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Muss Lurion sterben

Muss Lurion sterben

Titel: Muss Lurion sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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wußte, daß er selbst in etwa drei Wochen auf der Erde in Sicherheit sein würde, während die Leute, mit denen er sich hier eventuell anfreundete, dem sicheren Tod entgegengingen. Die Erdbewohner, die im Augenblick auf dem Lurion waren, konnten nach den harten mathematischen Berechnungen, die dieses ganze Projekt regierten, als entbehrlich betrachtet werden. Dreitausend Menschen fielen nicht ins Gewicht, wenn es um das Leben von Milliarden von Erdbewohnern ging.
    Gardner sah sich plötzlich einem Kollegen von der Erde gegenüber, der ihn freundlich anlächelte. Es war ein etwa sechzigjähriger Mann von kleiner und gedrungener Gestalt.
    „Ein neues Gesicht! Seien Sie willkommen auf Lurion! Ich bin Tom Steeves.“
    „Roy Gardner“, stellte Gardner sich vor und streckte seine Hand aus, die der andere kräftig schüttelte.
    „Gerade angekommen?“
    „Gestern.“
    „Wie lange wollen Sie hierbleiben?“
    „Sechs Monate. Oder solange, bis ich meine mitgebrachten Steine verkauft habe.“
    Steeves grinste: „Sie müssen sich sehr vorsehen hier, Gardner. Die Lurioni hauen Sie übers Ohr, ohne daß Sie es merken. Sehen Sie mal!“
    Damit öffnete er die Hand, in der drei fehlerlose Saphire lagen. Gardner beugte sich, um sie von nahem zu betrachten. Jetzt galt es, sich nicht bloßzustellen.
    „Wunderbare Steine“, sagte er endlich. „Natürlich habe ich sie nicht genau sehen können.“
    „Natürlich, sie sind wunderbar“, sagte Steeves. „Man könnte sich keine schöneren und vollkommeneren Saphire vorstellen. Leider ist keiner von ihnen echt.“
    „Nein!“
    Steeves lächelte mild: „Sie kommen aus dem Ofen des Guair bin Netali. Und wenn ich nicht selbst gesehen hätte, wie sie gegossen wurden, würde ich nicht glauben, daß sie aus Glas sind. Netali ist einer der besten Fälscher hier. Achten Sie auf seine Arbeit.“
    Steeves steckte die Saphire wieder ein. „Ich bin jetzt zwanzig Jahre hier, Gardner. Ich kenne jeden Trick, den die Lurioni im Juwelenhandel anwenden. Wenn Sie sich einmal nicht klar sein sollten, kommen Sie erst zu mir, bevor Sie einen Handel abschließen! Sie finden mich immer an dieser Ecke!“
    „Danke!“ erwiderte Gardner. „Ich freue mich über Ihr Angebot. Sicher werde ich Ihre Hilfe gut brauchen können.“
    Er lernte noch mehrere Leute von der Erde kennen und wurde bald von Steeves in die Feinheiten des Juwelenhandels eingeweiht. Das war sehr wichtig für ihn, damit die Kenntnisse, die er vor seinem Aufbruch zum Lurion in. einem Hypnosekurs gelernt hatte, wieder aufgefrischt wurden.
    Um halb ein Uhr fand er sich in der Gesellschaft von zwei Landsleuten und einem Ariagoniden, die ihn zum Essen eingeladen hatten. Sie aßen in einem kleinen Restaurant, das von Ariagoniden geführt wurde. Im Vergleich zur lurionischen Küche war das Essen dort geradezu fürstlich. Zur großen Freude Gardners hatte er seinen ersten Erfolg: er verkaufte einen Rubin zu einem sehr günstigen Preis.
    Am Ende des Tages kam Gardner müde und heiser in sein Hotel zurück, aber mit der sicheren Gewißheit, daß er seine Identität als Juwelenhändler mit Erfolg glaubwürdig gemacht hatte.
    Er hatte sich vorgenommen, abends in der Nähe des Hotels zu, bleiben und vor dem Dunkelwerden nicht mehr auf die Straße zu gehen. Sein Leben war für den Plan von zu großer Wichtigkeit, als daß er es in einer so gefährlichen Stadt durch Unvorsichtigkeit aufs Spiel setzen durfte.
    Nach dem Abendessen verbrachte er einige Stunden ,in einem Bistro direkt gegenüber von seinem Hotel, trank etwas Khall und sah den Vorbeigehenden zu. Wenn die Straßen leer wurden, ging er ins Hotel. Wenn er noch nicht schlafen konnte, setzte er sich manchmal für zwanzig Segmente in einen Aufenthaltsraum, in dem zu dem stumpfsinnigen Entzücken der Gäste ein buntes Kaleidoskop lustige Bilder an die Wand warf. Gardner beobachtete die Taschendiebe und ihre verschiedenen Taktiken und kam dadurch gut auf seine Kosten. Gegen elf Uhr ging er dann auf sein Zimmer, las noch ein wenig und legte sich dann schlafen.
    Es war ein einsames Leben.
    Am dritten Tag, als Gardner anfing, diese Routine zu hassen, kam spät am Abend ein Anruf von Smee.
    „Ich wollte Ihnen nur sagen, daß ich morgen abfahre“, hörte er Smees Stimme am Apparat.
    „Gut. Schreiben Sie mir eine Postkarte, wenn Sie angekommen sind!“
    „Wie ist es Ihnen bis jetzt ergangen?“
    „Ich kann nicht klagen“, antwortete Gardner.
    „Gefällt es Ihnen hier?“
    „Es ist ganz

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