Mrs Murphy 03: Mord in Monticello
wollte.
»Ich hab nicht aufgepasst! Ich hätte es wissen müssen. Wie viele Jahre bin ich schon Hüter des Gesetzes? Wie viele?«
»Zweiundzwanzig, Sheriff.«
»Verdammt, man sollte meinen, ich hätte in zweiundzwanzig Jahren was gelernt. Ich hab mich zu schnellen Schlussfolgerungen hinreißen lassen. Dass die Kugel in die .38er passte, mit der Kimball getötet wurde, war für mich ein eindeutiges Indiz. Sicher, Samson hat seine Unschuld beteuert. Mein Gott, neunzig Prozent der schlimmsten Verbrecher in Amerika winseln und beteuern, dass sie unschuldig sind. Ich habe nicht auf meinen Instinkt gehört.«
»Seien Sie nicht so streng mit sich. Das mit Samson sah nach einem klaren Fall aus. Ich war sicher, er würde schon gestehen, wenn er erst eingesehen hätte, dass er uns nicht reinlegen kann. Bei manchen dauert es eben länger, bis der Groschen fällt.«
»Ach, Coop.« Rick ließ sich schwer auf seinen Stuhl fallen. »Ich fühle mich für den Schuss auf Larry Johnson verantwortlich.«
Der Streifenpolizist hielt die kalte Cola an die Glasscheibe. Cynthia stand auf, öffnete die Tür, nahm die Cola und dankte dem jungen Beamten. Sie zwinkerte ihm noch zu, dann reichte sie Rick, der von seinem Ausbruch ganz ausgedörrt war, die Dose.
»Sie konnten es nicht wissen.«
Der Sheriff senkte die Stimme. »Als Larry mich wegen Braxton Fleming anrief, hätte ich wissen müssen, dass die Kuh noch lange nicht vom Eis ist. Kimball Haynes wurde nicht wegen Samsons Veruntreuung getötet, das weiß ich jetzt.«
»He, bei dem Zustand, in dem Samson Coles war, als wir ihn festnahmen, hätte ich geglaubt, er könnte jeden getötet haben.«
»Oh ja, er war außer sich.« Rick stürzte noch einen Schluck Cola hinunter; die Kohlensäure zischte ihm die Kehle hinab. »Er hatte eine Menge zu verlieren, ganz abgesehen davon, dass seine Affäre mit Ansley herumposaunt werden würde.«
»Dafür hat Lucinda Coles auf der Gedenkfeier für Kimball Haynes gesorgt.«
»Kann ich ihr nicht verübeln. Stellen Sie sich vor, wie ihr zumute gewesen sein muss – auf einer Veranstaltung mit der Geliebten ihres Mannes.« Sie sahen sich an.
»Wir haben vierundzwanzig Stunden. Wenn dann keine Todesanzeige in der Zeitung erscheint, sieht das sehr merkwürdig aus.«
»Und wir müssen die Reporter abwimmeln, ohne richtig zu lügen.« Er rieb sich das Kinn. Larry Johnsons Frau war vor einigen Jahren gestorben, und sein einziger Sohn war in Vietnam gefallen. »Coop, wer würde die Todesanzeige aufgeben?«
»Mrs Hogendobber wahrscheinlich, zusammen mit Harry.«
»Gehen Sie zu ihnen und sichern Sie sich ihre Mitarbeit. Sorgen Sie dafür, dass sie noch ein bisschen warten.«
»Oh Mann! Die werden wissen wollen, warum.«
»Bloß nicht – kein Gedanke dran.« Er drehte die Dose zwischen den Händen. »Ich gehe ins Krankenhaus. Ich bin sicher, dass wir uns auf Dr. Ylvisaker und die Schwestern verlassen können. Ich werde rund um die Uhr eine Wache aufstellen, für alle Fälle.« Er stand auf. »Ich muss den Rest der Geschichte haben.«
»Ich denke, Larry hat seinen Angreifer nicht gesehen.«
»Hat er auch nicht. Bevor er das Bewusstsein verlor, hat er mir gesagt, es hinge mit seinem Partner zusammen. Dr. Jim Craig.«
Cooper atmete tief ein. »Dr. Craig wurde an einem eisigen Märzmorgen erschossen auf dem Friedhof aufgefunden. Ich erinnere mich, dass ich das in den Akten über ungelöste Verbrechen gelesen habe, als ich neu bei der Polizei war. Wie passt das wohl alles zusammen?«
»Wir sind noch nicht ganz am Ziel, aber verdammt nahe dran.«
61
Sonntagmorgen um halb sieben nieselte es leicht, kein strömender, aber ein steter Regen, der sich durchaus zu einem richtigen Wolkenbruch auswachsen könnte.
Gewöhnlich begrüßte Harry den Tag mit federnden Schritten, aber heute Morgen schleppte sie sich zum Stall. Der Mord an Larry lastete schwer auf ihrem Herzen.
Sie mischte einen warmen Kleiebrei zusammen, das Sonntagsmahl für die Pferde, der zudem, wie sie glaubte, Koliken vorbeugte. Sie nahm pro Pferd eine Kelle Frischfutter, eine halbe Kelle Kleie und vermischte alles mit heißem Wasser und einer großen Handvoll Melasse. Sie verrührte den Brei und gab als extra Leckerbissen zwei geviertelte Äpfel hinzu. Das und so viel Timotheusheu, wie Gin und Tomahawk fressen konnten, stimmte die Pferde gewöhnlich froh und Harry auch. Aber heute nicht.
Als sie mit den Pferden fertig war, stieg sie die Leiter zum Heuboden hinauf und stellte Simon,
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