meine Güte, wie groß war denn dieser Kreisel? Irgendwie hatte Julia das Gefühl, dass Thorben seit Minuten im Kreis fuhr.
„Was machen Sie denn?“, schrie sie, als Thorben zum dritten Mal die deutlich gekennzeichnete Ausfahrt nach Palamos verpasste und zu einer neuen Runde ansetzte. Thorben verzichtete auf eine Antwort. Offensichtlich stand er kurz vor einem Nervenzusammenbruch, jedenfalls waren seine schneeweiße Nasenspitze und die Schweißbäche, die ihm nun übers Gesicht strömten, deutliche Anzeichen, dass er kurz vorm Durchdrehen war.
Entweder aus Panik oder um endlich diesem Kreisverkehr zu entkommen, riss Thorben plötzlich das Lenkrad herum und schoss quer über alle Fahrbahnen in die nächstbeste Ausfahrt. Hinter ihnen hupte und quietschte es, Julia war in ihrem Sitz zusammengeklappt wie ein Taschenmesser, doch Thorben bemerkte das alles nicht. Er war einfach nur froh darüber einem Crash entgangen zu sein und jetzt auf einer weniger befahrenen Straße zu fahren.
„Wissen Sie eigentlich, wohin Sie wollen?“, erkundigte Julia sich, nachdem sie ein paar Kilometer gefahren waren.
„Nach Palamos, verdammt!“, lautete Thorbens gereizte Antwort.
„Und wieso fahren Sie dann in Richtung Madrid?“ Julia deutete auf das Hinweisschild, das vor ihnen auftauchte.
„Mach ich doch gar nicht“, behauptete Thorben rechthaberisch und völlig unlogisch.
„Doch!“ Julia war kurz davor aus dem Auto zu springen. „Hören Sie, Thorben, tun Sie sich und mir einen Gefallen, fahren Sie rechts ran und lassen Sie mich ans Steuer. So schlecht wie Sie fahre ich allemal. Vor allem kenne ich mich mit dem spanischen Verkehr ein wenig aus.“
Thorben
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