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Mrs Murphy 03: Mord in Monticello

Mrs Murphy 03: Mord in Monticello

Titel: Mrs Murphy 03: Mord in Monticello Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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ich hinkam, erkundigte er sich nach meinem Verhältnis zu Colonel Randolph und seinem Sohn. Ich antwortete, es sei ein herzliches Verhältnis.
    Dr. Fenton sagte nichts auf meine Erwiderung. Er deutete nur auf das Elektronenmikroskop. Die Blutprobe darunter wies eine Unmenge weiße Blutkörperchen auf.
    »Leukämie«, sagte ich. »Colonel Randolph oder Wesley?«
    »Nein«, entgegnete Fenton. Er schob eine andere Probe unter das Mikroskop. »Sehen Sie hier.«
    Ich sah eine eigenartige Zellenform. »Diese Zellendeformation habe ich noch nie gesehen«, sagte ich.
    »Es ist Sichelzellenanämie. Den roten Blutkörperchen fehlt das normale Hämoglobin. Stattdessen enthalten sie Hämoglobin S, und die Zellen werden deformiert – sie sehen aus wie Sicheln. Aufgrund dieser Form können die Blutkörperchen mit Hämoglobin S nicht fließen wie normale Zellen, und sie verstopfen Kapillar- und andere Blutgefäße. Diese ›Verkehrsstaus‹ sind für die Betroffenen äußerst schmerzhaft.
    Aber es gibt auch einen weniger ernsten Verlauf, bei dem die roten Blutkörperchen zur einen Hälfte normales Hämoglobin und zur anderen Hämoglobin S enthalten. So ein Patient trägt zwar die Anlagen zur Sichelzellenanämie in sich, aber die Krankheit kommt nicht zum Ausbruch.
    Wenn er jemanden heiratet, der dieselben Anlagen hat, besteht für die gemeinsamen Kinder eine Wahrscheinlichkeit von fünfundzwanzig Prozent, dass sie die Krankheit erben. Das ist ein sehr hohes Risiko.
    Wir wissen nicht, warum, aber Sichelzellenanämie tritt vor allem bei Schwarzen auf. Selten finden sich die Anlagen bei Menschen griechischer, arabischer oder indischer Abstammung. Das Ganze ist vertrackt.
    Kennen Sie diese ganzen Witze, dass Neger entweder träge sind oder Hakenwürmer haben? – Nun, heute ist uns klar, dass es in vielen Fällen die Sichelzellenanämie war.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte; von Kind an hatte ich beobachtet, dass sich die weiße Rasse darin gefällt, harsch über die schwarze Rasse zu urteilen. Daher sah ich mir die Blutprobe noch einmal an.
    »Ist der Schwarze, dem Sie dieses Blut entnommen haben, gestorben?«
    »Der Mann, dem dieses Blut entnommen wurde, lebt, aber er leidet an Krebs. Er hat die Anlagen, aber nicht die Krankheit.« Dr. Fenton hielt inne. »Diese Blutprobe stammt von Colonel Randolph.«
    Verblüfft platzte ich heraus: »Und was ist mit Wesley?«
    »Für ihn besteht keine Gefahr, aber er hat die Anlagen.«
    Als ich nach Hause fuhr, wusste ich, dass ich Colonel Randolph und Wesley die Wahrheit sagen musste. Der angenehme Teil der Nachricht war, dass für den Colonel keine unmittelbare Gefahr bestand. Der unangenehme Teil der Nachricht ist klar. Was Larry wohl dazu sagen wird? Ich möchte ihn mit zu Dr. Fenton nehmen, damit er es selbst sieht.
     
    Larry schob das Buch fort.
    Jim Craig war am 6. März 1948 ermordet worden. Es war nie dazu gekommen, dass er Larry etwas sagte.
    Mit wackeligen Beinen und vom vielen Lesen trüben Augen erhob sich Larry Johnson von seinem Schreibtisch. Er setzte seinen Hut auf und zog sich seinen Sherlock-Holmes-Mantel über, wie er ihn nannte. So war er nicht mehr durch die Straßen von Crozet marschiert, seit er versucht hatte, durch Spaziergänge seinen Herzschmerz zu lindern, nachdem Mim Urquhart ihn im Jahre 1950 wegen Jim Sanburne verschmäht hatte.
    Als die Sonne aufging, war Larry klar geworden, dass seine erste Pflicht Warren Randolph galt. Er rief an. Ansley nahm ab, dann holte sie Warren an den Apparat. Alle Randolphs waren Frühaufsteher. Larry erbot sich herüberzukommen, um mit Warren zu sprechen, doch Warren sagte, er würde Larry am späteren Vormittag aufsuchen. Nein, das bereite keineswegs Unannehmlichkeiten.
    Was aber Unannehmlichkeiten bereitete, war, dass am Samstagmorgen um 7 Uhr 44 auf Larry Johnson geschossen wurde.

 
58
     
    Harry, Miranda, Mim, Fair, Susan, Ned, Mrs Murphy und Tucker sahen mit wachsendem Kummer zu, wie ihr lieber Freund mit einem Laken bedeckt auf einer Trage fortgerollt wurde. Deputy Cooper erzählte, dass Larrys Hausmädchen Charmalene ihn gefunden habe, als sie um neun Uhr zur Arbeit kam. Er lag in der Eingangshalle. Er musste die Tür geöffnet haben, um den Mörder einzulassen, und dann ein paar Schritte zur Küche gegangen sein, als er in den Rücken geschossen wurde. Vermutlich hatte er gar nichts gespürt, aber das war für seine Freunde ein schwacher Trost. Das Mädchen sagte, der Kaffee, den er gekocht hatte, sei frisch gewesen.

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