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Muss Lurion sterben

Muss Lurion sterben

Titel: Muss Lurion sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Gesetz.“
    „Und wenn ich eine Waffe gehabt hätte?“
    „Wäre ich weitergefahren. Ich bin zwanzig Jahre in diesem Beruf, und ich lege keinen Wert darauf, in meinen sicheren Tod zu fahren.“
    „Nichantor Hotel.“
    Der Fahrer fluchte. „Das ist eine lange Fahrt für eine so späte Stunde!“
    „Ich kann es nicht ändern. Da wohne ich.“
    Einen Moment dachte Gardner, der Fahrer würde sich weigern ihn mitzunehmen und ihn seinem Schicksal überlassen, a ber zu seiner Erleichterung setzte sich das Auto in Bewegung. – Am Ende der einstündigen Fahrt drehte sich der Mann um: „Vier Einheiten zwanzig, Ser Erdmann!“
    „Auf der Hinfahrt hat es mich nur drei Einheiten zehn gekostet“, knurrte Gardner in der Annahme, er würde übers Ohr gehauen.
    „Nach Mitternacht kostet es mehr.“
    Die Tür war verschlossen und würde sich erst öffnen, nachdem Gardner bezahlt hatte. Widerstrebend rückte er fünf Einheiten heraus.
    „Mögen Sie selig schlummern, Ser Erdmann!“
    „Danke“, grollte Gardner.
    Er ging durch das dunkle Hotel in sein Zimmer, zog sich aus und warf sich aufs Bett. Zum zweitenmal heute Nacht versuchte er, die Augen zu schließen. Aber der Schlaf, der das erste Mal so leicht gekommen war, wollte ihn nicht umfangen.
    Alles, was er an diesem langen Abend gesehen und erlebt hatte, stand wieder vor seinem geistigen Auge auf. Er glaubte, jetzt zu verstehen, wie es um den Planeten Lurion bestellt war. Es war eine Welt, in der alles Böse bis zum Extrem gewachsen war, aber in der Tugenden und gute Eigenschaften niemals Wurzeln geschlagen zu haben schienen. Bis zu diesem Augenblick hatte Gardner kein Anzeichen gesehen, daß es in dieser Welt ethische oder religiöse Grundsätze oder die Auswirkung irgendeiner Kunst gäbe.
    Endlich gelang es ihm, doch einzuschlafen. Aber er wurde früh durch das Schlagen von Türen und durch laute Stimmen wach. Er sah auf seine Uhr und entdeckte, daß er bloß fünf Stunden geschlafen hatte.
    Bei dem Lärm blieb ihm nichts anderes übrig, als aufzustehen. Er duschte und rasierte sich und verließ sein Zimmer. Als er seine Tür versiegelte, kam das Stubenmädchen vorbei und fragte:
    „Was machen Sie denn?“
    „Ich verschließe mein Zimmer.“
    „Wie soll ich denn hineinkommen und saubermachen?“
    „Gar nicht. Ich werde mein Zimmer selbst machen. Sie werden doch nichts dagegen haben?“
    „Wenn die Hotelverwaltung das erfährt, geht es mir schlecht.“
    „Sorgen Sie sich nicht darum. Ich werde Sie verteidigen. Ich werde sagen, daß ich abgeschlossen habe.“
    „Woher soll ich wissen, ob Sie das nicht tun, damit ich meine Stellung verliere?“
    Gardner seufzte und gab dem Mädchen ein Geldstück als Zeichen, daß er es aufrichtig meinte. ,Traut denn in dieser ganzen verrotteten Welt nicht ein Mensch dem anderen’, dachte er verzweifelt, als er im Aufzug stand.
     
6. Kapitel
     
    Nach seinem Frühstück, das er nur mit Mühe und Not heruntergebracht hatte, machte Gardner sich auf, seine Juwelen zu verkaufen. Es war nötig, daß er wirklich in seinem neuen Beruf arbeitete, wenn er nicht riskieren wollte, daß die Behörden Lurions auf ihn aufmerksam würden.
    Der Treffpunkt der Juwelenhändler in dieser Stadt war ungefähr fünf oder sechs Blocks von seinem Hotel entfernt, darum war Gardner auch dort einquartiert worden. Wie in durchweg allen Städten der von Menschen bewohnten Planeten, trafen sich Händler und Interessenten für Edelsteine immer in einem bestimmten Stadtteil, wo sie sich auf der Straße gegenseitig Hände voll Perlen, Smaragden oder Brillanten entgegenhielten und auf die Angebote warteten. Gardner trug seinen Beutel bei sich in der Brusttasche.
    Er war sich klar darüber, daß er vorsichtig mit seinen Steinen umgehen mußte. Es durfte ihm nicht passieren, daß sein Vorrat ausging, bevor mindestens drei Wochen um waren. Er mußte versuchen, vielleicht sogar noch länger zu reichen. Sein Visum war auf die üblichen sechs Monate ausgestellt, aber er scheute die Möglichkeit, auf unbestimmte Zeit ohne Beschäftigung hier sein zu müssen. Er mußte etwas tun, um nicht die ganze Zeit nachdenken zu müssen.
    Er betrat die Börse, in der streng aussehende Lurioni-Polizisten auf und ab gingen. Als erstes mußte er jemand finden, der wie er von der Erde kam. Auch dieser Schritt gehörte mit zu seiner Tarnung. Jeder, der auf einem fremden Planeten ankommt, schaut sich zuerst nach einem Landsmann um.
    Für Gardner war das nur eine drückende Belastung. Er

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