Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)
Aller
Anfang
Heiß
brannte die Sonne auf dem staubigen Boden, lautes Schnaufen bezeugte
die schwere Arbeit der Menschen, die hier lebten. Gewiss waren es nur
Wenige. Die karge Landschaft verwehrte den Schwachen den Zugang zu
diesem Teil des Landes. Heute brach der bisher heißeste Tag des
Jahres an.
Keine
Wolke war am strahlend blauen Himmel zu erkennen. Im Tal zwischen
braunen Felsen und tiefen Klippen befand sich die kleine Expedition,
geleitet von Sofie Sonnenschein.
Sie
hatte ihre langen braunen Haare zu einem Zopf gebunden, stand auf
einer Sanddüne und beobachtete erschöpft ihre Angestellten.
Sofie wusste aus Geschichtsbüchern, wie gefährlich und
ungeheuer heiß es in diesem Land war, und hatte absichtlich
Arbeiter aus einem Wüstenkönigreich ausgesucht. Sie hatte
dringend Männer gebraucht, die dieser Hitze standhalten konnten.
Ihre makellos weiße Haut verriet ihre Vorliebe für
kühleres Klima, das in ihrer Heimat Deutschland vorherrschte.
Trotzdem war sie nach Mieer, einem einsamen Kontinent gekommen, um
diese Expedition zu leiten. Mit ihrem dreckigen Handschuh fuhr sie
sich über ihre schweißnasse Stirn.
Marcel,
ein bärtiger und barscher Spanier blickte zu Sofie auf, als sie
leise stöhnte. Ein offensichtlicher Mix aus Mitleid und
Überraschung ließ seine Stirn in Falten aufgehen. »Sofie,
Sie sehen gar nicht gut aus! Soll ich Luiz rufen? Er bringt sie
zurück ins Lager. «
Luiz,
ein junger Spanier direkt hinter Marcel, hörte das Hacken auf
und drehte sich zu Sofie um.
»Nein
danke Marcel. Ich halte es schon aus. Es ist nur ungewohnt heiß!«,
sagte Sofie und befahl Luiz mit einer schwungvollen Handbewegung
weiterzuarbeiten.
Marcel
grunzte missbilligend und versetzte dem Felsen vor sich einen
weiteren Stoß mit seiner Spitzhacke.
Sofie
wusste, was er dachte. Ungewohnt … sie waren bereits seit zwei
Wochen in Mieer und suchten nach wertvollen Stücken aus der
Geschichte. Selbst nach vierzehn Tagen unerträglicher Hitze und
schwülen Nächten konnte Sofie sich nicht an die
Temperaturen gewöhnen. Vierzehn Tage war es bereits her, seit
sie losgefahren waren. Ihr Magen versetzte ihr einen kurzen Stich.
Sie hatten nicht mehr viel Zeit, etwas
Brauchbares zu finden. Ihr Professor an der Magischen Universität
hatte bereits eine ungeduldige Nachricht auf ihrem Orfon
hinterlassen. Aufgeregt holte sie die magische Kugel aus ihrer Jeans.
Sie hatte ihren Professor noch nicht zurückgerufen, aus Angst er
könnte die Expedition abblasen.
Sie
befanden sich auf den Ruinen der alten magischen Stadt Nefa. Hier
schlummerten Jahrtausend alte Kräfte und Zeugnisse der frühen
Welt Ayorwedens. Nach der magischen Bibel, auch Pangu genannt, lebten
hier vor vielen Hundert Jahren Magier, die viel stärkere Kräfte
hatten als normale Magier. Laut Pangu konnten sie sogenannte Teufel
beschwören. Doch diese Stadt mitsamt ihren Bewohnern verschwand
eines Tages urplötzlich in der Versenkung. Nur diese wenigen
Ruinen waren als Beweis der Geschichte übrig geblieben. Sofie
hatte es geschafft, die Magische Universität dazu zu bringen,
ihre Expedition zu finanzieren. Sie befand sich in ihrem letzten
Semester und wollte als Abschlussarbeit Teile einer längst
vergessenen Stadt ausgraben. Und nun stand sie auf dieser Düne,
unter ihr die sechs Arbeiter, die im glühend heißen Sand
nach wertvollen Überbleibseln aus längst vergangenen Tagen
suchten.
Ein
starkes Schwindelgefühl übermannte Sofie. Das Orfon fiel
ihr aus der Hand und kullerte den samtenen Sand hinunter zu Marcel.
Eine kühle Welle durchfuhr Sofies Körper, während sie
leise aufstöhnte.
»Sofie.
Sie bekommen einen Hitzeschlag! Sie sollten zurück ins Lager.«,
sagte Marcel während
er Luiz zu sich winkte.
»Nein,
ist schon gut! Ich geh alleine, es ist ja nicht weit.« Sie hob
ihre Hand als Zeichen, es wäre alles in Ordnung.
Luiz
blieb mit seiner Spitzhacke im Arm stehen und blickte von Marcel zu
Sofie. Luiz war siebzehn. Sein freundliches Gesicht war braun
gebrannt. Er blickte Sofie mitleidig an.
»Luiz
begleite Sofie zurück ins Lager und kümmere dich um sie!«,
befahl Marcel.
»Nein, es geht
schon, ich
gehe allein!«
Der
sichtlich verwirrte Luiz blieb ein weiteres Mal stehen.
»Wenn
wir heute nichts finden, befinden wir uns morgen auf dem Weg nach
Hause.« Ihre erbitterte Miene ließ Marcel verstummen. Mit
einem Wink schickte er Luiz zurück an die Arbeit. Sofie lächelte
Marcel dankend zu. Diese Geste kostete sie viel Kraft, vielleicht
mehr,
Weitere Kostenlose Bücher