Mutiert
Bezirksgouverneur informieren und benötigen Spezialisten hier vor Ort, ansonsten breitet sich die Krankheit unaufhaltsam aus. Bald gibt es nur noch Tote an unserem Fluss. Und jetzt gehen wir wieder an die Arbeit.«
Doktor Williamson wandte sich zur Tür und verließ das Zimmer.
» Ich fürchte, er hat Recht«, antwortete Lila. » Es ist schön, dass Sie uns helfen.«
» Ich bin kein Mediziner, ich bin Sanitäter, aber ich tue, was ich kann«, antwortete der Cabo.
Lila sah ihn dankbar an. » Ich kenne eigentlich gar nicht Ihren Namen.«
Der Cabo schmunzelte. » Mein Name ist Ricardo da Silveira Jesus, aber alle nennen mich nur Cabo. Seit Jahren schon, an diesen Namen habe ich mich gewöhnt. Ich drehe mich nicht einmal mehr um, wenn jemand meinen richtigen Namen ruft.«
Lila lächelte. » Also gut, Cabo, dann machen wir uns wieder an die Arbeit. Wenn wir den Menschen schon nicht helfen können, dann gelingt es uns vielleicht wenigstens, ihre letzten Stunden zu erleichtern.«
14
Dade Police Department in Miami, Florida
Gene saß auf einem einfachen Metallstuhl im Vernehmungsraum der Miami Dade Police. Seine Hände waren mit Handschellen auf seinem Rücken gefesselt. Vor ihm stand ein Metalltisch, auf dem Cavallino Platz genommen hatte. Detective Sergeant Myers hatte sich auf dem Stuhl gegenüber niedergelassen und richtete das kleine Mikrophon des Aufzeichungsgerätes aus.
Gene blickte sich um. Noch immer die gleiche trostlose Umgebung. Außer dem Tisch und vier unbequemen Stühlen gab es nichts in diesem hellgrün getünchten Zimmer. Lediglich die große undurchlässliche Glasscheibe vis-à-vis hielt seinen Blick für kurze Zeit gefangen.
Hier in diesem Zimmer war er auch damals gelandet, nachdem er auf der Straße die Beherrschung verloren und einen jungen Farbigen niedergeschlagen hatte. Damals, als er selbst noch das Abzeichen des Police Departments trug. Die Dienstaufsicht hatte ihn nach diesem Vorfall im gleichen Raum verhört. Hier hatte sich nichts verändert.
» Wir können«, sagte Myers und drückte auf den kleinen roten Aufnahmeknopf des Bandgerätes.
» Gene Mcfaddin, Sie stehen unter Mordverdacht«, begann Cavallino die Vernehmung. » Sie haben das Recht zu schweigen, Sie können auch einen Anwalt …«
» Ich kenne meine Rechte«, schnitt ihm Gene das Wort ab. » Macht mir jetzt endlich die Handschellen ab.«
» Umso besser«, antwortete Cavallino und zog einen kleinen Schlüssel aus seiner Hosentasche. Er trat hinter Gene und öffnete umständlich die Handschellen.
Gene atmete erleichtert auf und rieb sich die schmerzenden Handgelenke. Die Handschellen hatten sich tief in die Haut geschnitten. Er wusste, dass Cavallino diesen Moment auskostete. Schon damals, als sie noch im gleichen Dezernat arbeiteten, war ihre gegenseitige Aversion offensichtlich.
Cavallino zog sich einen Stuhl heran und setzte sich rittlings darauf.
» Fangen wir an«, sagte er. » Warum haben Sie Steve Miller umgebracht?«
Gene lachte auf. » Cavallino, du warst schon immer einfältig, aber offenbar ist es mit dir noch schlimmer geworden.«
Cavallino sprang auf, so dass sein Stuhl umfiel, und packte Gene am Kragen. » Pass auf, du Säufer …«
Myers zog Cavallino zurück. » Bist du verrückt geworden, der Kerl provoziert dich doch nur. Fall bloß nicht darauf herein.«
Cavallino ließ Gene los, stellte seinen Stuhl auf und setzte sich wieder. » Du bist es nicht wert«, murmelte er.
» Wer ist hinter der Glasscheibe?«, fragte Gene an Myers gewandt.
» Niemand«, antwortete Myers.
» Also Schluss mit den Spielchen«, mischte sich Cavallino ein. » Was haben Sie im Haus von Steve Miller gesucht?«
Gene überlegte. » Ich bin Privatdetektiv und arbeite an einem Fall. Steve Miller war ein Zeuge. Er arbeitet bei der Flughafenaufsicht in Opa Locka. Ich wollte mit ihm sprechen.«
» Und weiter?«, fragte Myers.
Gene wandte sich Myers zu. » Ich habe geklopft, und niemand hat geöffnet. Da habe ich im Garten nachgeschaut und sah, dass die Hintertür offen stand.«
» Du hast sie geöffnet«, warf ihm Cavallino vor. » Wir haben die Aussage der Nachbarin.«
Gene überlegte. » Ja«, sagte er trocken. » Ich habe sie geöffnet und bin reingegangen. Ich habe etwas Verdächtiges gehört.«
» Verdächtiges, was war das?«, fragte Myers.
» Der Kerl lügt, wenn er das Maul aufmacht«, zischte Cavallino.
» Ein Geräusch«, antwortete Gene und ignorierte Cavallinos Einwand. » Ich ging rein und fand Miller auf
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