Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen
hin.«
Tommy saß auf der Erde. Blut spritzte aus seinem Knie und aus seinem Auge, aber er schien keine Schmerzen zu fühlen. Vielleicht konnte sein Gehirn nicht hinnehmen, was soeben emotional und körperlich mit ihm passiert war.
»Nein, das tun Sie nicht. Beide Männer müssen behandelt werden.« Rick bat Orlando, das Krankenhaus anzurufen, und nannte ihm die Nummer. »Sagen Sie, Sheriff Shaw ist hier. Sie sollen sich beeilen.«
Während Harry und Blair die Beamten informierten, lachte Tommy dazwischen und berichtigte kleine Details.
»Wie ist Ben Seifert da hineingeraten?«, wollte Rick wissen.
»Durch Zufall. Er ist auf Cabell Halls zweiten Satz Bücher gestoßen, in denen er die Zahlungen an mich aufgeführt hat. Cabell ist übrigens irgendwo in den Bergen. Ich nehme an, er hat sich aus dem Staub gemacht, weil er dachte, ich würde ihn umbringen. Er wird wohl demnächst wieder runterkommen. Ben erwies sich jedenfalls als nützlich. Er hat mich darüber informiert, wer kurz vor dem Bankrott stand, und ich hab das Land der Leute gekauft oder ihnen zu einem hohen Zinssatz Geld geliehen. Ich hab dann angefangen, ihm das zu vergüten, aber …« Tommy stöhnte, als seine Sinne schließlich einen zuckenden Schmerz wahrnahmen.
Harry ging zu Mrs Murphy und hob sie von der Tür der Box herunter. Sie vergrub ihr Gesicht im Fell der Katze. Dann ging sie in die Hocke und gab Tucker einen Kuss. Tränen liefen Harry über die Wangen.
Blair legte seinen heilen Arm um sie. Sie konnte das Blut riechen, das durch sein Hemd und seine Jacke sickerte.
»Die sollten Sie besser ausziehen.« Sie half ihm aus der Jacke. Er zuckte zusammen. Cynthia kam hinzu, während Rick seinen Revolver auf Tommy gerichtet hielt.
»Die ist noch drin.« Cynthia meinte die Kugel. »Ich hoffe, sie hat keinen Knochen zersplittert.«
»Das hoffe ich auch.« Blair war ein bisschen schwindelig. »Ich glaube, ich muss mich einen Moment hinsetzen.«
Harry half ihm in die Sattelkammer und auf einen Stuhl.
Orlando stellte sich neben Rick. Er starrte auf den Mann, den er einmal gekannt hatte. »Tom, du sahst Fitz wirklich verdammt ähnlich.«
Winzige Kniescheibensplitter lagen im Scheunengang verstreut. Ein mattes Lächeln huschte über Toms Gesicht, während er gegen seine höllischen Schmerzen ankämpfte. »Ja, ich hab sie alle reingelegt. Sogar diesen unerträglichen Snob, diese Zicke von einer Schwiegermutter.« Sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerzen, und er rang um Beherrschung. »Ich wäre nie in der Lage gewesen, Little Marilyn zu heiraten. Fitz-Gilbert konnte sie heiraten. Tommy Norton nicht.«
»Könnte sein, dass du sie unterschätzt.« Orlandos Stimme klang beschwichtigend.
»Sie lässt sich von ihrer Mutter gängeln«, bekam er lakonisch zur Antwort. »Aber weißt du, was das Komische ist? Ich habe meine Frau lieben gelernt. Ich hatte nie geglaubt, dass ich jemanden lieben könnte.« Er machte ein Gesicht, als wollte er weinen.
»Wie viel war das Hamilton-Vermögen wert?«, fragte Sheriff Shaw.
»Als ich es sozusagen erbte, war es einundzwanzig Millionen wert. Durch Cabells Verwaltung und mein eigenes Management war der Wert bis zu meiner Volljährigkeit auf vierundsechzig Millionen angewachsen. Es gibt keine Erben. Von den Hamiltons lebt niemand mehr. Bevor ich Fitz tötete, habe ich ihn gefragt, ob er Kinder hat, und er hat Nein gesagt.« Tommy vermied es, sein Knie anzusehen, als würden sich die Schmerzen dadurch in Schach halten lassen.
»Wer bekommt das Geld?«, wollte Orlando wissen. Geld ist nun mal faszinierend.
»Little Marilyn. Das ist doppelt abgesichert. Auf sie ist sowohl mein Testament als auch das von Fitz-Gilbert ausgestellt, das er damals im Oktober in meinem Büro unterzeichnet hat. Vertrauensvoll wie ein Lamm. Es mag eine Weile dauern, aber auf die eine oder andere Weise bekommt meine Frau das Geld.«
»Wie haben Sie Fitz-Gilbert Hamilton getötet?«, erkundigte sich Cynthia.
»Ben hat Panik geschoben. Typisch. Schwach und geldgierig. Ich habe Cabell immer gesagt, dass Ben die Allied Bank nie leiten könnte, wenn Cabell sich zur Ruhe setzte. Er hat mir nicht geglaubt. Ben war aber immerhin so schlau, Fitz aus der Bank und in seinen Wagen zu lotsen, bevor er einen noch größeren Aufstand machte oder ausposaunte, wer er war. Er fuhr mit ihm zu meinem Büro. Ben hatte es darauf angelegt, dazubleiben und mir lästig zu werden. Ich sagte ihm, er solle wieder in die Bank gehen, Fitz und ich würden uns schon
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