Bissig! (German Edition)
Go, Jess!
"Agent Hartley, beeilen Sie sich! Nehmen Sie SWAT Team Alpha und stürmen Sie diesen Bunker! Es ist mir gelinde gesagt scheißegal, ob wir eine Erlaubnis des Verteidigungsministeriums vorliegen haben oder nicht!" Agent Lewis war mal wieder in Bestform. Sein hochroter Kopf ließ darauf schließen, dass er kurz vor einer seiner berüchtigten Explosionen stand. Gleich würde die Schnappatmung einsetzen.
Jess zog seine schusssichere Weste an und benachrichtigte per Handy die Einsatzzentrale, um seine Leute zu aktivieren.
"Sie leiten den Einsatz und fungieren als Verhandlungsführer, Hartley!", donnerte Lewis.
"Es ist nicht nötig, zu schreien, Boss. Ich bin nicht schwerhörig." Jess seufzte und steckte seine gesicherte Glock 17 in das Halfter. "Ich verstehe nur nicht, warum von Rabenstein nicht als Unterhändler mitkommt. Er hat …"
"Von Rabenstein hat die Scheißerei und sich deshalb gerade krankgemeldet!", keifte Lewis. "Das ist es ja! Schon der dritte Agent heute, der aus der Counterterrorism Division wegen feuchten Fürzen fehlt, und gerade heute haben wir den Hinweis bekommen, wo diese Wichser ihren Hauptsitz haben!" Da war also die Explosion, die Jess bereits erwartet hatte. Der Boss war immer für einen Wutausbruch gut. Später würde er sich für seine Fäkalsprache entschuldigen.
Jess schaute Lewis an und nickte. Mit seiner Ausrüstung rannte er los.
„Diese Wichser“, wie Lewis sie nannte, waren in Wirklichkeit eine Organisation, die sich “AVA“ nannte. Sie stand unter Verdacht, in letzter Zeit für mehrere Fälle von Kidnapping verantwortlich zu sein. Der gemeinsame Nenner der Entführten war überdurchschnittliche Intelligenz, daher betraf es Wissenschaftler ebenso wie andere kluge Köpfe.
Diese Menschen wurden dann ein paar Tage später mit teilweisem Gedächtnisverlust in den Straßen Washingtons aufgefunden. Nur wenige von ihnen waren in der Lage, ihr altes Leben wieder aufzunehmen. Was ihnen genau passiert war und wer hinter diesen Verbrechen stand, konnte das FBI zunächst nicht herausfinden - bis es einem ihrer Ärzteteams gelang, durch Hypnose an die Erinnerungen eines Opfers zu kommen.
Panische Begegnung
Eine Viertelstunde später hielt Jess schon mit dem SWAT-Team vor dem alten Gebäude in der Nähe der Militärbasis Fort Meade. Es war tatsächlich ein Bunker, da hatte Lewis keinen Scherz gemacht.
Er selbst hatte ebenfalls den Kampfanzug der SWAT-Cops angezogen und gab nun seine Anweisungen über ein Headset. Jess war froh, dass für diesen Einsatz das Hostage-Rescue Alpha-Team zur Verfügung stand, denn der Scout des Teams war Jérôme Walker. Sie hatten zusammen die ganzen Ausbildungen absolviert, die für die Agenten der Counterterrorism Division notwendig waren. Außerdem war Jerry sein Freund.
Heute würden sie sich wieder einmal die Leitung des Teams teilen. Jerry hatte ihnen schon die Pläne des Gebäudes auf ihre Smartphones gesendet. Im abseits geparkten Einsatzwagen saß ein weiterer Agent, der das Ganze verfolgte, koordinierte und gegebenenfalls weitere Teams oder Helikopter anforderte.
Jess rief seine Einheit zu sich und grinste Jerry breit an. Sie verstanden sich ohne Worte, sein Kollege lachte mit funkelnden, hellen Augen zurück. Es tat gut, mit ihm zu arbeiten.
„Wir brauchen eine Taktik“, sagte Jerry und deutete auf den Grundriss. Sie scharten ihre Männer um sich und legten eine Strategie für ihr Vorgehen fest.
Bevor sie starteten, räusperte sich Jess und strich sich den Pony aus dem Gesicht, um die Haare hinter seine Schutzbrille zu klemmen. „Denkt daran, es kann sein, dass die Zielobjekte Gefangene in ihrer Gewalt haben. Wir wissen nicht, wie viele es sind und in welchem Zustand sie sich befinden.“
Oberste Priorität eines solchen Einsatzes war es, keine Zivilpersonen unnötig zu gefährden. Er fing einen bestätigenden Blick von Jerry auf. „Dann los!“, gab Jess ohne zu zögern das Kommando.
Ihr Team bezog die Positionen und ihre Spezialisten begannen mit der Sprengung der schweren Eisentür. Mit einem lauten Knall flog sie aus den Angeln. Dicke Brocken verteilten sich im Raum und es staubte heftig. Kaum hatten sich Jess' Augen an die Sichtverhältnisse gewöhnt, führte er die Männer in das Gebäude. Gemeinsam mit Jerry sicherte er Raum für Raum und ihr Team nahm die Mitglieder der Organisation AVA ohne Komplikationen fest. Das Überraschungsmoment war auf ihrer Seite und so verlief alles unblutig.
„Fast zu einfach, was?“,
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