Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)

notwendig sind, darüber streite ich gerne. Es ist eine ganze Latte »oligarchischer, politischer und wirtschaftlicher Strukturen«, die Mutti-Systeme bilden und die deshalb offensichtlich verändert werden müssen: Beispielsweise brauchen wir zur besseren Regier- und Finanzierbarkeit die Halbierung der Zahl der Bundesländer, der Politiker und der öffentlich-rechtlichen Sender, eine Gesundheitsreform als Beziehungs-Medizin (würde Geld sparen und Gesundheit gewinnen), den Verzicht auf den künstlichen Erhalt maroder Strukturen durch Subventionen und Finanzspritzen wie auch auf kostspielige, aber nutzlose Illusionen in der deutschen Klimapolitik. Gleiches gilt für die Zusammenführung von Kosten, Verantwortung und Risiken, vor allem bei Banken und Energiekonzernen und … die Reihe ließe sich lange fortsetzen. Wer das Prinzip hinter den Mutti-Systemen durchschaut hat, erkennt mit einem Blick überall Reformbedarf.
    Ganz wichtig, auch weil so offensichtlich und so weitreichend: Das Mutti-System der Kirchen muss ausgehebelt werden! Wir könnten das fair und sauber schaffen, indem sich Kirchen ganz einfach – wie andere gesellschaftliche Vereinigungen und Gruppen auch – über die direkten Beiträge ihrer Mitglieder finanzieren. Ich weiß: Die Kirchensteuer ist historisch entstanden, als nach den Napoleonischen Kriegen Kirchenterritorien verstaatlicht wurden und zum Ausgleich ebendiese Organisationshilfe angeboten wurde. Aber das ist über 200 Jahre her. Es ist an der Zeit, das eingespielte Machtsystem zwischen Kirche und Staat sowohl im Bereich der öffentlichen Finanzierung wie auch der öffentlich geförderten religiösen Kindererziehung komplett zu überdenken und neu zu gestalten. Wenn die Kirchenmitglieder ihren Beitrag direkt an ihre Gemeinde leisteten, würden sie viel lauter direkte Kontrolle über die Verwendung der Gelder sowie gleichberechtigte Beteiligung von Frauen und demokratische Strukturen fordern.
    Und schließlich: Eine säkulare, aufgeklärte und aufklärende Gesellschaft muss in ihrem ureigensten Selbstinteresse die optimale individuelle Persönlichkeitsentwicklung ihrer Kinder fördern. Selbstverständlich müssen wir daher unseren Kindern die Möglichkeit bieten – zumindest im öffentlichen Raum von Kindergärten und Schulen – wissenschaftlich fundiert und weltanschaulich neutral erzogen und gebildet zu werden. Nur dann werden diese Kinder zu freien Bürgern heranwachsen.
    Das sind radikale Reformen, die ich hier vorschlage, nein, die ich hier fordere. Politikern und Lobbyisten wird das nicht gefallen. Aber auch sie könnten bei einer fundamentalen Reform gewinnen. Sie könnten endlich aufhören zu versuchen, den Anforderungen ihres jeweiligen Mutti-Systems gerecht zu werden, und stattdessen ihre eigenen Lebenswünsche verwirklichen.
    Hinter der glänzenden Fassade geht es uns schlecht. Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir verlieren – im internationalen Wettbewerb, in der Zukunftsfähigkeit und Erneuerbarkeit unserer Gesellschaft, in der Lebensfreude. Also hilft nur eines: die Probleme erkennen, anpacken und aussprechen.
    Wir brauchen starke Mamas und Papas!
    Entmachtet die Muttis und die Mutti-Systeme!
    Das sind wir unseren Kindern schuldig.
    Und das sind wir uns selbst schuldig.

Dank
    Danke sage ich an dieser Stelle meinem Literaturagenten Oliver Gorus und seinem hervorragenden Team, die mich bei diesem Buchprojekt fachlich kompetent und emotional intelligent unterstützt haben. Dem Piper Verlag danke ich für die Unterstützung und die Begleitung des Buches. Ich danke außerdem meinen vielen Patienten und Klienten, die mich so vieles über das Leben gelehrt haben. Den meisten Beispielen von unbekannten Personen, die Sie in diesem Buch finden, liegen reale Beispiele zugrunde, nämlich Fallgeschichten aus meiner Praxis. Natürlich habe ich die Namen und die Lebensumstände so geändert, dass niemand wiedererkannt werden kann.
    Und schließlich danke ich Ihnen, die Sie diese Zeilen gerade lesen: Ein Autor ohne Leser ist nur ein Buchstabentipper.

Literaturliste
    Bücher
    Acemoglu, Daron und Robinson, James: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut . S. Fischer, 2013.
    Bachelet, Prisca: »Die französische école maternelle: Verfrühte Formalisierung von Bildungsprozessen ?« , in: Wassilios E. Fthenakis / Pamela Oberhuemer (Hrsg.): Frühpädagogik international. Bildungsqualität im Blickpunkt. Wiesbaden, 2010.
    Pamela Oberhuemer (Hrsg.):