Mum@work: Roman
Griff, Trish, keine Sorge.« Woher weißt du überhaupt davon?
»Das glaube ich nicht! Es ist nämlich alles true, wie soll ich sagen, wahr, was deine Journalistenfreund da sagt.« Clemens ist nicht mein Freund'. »Ach, tatsächlich.«
»Ja, wir in die States haben denselben problems, und noch viele, viele mehr.«
»Das ist ja furchtbar.«
»Nein, das ist just normal. Aber wir müssen sein sehr schnell, damit die Presse über etwas anderes kann berichten. Wir ziehen den Termin für die Launch von unseres neues Internet-Portal um einen Monat vor.«
»Waaaas?«
»Ja, du musst immediately das Pressekonferenz organisieren, das ist noch mal ein Monat früher. Also Pressemappen zusammenstellen and so forth and so on. Ich schicke dir gleich eine Zeitplan.«
»Aber die Technik für Mum@Work ist doch noch gar nicht fertig.«
»Das macht nichts, wir machen der Kampagne einfach früher, damit die Konkurrenzmedien mit das beschäftigt sind. Und es wird eine wonderful Kampagne werden. Randolph wird kommen, er wird überall sein in Deutschland, überall gleichzeitig.«
»Im Fernsehen?«
»Ja, das auch, aber auch live.«
»Wie soll das gehen? Beamen?«
»Nein, Helikopter. Und wir beide werden ihm begleiten. Wir werden sehr viel Spaß haben.«
Trish steht unter Adrenalin, keine Frage.
»Wir brauchen die größten Säle in das größte Städte von Germany, ou-kay?« »Klar.«
»Und natürlich ein Schraubhu ... well, ein Helikopter, und die üblichen Sachen: Infomappe, Werbegeschenke and so on, you know.« »Okay.«
»Morgen früh ricktige Zeit will ich dann die results haben!« »Trish, sorry, aber bei uns in Deutschland ist es jetzt praktisch Nacht.«
»Well, honey, dann musst du wohl mal arbeiten eine Nacht. Da hat man auch in ein Home-Office viel Ruhe.«
Zwei Uhr. Nachts. Auf meinem Schreibtisch stapeln sich Mailing-Listen, Mum@Work-Pressemappen aus Amerika, zahllose Entwürfe für die deutsche Werbepropaganda, die Flasche Rotwein (drei viertel leer), eine Packung Ferrero Rocher (ganz leer). Kein gesunder Arbeitsstil. Mir ist auch schon ganz flau im Magen. Nun vermeldet ein Schnuller auf meinem Computer auch noch eine Message. Für die geistige Gesundheit scheint mir dieses Programm auch nicht gerade zuträglich zu sein.
Message for Stein from von Curtis on July 27: Die Konzept für das Presseauftritt musst ihr morgen früh bei euch in eures Zentrale besprechen. Schicke gleich Einladungen an alle in Group PR-Germany.
Typisch. Trish hasst Telearbeit und nutzt jede Gelegenheit, um mich in die Konzernzentrale in der Innenstadt zu lotsen - oder auch in einen Hubschrauber, um mit unserem gemeinsamen Chef ganz Deutschland heimzusuchen. Morgen, nein heute, genau in ein paar Stunden, ist es dann also mal wieder so weit - erst mal in der Konzernzentrale. Da poppt schon wieder ein E-Mail-Schnuller auf.
Message for Stein from Baldman on July 27: Hallo, was machst du zu so später Stunde noch in deinem Büro?
Message for Baldman from Stein: Arbeiten natürlich. Die Softwarepannen bei MAMA.Com haben es nun auch über den Atlantik geschafft.
Baldman: Dann sind sie ja schneller als du. :-)
7. Kapitel
Gut zwei Dutzend Mitarbeiter. Nichts weiter. Nur gut zwei Dutzend Mitarbeiter, die jetzt alle auf mein Kommando hören sollen. Sie sitzen um den großen Konferenztisch herum in dem Besprechungszimmer im Ostflügel, von dem aus man einen so grandiosen Blick auf die Außenalster hat. Segelboote ziehen friedlich auf dem Wasser vorbei, auf dem sich die Sonne spiegelt. Sehr harmonisch. Aber irgendwie auch beunruhigend, dass schon wieder die Sonne scheint. Es ist zwar Ende Juli, aber normalerweise ist das nur eine der kurzen Pausen im Hamburger Dauer-November, und selbst die sind eigentlich in zuverlässigen Abständen von grauen Regentagen unterbrochen. Dieses Jahr scheint schon seit Wochen die Sonne - ein klares Zeichen des Klimawandels. Bald werden auf den Elbdeichen keine Schafe mehr grasen, sondern Kamele. Besondere Wochenendattraktion für Hamburgs Kinder: Kamelreiten auf dem Deich.
»Was hat der Deich damit zu tun?«, frage ich den Kollegen Werbechef Nikolaus Meier-Rupp, der leicht an seinen schulterlangen Haaren, dem betont kreativen Blick und dem T-Shirt mit Funktion einer Litfaßsäule zu erkennen ist.
»Ich habe gesagt, das schwappt so über den großen Teich. Die Werbetrends meinte ich. Nichts von Deich.«
»Ah ja, richtig.«
Oh-oh, ich muss etwas abwesend sein. Bestimmt habe ich schon
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