Mrs. Murphy 19: Mausetot
sich jede dieser Frauen gern an dieses Treffen zurückerinnern, da sie allesamt sehr froh und glücklich gewesen waren.
2
S chlampe«, zischte Thadia Martin.
»Das musst du gerade sagen«, schoss Paula Benton prompt zurück. »Und verflixt, was hast du überhaupt um sechs Uhr abends in meiner Einfahrt zu suchen?«
»Ich habâs nicht mehr ausgehalten. Deine Lügerei macht mich krank, ich habâs bis obenhin satt.«
»Thadia, du bist wieder auf Drogen.«
»Wie bequem. Meine Vergangenheit. Ich habe seit elf Jahren keinen Alkohol oder Koks angerührt. Ich bin stocknüchtern, und das weiÃt du genau.« Thadia zog sich den weichen Kaschmirschal enger um den Hals, wobei ein hübsches Skarabäus-Armband an ihrem linken Handgelenk sichtbar wurde. Sie schob die Hände wieder in die Taschen, weil die Luft an diesem frühen Donnerstagabend eisig kalt war.
»Also, wovon redest du?« Paula verschränkte die Arme.
»Cory Schaeffer.«
»Was hat Cory Schaeffer damit zu tun? Ich assistiere ihm im Operationssaal.«
»Ihr seid ein Liebespaar.«
Paula schlug sich mit der behandschuhten Hand an die Stirn. »Du bist nicht ganz dicht. Scher dich aus meiner Einfahrt.«
»Du hast das ganze letzte Jahr mit ihm geschlafen, das weià ich genau. Ich seh doch, wie du ihn anhimmelst. Wie du unnötig oft in sein Büro gehst und enttäuscht rauskommst, wenn er nicht da ist.«
Weil Paula einsah, dass sie Thadia mit Vorhaltungen nicht loswerden würde, beruhigte sie sich, so gut es unter diesen heiklen Umständen ging. »Erstens, ich schlafe nicht mit Cory Schaeffer. Zweitens, er ist nicht mein Typ. Drittens, er ist gefühlsmäÃig nicht mein Typ. Er will mich dabeihaben, wenn er operiert, drum sehe ich ihn natürlich sowohl in seinem Büro als auch im Operationssaal. Wenn du dich wegen Cory so aufführst, musst du diejenige sein, die in ihn verknallt ist, nicht ich.«
Der attraktive Cory hatte als Student an der Iowa State Uni geboxt. Er war während des Medizinstudiums Amateurboxer geblieben, trainierte noch heute im Heavy-Metal-Fitnessstudio mit Sandsack, Springseil und Boxbirne. Er nahm an Boxkämpfen teil, wenn seine Kondition gut war. Für Thadia sah er bestimmt anziehend aus, wie für jede Frau, die einen muskulösen Mann bewunderte.
Thadias Babygesicht bekam rote Flecken. »Da steckt mehr dahinter. Du lügst.«
»In Virginia wurden schon Leute erschossen, weil sie das von jemand behauptet haben. Das weià ich von den Einheimischen.«
»Ich bin eine Einheimische, und ich sage, du bist eine Lügnerin und eine Schlampe.«
»Wenn es nicht zu viel Mühe macht, worauf begründest du deine irrige Schlussfolgerung?«
»Er verlangt immer nach dir, wenn er operiert, immer. Toni Enright ist als Operationsschwester genauso gut wie du. So könnt ihr zwei nach und vor der Operation so tun, als würdet ihr darüber sprechen. Mich könnt ihr nicht täuschen. Wie gesagt, er könnte wenigstens hin und wieder Toni Enright nehmen.«
»Hör zu. Du bist keine Ãrztin, und du bist keine Krankenschwester. Du bist Drogenentzugsberaterin. Du verstehst nicht so viel von den Vorgängen und Verfahrensweisen, wie du denkst. Ein Hausarzt sieht oder fühlt einen Knoten. Es wird eine Röntgenaufnahme gemacht, eine Mammographie oder ein Kernspin. Es stellt sich heraus, die Patientin hat tatsächlich Krebs. Der Hausarzt schickt sie zu Cory oder einem anderen Chirurgen, der vielleicht eine weitere Diagnose vornimmt. Cory ist sehr gut darin, eine Abnormität bei der ersten Diagnose festzustellen oder in den von ihm angeordneten Untersuchungen weitere aufzuspüren. Er sieht Dinge, die andere übersehen. Wenn er operiert, gehe ich diese Untersuchungen vor der Operation mit ihm durch. Ich sehe nicht immer, was er sieht. Er müsste das nicht machen. Er findet, wir sind ein besseres Team, wenn ich die Testergebnisse kenne.«
»Schwachsinn.«
Paula hob die Hände. »Warum verschwende ich eigentlich meine Zeit mit einer Verrückten? Ich gehe jetzt rein, und du kannst dich aus der Einfahrt verziehen.«
Als Paula sich umwandte, krallte Thadia ihre Hand in ihre Schulter und drehte Paula herum. Paula riss den Arm hoch, weil sie mit einem Hieb rechnete. Thadia zog ihr den Arm herunter. Sie hatte nicht vorgehabt, Paula zu schlagen, doch ihr Skarabäus-Armband blieb an Paulas
Weitere Kostenlose Bücher