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Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition)

Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition)

Titel: Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rosenberg
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denn kaum fahren wir auf den Hof, geht die Haustür auf, und er steht mit einer Flasche Sekt da.
    »Hallihallo!«, ruft er fröhlich und schwenkt die Flasche.
    Hinter ihm kommt meine Mutter aus der Tür gelaufen und winkt. Sie haben auf uns gewartet und scheinen überglücklich, dass wir endlich da sind. Ein warmes Gefühl macht sich in meinem Bauch breit. Jetzt bin ich mir sicher: Wir haben es ganz bestimmt richtig gemacht. Viele Abende hatten Jens und ich über unsere Pläne geredet und waren uns einig: Was gibt es für ein Kind Schöneres, als mit den Großeltern aufzuwachsen? Wann immer die Kleine Lust und Laune haben sollte, würde sie nach unten gehen und Oma und Opa einen Besuch abstatten können. Auch für uns Eltern stellte sich diese Situation als recht praktisch dar. Das Babyfon würde des Öfteren ins Wohnzimmer der Großeltern wandern und wir uns freier bewegen können. Eine insgesamt sehr angenehme Wohnsituation für alle Beteiligten. Hätte ich damals schon geahnt, was uns Jahre später erwarten würde, dann wäre ich sicher mit Sack und Pack ans andere Ende der Welt verschwunden.
    Ich springe aus dem Auto und umarme meine Eltern. »Na, wie war die Fahrt?«, fragt meine Mutter.
    Zu einer Antwort kommt es nicht, denn im Auto legt unsere Tochter mit einem Wutgeheul los. Ich hatte ganz vergessen, sie abzuschnallen. Eiligst öffne ich ihr die Tür und befreie sie vom Gurt des Kindersitzes. Lena schießt auf ihre Großeltern zu und wirft sie dabei fast um. Meine Mutter strauchelt und hält sich gerade noch am Türrahmen fest.
    »Ui! Du bist aber stürmisch!«, keucht sie.
    Die ganze Fahrt über hat Lena von ihren Großeltern geredet, überlegt, ob sie wohl Geschenke haben würden, gefragt, wie alt sie jetzt seien und was sie uns zum Essen hergerichtet hätten. Jetzt plappert sie auf ihre Oma ein, die aber nichts begreift, weil Lena viel zu schnell redet.
    »Langsam. Ich verstehe kein Wort von dem, was du da sagst«, beschwert sie sich.
    Lena rennt in die Wohnung ihrer Großeltern, die sich bemühen, ihr hinterherzukommen. Wir nutzen den Augenblick der Ruhe, um das Gepäck nach oben zu bringen und mit Sugar eine kleine Runde spazieren zu gehen. Vor dem Haus wieder angekommen, nimmt mein Mann mich in den Arm: »Na? Schön, wieder hier zu sein, oder? Deine Eltern sehen recht glücklich aus«, meint er.
    Das ist mir auch aufgefallen. Ja, es bestätigt mich in unserer einst getroffenen Entscheidung. Meine Eltern sind mittlerweile Ende siebzig und ihre Nerven nicht mehr die besten. Trotzdem sind beide vielseitig engagiert, wie ich später bei einem Glas Wein erfahre.
    »Dein Vater ist immer noch Schulweghelfer«, erzählt meine Mutter stolz. »Jeden Morgen steht er früh auf und geht bei Wind und Wetter an die Kreuzung im Dorf.« Er selbst verzieht die Mundwinkel nach oben, es sieht wie ein gequältes Lachen aus. »Bei Eis und Schnee steht er an der Kreuzung und winkt die Kinder über die Straße«, berichtet meine Mutter stolz.
    Schon in den Jahren, in denen wir noch auf Kreta waren, engagierte er sich in verschiedenen Vereinen sowie in seiner Heimatgemeinde. Als pensionierter Rektor ist die intellektuelle Herausforderung für ihn ein tägliches Muss.
    Jetzt meldet sich auch mein Vater zu Wort: »Ich finde ja, jeder, der gesund ist und seine Pension genießt, kann ein wenig Zeit einbringen. Für mich ist das selbstverständlich.«
    So wie er uns die Worte entgegenschleudert, wirkt er etwas zornig.
    »Was ärgert dich denn?«, frage ich neugierig.
    »Mich ärgert, dass wir immer weniger werden. Nur noch der Sepp und ich. Deswegen muss ich jetzt so oft raus. Von den anderen Großeltern hat keiner mehr Zeit. Die reisen lieber in der Welt herum«, wettert er.
    »Hm, vielleicht hat sie ja keiner gefragt?«, versucht meine Mutter zu beschwichtigen.
    »Ha, ha! Extra Einladung, oder was?«, donnert er zurück.
    Ich würde das gern weiterdiskutieren, aber meine Mutter sieht das anders. Für sie ist es an der Zeit, das Thema zu wechseln. Sie macht dies wie immer sehr gekonnt. Überhaupt ist das Beschwichtigen seit jeher ihre Hauptrolle in unserer Familie. Immer wenn es bei meinem Vater brenzlig wird, greift sie ein und gleicht die aufkommende Disharmonie mit ihrer liebenswerten Art aus. Ein Spruch, ein Witz oder ein rascher Themenwechsel sind ihre Stärke.
    »Weißt du noch, als Vati euch auf Kreta besucht hat?«, fragt sie nun schnell.
    Und schon sind wir bei einem völlig anderen Thema. Wir steigen gern darauf

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