Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins
und Liebe bekam ich eine Attrappe. Ein Playmobil-Fake-Piratenschiff sozusagen. Das war ungefähr so cool, wie wenn der echte Winnetou schon damals von Winnetouch gespielt worden wäre. Irgendwie auch gut, aber eben nicht das, was ein kleiner Junge gerne haben möchte. Ich wollte das Original. Und ich habe das auch alle um mich rum spüren lassen, Freude hatte ich nicht an meinem Piratenschiff.
Jahre später habe ich meiner Mutter also diese Geschichte wieder aufgetischt. Sagen wir es so, meine Eltern haben Humor und Größe bewiesen, als sie mir dann zum 32. Geburtstag endlich ein Playmobil-Piratenschiff geschenkt haben. Ich war gerührt, und mein kleiner Sohn hatte nun also, was ich nie hatte: das coolste Piratenschiff der Welt.
Aber genug der Sentimentalitäten. Normalerweise zeige ich nur beim Sport oder bei Wettkämpfen Emotionen. Ich schreie und fluche, ich bin der harte Hund, der im Eiskanal im Wok sitzt, gegen Weltmeister boxt und der vor allem Simon in zahlreichen Shows besiegt hat. Heute ist »Elton vs. Simon« Geschichte, ich habe meine Ruhe und muss mich nicht mehr mit ihm messen. Jetzt reise ich nach Finnland, England, Holland, Frankreich oder Spanien, und wenn der isländische Vulkan mich hätte fliegen lassen, dann wäre ich jetzt in Thailand unterwegs.
Meine neue Show heißt dann auch logischerweise »Elton reist«, und auch hier muss ich mich wieder messen und beweisen. Statt mit einem einzigen Gegner muss ich es nun mit einem ganzen Land aufnehmen. So ein bisschen wie Rambo, nur mit geilerer Figur. Ich reise durch ein Land und muss landestypische Aufgaben bestehen. »Gewinne gegen den Saunaweltmeister Timo Kaukonen im › Mensch ärgere dich nicht ‹ in einer Sauna « lautete beispielsweise eine Aufgabe in Finnland. Der finnische Saunaweltmeister sieht übrigens aus wie Fußballtrainer Winnie Schäfer und hat auch genauso eine Frisur. Was macht Winnie Schäfer eigentlich heute? Der Saunaweltmeister macht jedenfalls nichts anderes als saunieren und kann davon ganz gut leben, wie er mir erzählt hat. Faul rumsitzen und nichts tun bzw. einmal im Jahr in die Sauna gehen, wenn grad WM ist, und dann 45 Minuten drinbleiben, und schon hat er wieder ein Jahr ausgesorgt. Die spinnen, die Finnen. Aber das muss man erst mal schaffen, damit sein Geld zu verdienen! Und nun stelle man sich bitte mal mich vor, wie begeistert ich war über die Aufgabe, mich mit ihm in der Sauna im »Mensch ärgere dich nicht« zu messen bei 90 Grad und 20 Prozent Luftfeuchtigkeit. Die Hitze ist nicht wirklich schlimm, sie ist einfach nur nicht schön, nicht angenehm, aber man hält es irgendwie aus. Unerträglich wird es, wenn es dann zu einem Aufguss kommt. Das ist der blanke Horror. Man sitzt da und schwitzt und schwitzt, es tropft, und die Augen sehen etwas anderes, als man gerne sehen möchte, und auch nicht mehr ganz so klar. Es läuft geradezu in Bächen aus den Poren. Dazu dann diese dämliche Techno-Musik, die sich schnell als mein Herzrasen herausstellt, das nur ich höre, während ich da mit dem Saunaweltmeister sitze. Von Extrem-Saunieren kann ich wirklich nur abraten, denn ein paar Monate nach unserem »Mensch ärgere dich nicht«-Duell fanden im finnischen Heinola wieder Weltmeisterschaften statt. Diesmal mit einem dramatischen Ende, denn nach etwa sechs Minuten in der 110 Grad heißen Sauna kollabierten der russische Finalist Wladimir Ladyschenski und mein Spielpartner Timo Kaukonen. Kurz darauf starb Ladyschenski! Nach diesem tragischen Ereignis wurde die seit 1999 jährlich stattfindende WM abgebrochen. Ich glaube nicht, dass es diesen Wahnsinn weiter geben wird.
Wenn ich da so drüber nachdenke, dann bin ich wirklich ein harter Hund. Zumindest meine »Elton reist«-Redaktion scheint davon auch überzeugt, oder würde sie mich sonst in solche wahnsinnigen Abenteuer schicken? Als ich mich entschieden habe, »Elton reist« zu machen, dachte ich, das wird wie Urlaub. Von wegen.
Sauna ist überhaupt nicht mein Ding. Diese feuchte Wärme, da dreht man komplett durch. Dann doch lieber durch die finnischen Wälder jagen auf der Suche nach selbst gebranntem Alkohol. Bekanntlich ist Alkohol in Finnland ja sehr teuer, was zur Folge hat, dass sehr viele Finnen ihren Alkohol selber brennen, was selbstverständlich illegal und daher verboten ist. Aber es gibt sie zuhauf, diese illegalen finnischen Brennereien. Warum also nicht mal den Elton los schicken mit der Aufgabe im Gepäck, nicht nur so eine illegale Schnapsbrennerei
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